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Aquarieneinrichtung | 15.04.09, 19:39

Westafrikanische Biotope und ihre Nachbildung im Aquarium

Westafrikanische Fische sind selten leuchtend bunt, doch ihre Schönheit zeigt sich bei genauerer Betrachtung in feingemusterten Farbandeutungen und interessanten Verhaltensweisen. Am besten kommen solche Tiere in naturgemäß nachgebildeten Biotopaquarien zur Geltung. Wie man jene gestaltet, das möchte ich Ihnen nun kurz näherbringen. Ich werde die möglichen Herkunftsgewässer aufzählen und dann Tipps zu ihrer Repräsentation geben. Viel Spaß beim Lesen!

Ein Artikel von Mopani.

Westafrikanische Biotope und ihre Nachbildung im Aquarium
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Pelvicachromis pulcher

Schnellfließender Fluss, Stromschnellenabschnitt

Beispiel:Kongo

Biotop: Flüsse müssen sich an ihrem Oberlauf häufig durch massiven Fels graben.Hier herrscht reißende Strömung vor. Substrat ist eher gering vorhanden und wird ständig bewegt. Daher können sich nur wenige Pflanzen ansiedeln, einige harte Anubias (Speerblätter) oder Aufsitzerpflanzen halten sich aber. Große Felsbrocken und ruhige Teilstrecken verhindern nämlich die Abtragung des gesamten Nährbodens. Stabile Felsen werden abgeschliffen und sind rundlich, während das reißende Wasser poröses Gestein zersplittert. Durch die hohe Menge von Schwebteilchen hat man schlechte Sicht, viele Fische sehen daher eher schlecht. Doch wie überleben sie hier überhaupt? Aufwuchsfresser haben eine spezielle Atemtechnik entwickelt, so dass sie Steine von Algen abweiden können, andere ernähren sich von Kleinstlebewesen, die das Wasser filtrieren. Dieses Umfeld bietet also überraschenderweise reichlich Nahrung.

Meist ist die Schwimmblase stark zurückgebildet, sie würde nichts nützen, da bei Aufstieg in höhere Wasserschichten die Strömung das Tier mitreißen würde. Daher bewegen sich Fische wie Welse und Schmerlen, auf Stein lebende Buntbarsche, etc. meist sprungartig fort und halten sich am Boden auf. In ruhigeren Zonen leben auch Barben und Salmler weiter oben (im Aquarium stört sie die Strömung nicht).

Bild

Das Aquarium:
Um den Fließwassereindruck zu erreichen sollten in einem Bereich einige Pumpen Strömung in eine Richtung erzeugen. Bei der Dekoration bestimmen Steine natürlich das Bild.Man sollte entweder schroffe Brocken oder große Kiesel verwenden, beides wäre ein zu bunter Mix. Diese Steinsammlung wird an instabilen Stellen mit Aquariensilikon verklebt, einige Höhlen sind auch wichtig.

Der Bodengrund, am besten feiner Sand (regelmäßig bewegen, damit er sich nicht verdichtet), wird dann daran aufgehäuft, sodass es wirkt, als sei er dort angespült worden.

Wurzeln fangen den düsteren Eindruck der Felsen ab, sie sind zusätzlich hervorragender Pflanzgrund für Aufsitzerpflanzen. Wenn man am Rand einen Vegetationsgürtel hat, kann man durch ein bepflanztes flaches Holzstück eine Verbindung zwischen dem Trümmerfeld und dem Grünstreifen herstellen.

Womit wir bei der Bepflanzung angekommen sind; ohne würde das Aquarium etwas leer aussehen, doch zuviel vermindert den Eindruck der lebensfeindlichen Strömung. Anubias [link] Crinum [link] Bolbitis [link] und Microsorium-Arten [link] passen hierher. Der pH sollte sich zwischen 7,0 und 7,8, die Temperatur zwischen 25 und 28 °C bewegen.

Fische:
Als bodenbewohnende Aufwuchsfresser kommen die Synodontiswels-Arten (z.B. [link] ) in Frage, im freien Wasser findet man z.B. den Kongosalmler (Phenacogrammus sp.) [link] und pflanzenfressende Distichodus-Spezies [link] (wird aber recht groß!). Als Cichliden-Art ist der Buckelkopfcichlide (Steatocranus casuarius) [link] zu empfehlen. Buschfische (Ctenopoma sp.) [link] wie der Leopardbuschfisch sind auch interessante Vertreter aus dem Kongoeinzug.

Gemäßigt fließendes Flussbett

Beispiel: Niger

Biotop: Manche solcher Gewässer bestehen nur temporär, überschwemmen aber zur Regenzeit oft ihre Umgebung. Ufer- und Sumpfpflanzen reichen nicht selten ins Wasser hinein. Kleine Bäche plätschern in den Fluss, Wurzeln von am Rand stehenden Bäumen ragen ins Wasser. Die seichteren Zonen sind dicht bewachsen,hier bieten sich viele Verstecke.

das Aquarium:
Ein Paludarium bietet sich an. Hier kann man grasähnliche Wasserpflanzen emers (über Wasser) kultivieren, dieselbe wächst dann auch unter Wasser, was die angesprochene ins Wasser reichende Ufervegetation widerspiegelt. Ein normales Aquarium wird zumindest mit zum gedachten Ufer hin ansteigendem Bodengrundversehen. Dieser besteht aus feinem Kies mit gröberer Auflage. Bepflanzt wird hier mit Nadelsimsen (Eleocharis acicularis) [link] oder anderen Graspflanzen (Lilaeopsis sp.) [link]

Weiter ins Flussbett hinein nimmt die Bepflanzung ab. Man schafft durch Pflanzen wie Anubias [link] , Vallisnerien [link] , Hygrophila [link] , etc. einen Übergang.Auch Sumpfpflanzen sind verwendbar. Zusätzlichen Schutz von oben bieten Schwimmpflanzen, besonders mit langen Wurzeln. Beispiele sind Muschelblumen (Pistia stratiotes) [link] und Eichhornia-Arten [link] . Das Wasser sollte weich und leicht sauer sein,evtl. kann man über Torf filtern.

[link]

Fische:
Attraktive Buntbarsche wie Pelvicachromis [link] , Pelmatochromis [link] , Hemichromis [link] , usw. fühlen sich in einem solchem, mit vielen Höhlen und Verstecken eingerichteten Aquarium wohl.
Die schillernden Killifische (eierlegende Zahnkarpfen) [link] sind auch gut geeignet, vor allem länger lebende (semi-annuelle und nicht-annuelle) Arten. Auch einige Barben stammen aus Afrika, z.B. die Rotstrichbarbe [link] .

Teich,Tümpel,Überschwemmungsgebiet:

Biotop:
Wenn zur Regenzeit Flüsse ihre Ufer übertreten und sich anschließend wieder zurückziehen, bleiben viele Pfützen und Teiche im Land. Manche verdunsten schnell, andere überdauern bis zur nächsten Flutperiode. Hier können sich kleine Fische von großen Räubern ungestört vermehren. Große Mengen organischen Materials schaffen ein extrem saures Klima, das Wasser ist auch recht weich.
Durch Sonneneinstrahlung ist das Wasser recht warm (bis 33 °C).Pflanzen finden hier zwar Nährstoffe im Überfluss,doch das Wasser ist recht mineralarm, so dass
v.a. langsam wachsendes Grünzeug eine Chance hat. Wurzeln und Laub von Bäumen geben Huminstoffe ans Wasser ab, auch Verstecke kommen so zustande. Der Bodengrund ist eher sandig-schlammig. Aufwuchsfresser und Schwarmfische des Mittwassers sind hier zuhause.

das Aquarium:
Hier schaffen Braun- und Rottöne von Wurzeln, Falllaub, Sand, Kieseln und Wasser eine "herbstliche" Atmosphäre. Dichte Pflanzengruppen, Sandboden und das Licht großteils abschirmende Schwimmpflanzen bilden einen realistischen Gesamteindruck. Schwarzwasser ist geeignet. Bei anspurchsvolleren Arten wie Killifischen ist eine Torffilterung nützlich.

Fische:
Killifische sind für ein Artenbecken erste Wahl, [link] Schmetterlingsfische (Pantodon bucholzi) [link] sind bizarre Oberflächenfische. Bei Ersteren sind Aphyosemion [link] , Nothobranchius [link] , Epiplatys [link] , etc. erwähnenswert. Meist sind Killis nicht einfach so erhältlich, Versteigerungen der Deutschen-Killifisch-Gemeinschaft (DKG) sind hier eine erwähnenswerte Möglichkeit.

Für beide Flüsse gilt:Will man einen Regenwaldfluss simulieren, kann man mit punktförmigen Strahlern als Beleuchtung arbeiten, um das schummrige, durch die Blätter der Regenwaldbäume nur teilweise durchgelassene Licht nachzustellen.

MaiNdombe-See

Biotop:
MaiNdombe ist ein westafrikanischer Schwarzwassersee. Eine Mischung aus Schlamm und Grus bedeckt den Boden, er liegt in der dem. Republik Kongo und entwässert in den Fluss Kongo. Je nach Jahreszeit misst er mit seiner unregelmäßigen Form 2300 bis 8000 km². Er ist bis maximal 10 Meter tief. Er weist einen pH von 4,2 bis 5,5 auf.Neben bewaldeten Nordufern findet man im Süden eine Mischung aus Wald und Savanne. Hier ragen Wurzeln ins Wasser, in tieferen Bereichen findet man einen Wirrwarr aus Schlingpflanzen.

das Aquarium:
Dieses gestaltet man zum Beispiel mit absteigendem Bodengrund von einer Seite. Hier werden einige Wurzeln (Mopani, Savanne, Mangrove, Moorkien) dekoriert, was zahlreiche Verstecke ergibt. Den Boden mischt man sich aus Sand und gröberem Kies mit Herbstlaubauflage. Im anderen teil des Beckens, neben dem "Ufer", arbeitet man mit einem Mix aus verschiedenen Pflanzensorten:

kleine (Sagittaria [link] , Lilaeopsis [link] , Cladophora [link] , mittlere (Ludwigia [link] , Bacopa [link] und große Nymphaea [link] , Anubias [link] , Cabomba [link] ).

Man achte darauf, dass die Wurzeln und die Uferpflanzen, am besten also Anubias glatt sind und neben dem Tohuwabohu in der Seemitte einen Kontrast bilden. Zwischen die Wurzeln kann man einige größere Kiesel platzieren,um Lücken zu füllen. Natürlich muss es Schwarzwasser sein: Torf in Filter oder Bodengrund, Erlenzapfen und CO2-Zufuhr senken den pH.

Fische:
Nur wenige Arten sind im Handel zu finden, darunter etwa der schöne Transvestitenbuntbarsch (Nanochromis transvestitus) [link] .

Des Weiteren findet man neue Kongosalmler (Alestopetersius sp.), Afrikaner aus langsameren Fließgewässern oder Sümpfen passen sicher auch.

Natürlich kann man auch Bewohner aus verschiedenen Gebieten, die aber dieselben Ansprüche haben und sich gut vertragen müssen, zusammensetzen, auch zum Beispiel Südamerikaner oder Asiaten sind möglich.

Das wären also nachbildenswerte Biotope Afrikas. Ich hoffe euch mit meiner Begeisterung für diesen Kontinent angesteckt zu haben. Geläufige Arten wie Purpurprachtbuntbarsch & Co. sind eigentlich nicht zu schwer zu halten, doch für Abenteurer hat Afrika auch Herausforderungen zu bieten. Man sollte sich für jede Art vorher gut informieren, einige Afrikaner sind für den unerfahrenen Anfang nicht ideal.

Bildquelle: mein Kleiner

Durchschnittliche Bewertung: 9.3 von 10 Punkten - 3 Stimmen

Kommentare

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hallo

» Gepostet von Mopani, 25.09.09, 19:56

Danke!
Hm...Links... Männer und Technik...naja
Bei der unüberschaubaren Anzahl an Arten(hab mir noch ein Buch gekauft :grins: )ist das sowieso subjektiv.Aber schauen wir mal,ob ichs doch hinkriege...
vg


Endlichmal ein Artikel

» Gepostet von barschi, 22.09.09, 22:03

... der mir was bringt. Sehr informativ. Das mit dem Flußbett kann ich mir gut vorstellen, sehr gut das du passende Pflanzen erwähnt hast. Die Link auf die Fischdatenbank klappen leider nicht alle.

_________________
Gruß barschi
Mein Aquarium: [link]
Film:
[link]


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 19.07.09, 13:39

Hier die Links zu den genannten Arten.Doch dies sind nur die bekanntesten Beispiele.Nutzt die Datenbank und findet Eure perfekte Art!Für Fragen stehe ich im Rahmen meines Wissens gerne zur Verfügung.
vg


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 03.07.09, 18:56

maiNdobe ist jetzt auch dabei! grins
vg


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 25.05.09, 20:41

Danke!vg


Kommentar

» Gepostet von Moorkien, 24.05.09, 18:51

hi!
guten artikel hasde da geschrieben!

sehr ausführlich und die bilder sin auch gut zur verdeutlichung!
auch relativ einfach zu verstehen!:thumb:

gl weiterhin!:thumb::fisch:


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 08.05.09, 18:30

danke!vg


Kommentar

» Gepostet von Malawiseefan, 08.05.09, 18:08

Sehr guter Artikel!
- sehr Ausführlich
- gut beschrieben
-verständlich

Supi^^ :thumb:

_________________
Mein Aquarium:
Green Mountains [link]


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