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Fische | 24.01.08, 13:23

Sinnesorgane der Fische

Bisweilen wird in unserem und vermutlich auch anderen einschlägigen Foren rund um die Aquaristik die Frage gestellt, ob Fische sehen, hören oder riechen können. Daher möchte ich in diesem Artikel einmal im Groben näher auf die Sinnesorgane der Fische eingehen.
Die hier gesammelten Informationen habe ich mit „Geduld und Spucke“ aus der Literatur und aus dem Internet zusammengetragen und daraus einen (hoffentlich) verständlichen Artikel verfasst.

Ein Artikel von Pete.

Allgemeines:
Bevor ich nun die einzelnen Sinnesorgane näher beschreibe, möchte ich zum besseren Verständnis einiger Punkte kurz auf das Medium Wasser eingehen, in welchem die Fische ja leben und das infolgedessen maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung ihrer Sinnesorgane besitzt.

Wasser hat im Gegensatz zur Luft eine wesentlich höhere Dichte – einfach ausgedrückt: es ist um das Tausendfache schwerer.
Man könnte auch sagen: Ein Liter Wasser wiegt genauso viel wie 1.000 Liter Luft.

Aus diesem Grunde übertragen sich auch Schallwellen schneller. Messungen haben ergeben, daß sich Geräusche und Laute im Wasser (1500 m/sec.) mit der fünffachen Geschwindigkeit fortbewegen als in der Luft (340 m/sec.).
Dies gilt auch für andere Turbulenzen, wie beispielsweise solche, die durch Bewegungen entstehen.

Welche Konsequenzen dies hat, wird anhand des folgenden Beispiels offenbar:

Beispiel:
Steht man auf einem Bürgersteig und ein Auto fährt mit hoher Geschwindigkeit vorbei, so hört man es durch das Motorengeräusch, welches in Form von Schallwellen durch die Luft übertragen wird, schon aus weiter Ferne.
Je näher das Auto kommt desto lauter wird das Motorengeräusch, da sich die Entfernung des Autos ja zunehmend verringert.
Wenn es dann vorbeifährt, spürt man zusätzlich den Luftzug in Form von entstehenden Turbulenzen, die durch das Auto verursacht werden.

Hätte man nun ein Objekt in derselben Form und Größe wie dieses Auto unter Wasser, das sich auch in derselben Geschwindigkeit und Lautstärke dort fortbewegen würde, so würde man es schon in der fünffachen Entfernung hören können, da sich die Schallwellen mit der fünffachen Geschwindigkeit fortbewegen. Die durch die Bewegung des Autos entstehenden Turbulenzen würde man beim Vorbeifahren aufgrund der höheren Dichte des Wassers fünf mal schneller und mit viel größerer Wucht empfinden.



Die im Beispielkasten erläuterten physikalischen Begebenheiten des Wassers haben einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung einiger Sinnesorgane der Fische, auf die ich nun eingehen möchte.

Kurz vorab:
Ein Fisch kann – genauso wie wir – sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken und ist, abgesehen von einigen Sonderformen, mit den folgenden Sinnesorganen ausgestattet:

- Seitenlinienorgan
- Augen
- Nase
- Ohren bzw. Labyrinthorgan
- Barteln (bei einigen Spezies wie z.B. Welsen)


Das Seitenlinienorgan:
Dieses Organ gibt es, mit Ausnahme einiger Amphibien, bei anderen Lebewesen nicht. Man erkennt es bei vielen Fischen anhand einer mehr oder weniger sichtbaren Linie, die sich in Längsrichtung auf beiden Seiten des Fisches befindet.

Das Seitenlinienorgan ist eines der wichtigsten Fischorgane überhaupt!
Mit seiner Hilfe sind Fische beispielsweise in der Lage, andere sich gerade bewegende Lebewesen wahrzunehmen. Dies geschieht durch die Übertragung der in dem Beispielkasten näher beschriebenen Schallwellen und Turbulenzen, die durch Bewegung oder Laute entstehen.

Man kann das Seitenlinienorgan am ehesten mit einer Art Kanal vergleichen, in dem sich Nervenzellen befinden. Die an den Nervenzellen ankommenden Signale werden durch Nervenstränge an das Gehirn weitergeleitet und dort weiterverarbeitet.

Das Seitenlinienorgan befindet sich in bzw. knapp unterhalb der Haut des Fisches. Bei Fischen, die zusätzlich ein Schuppenkleid besitzen, weisen die Schuppen im Bereich des Seitenlinienorganes kleine Löcher auf. Auf diese Weise ist trotz der Schuppen die Funktionsfähigkeit des Organes gegeben und es ist gleichzeitig geschützt.

Durch das Seitenlinienorgan kann der Fisch Strömungen und Fließgeschwindigkeiten einschätzen, er kann aufgrund des gerade herrschenden Wasserdruckes ausmachen, in welcher Wassertiefe er sich gerade befindet, er erkennt Hindernisse die sich nähern und er kann andere Fische damit erkennen und sogar orten, wie groß sie sind und wo sie sich befinden.
Anhand dieser ganzen Informationen kann der Fisch einschätzen, ob es sich um eine mögliche Beute handelt oder ob er sich selber in Gefahr befindet.

Ein weiterer Punkt ist, daß das Seitenlinienorgan vor einem Zweikampf Informationen über die Stärke des Gegners liefern kann.
Viele werden es schon einmal gesehen haben, dass einige Barscharten vor einem solchen Kampf erst im Kreis schwimmen, dann sich gegenseitig mit den Flossen schlagen und erst dann - wenn es bis dahin keinen Verlierer gibt - kommt es erst zu einem richtigen Maulkampf.
Oft jedoch wendet sich in dieser "Umrundungsphase" oder der anschliessenden "Krafterprobungsphase" vorher schon einer der Gegner ab.


Die Augen:
Die Augen befinden sich bei den meisten Arten seitlich am Körper, wodurch sich ein anderes Sichtfeld ergibt als bei uns Menschen. Während Fische seitlich mit den Augen sehr viel wahrnehmen können, ist das Sichtfeld nach oben stark eingeschränkt. Nach vorne hin haben Fische die beste Sehleistung, da sich die Sichtfelder beider Augen hier überschneiden.

Wie gut Fische sehen können, das heißt, wie gut die Augen überhaupt funktionieren, ist bei den verschiedenen Spezies ganz unterschiedlich ausgeprägt.
Tagaktive Raubfische beispielsweise haben ausgesprochen gute Augen, wogegen nachtaktive Fische eher schlecht sehen können. Bei nachtaktiven Fischen aber sind wiederum die anderen Sinnesorgane besser ausgerüstet, wodurch sie dieses Defizit wieder ausgleichen.

Die meisten Fische sind in der Lage, Farben zu erkennen. Man denke hier nur an das Imponiergehabe von balzenden Männchen oder revierverteidigenden Fischen, die in dieser Zeit ein ganz besonders ausgeprägtes Farbkleid anlegen.

Durch einen speziellen Muskel im Auge können Fische, ähnlich wie beim Einstellen eines Fernglases auf Schärfe, den Sehbereich auf verschiedene Entfernungen optimieren.

Insgesamt sind Fische jedoch kurzsichtig. Objekte in weiterer Entfernung werden nur verschwommen wahrgenommen.


Die Nase:
Vor den Augen befindet sich bei den Fischen die Nase, mit der sie im Wasser gelöste Stoffe „riechen“ bzw. wahrnehmen können. Die Nase ist am Fisch erkennbar durch zwei angelegte Nasenlöcher, die in Kanäle nach innen erweitert werden und in die sogenannten Nasenhöhlen münden. In den Nasenhölen befindet sich dann das Sinnesorgan, welches rosettenförmig ausgebildet ist und aus Riechfalten besteht. Je nach Menge dieser Riechfalten kann der Fisch dementsprechend besser oder schlechter „riechen“.

Mit Hilfe der Nase ist der Fisch in der Lage, nicht nur andere Fische auszumachen, sondern auch festzustellen, ob es sich um Artgenossen und – bis zu einem gewissen Maße – Freund oder Feind handelt.

Die Ohren:
Am ehesten vergleichbar mit den Ohren beim Menschen sind bei Fischen die oberhalb der Augen angeordneten sogenannten Labyrinthorgane, die auch – ähnlich wie bei uns - gleichzeitig als Gleichgewichtsorgan ausgebildet sind.

Vom Aufbau her besitzt jedes dieser beiden Organe drei Bogengänge, unter denen sich sackähnliche Erweiterungen befinden. Durch ankommende Schallwellen werden in diesen Erweiterungen kleine Gehörsteinchen in Bewegung gesetzt, wodurch wiederum Informationen an das Gehirn weitergeleitet werden.

In Abhängigkeit der (Schräg-) Lage, in der sich der Fisch gerade befindet, verändern wiederum auch diese Steinchen innerhalb der Erweiterung ihre Lage, so daß der Fisch auf diese Weise seine gerade vorherrschende Lage einschätzen und als Resultat dazu kommende Bewegungsabläufe berechnen kann.

Bei einigen Fischarten spielt auch die Schwimmblase für das Höhrvermögen eine Rolle. In diesem Fall ist die Schwinmmblase mit dem Labyrinthorgan verbunden.
Durch den Aufbau der Schwimmblase werden ankommende Schallwellen verstärkt und über eine Membrane mit Hilfe eines Verbindungskanals an das Labyrinthorgan weitergeleitet.
Diejenigen Fische, bei denen dieses System so ausgebildet ist, hören mit Abstand am besten.

Die Barteln:
Einige Fischarten wie Welse, Schmerlen, Dorschartige und auch Karpfenartige Fische besitzen darüber hinaus Barteln.

Mit Hilfe dieser Barteln können Gegenstände ertastet werden. Handelt es sich um Futter so wird dies durch in den Barteln befindliche Geschmacksnerven erkannt.

Die Barteln sind oft sehr empfindlich und können schnell Schaden nehmen. Dies kann im Extremfall, also bei starker Beschädigung aller Barteln - so weit gehen, dass der Fisch seinen Geschmackssinn verliert, kein Futter mehr ausfindig machen kann und verhungert. Barteln wachsen aber in der Regel recht schnell wieder nach.

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Ich hoffe, daß ich mit diesen Zeilen ein wenig zum besseren Verständnis über die Funktionalität der Sinnesorgane von Fischen beitragen konnte.
Der Artikel erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit!

Für Kritik und Anregungen bin ich selbstverständlich offen.

Durchschnittliche Bewertung: 9.8 von 10 Punkten - 12 Stimmen

Kommentare

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Kommentar

» Gepostet von Pete, 24.01.08, 23:14

Hallo Olaf,

vielen Dank für diesen Kommentar!
Das gerade von Dir zu lesen freut mich sehr!

Ich muss sagen, ich hab schon eine ganze Weile recherchieren müssen, bis ich die Informationen so zusammen hatte. Aber das Thema hat mich selber auch seit einiger Zeit immer mehr interessiert ud ich wollte der Sache selber mal so richtig auf den Grund gehen.

Insgesamt hab ich dennoch - aus meiner Sicht - noch jede Menge aquaristische Bildungslücken.

Ich werd mich morgen wohl noch mal hinsetzen und Deine Anregungen/Verbesserungsvorschläge in den Artikel einarbeiten.

Dankesehr!

_________________
Gruß, Peter

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Bild


Kommentar

» Gepostet von erfahrungssalmler, 24.01.08, 19:18

er :wink:

_________________
Großes Südamerikabecken (272 l) [link]
Kleines Südamerikabecken (54 l) [link]
noch ein kleines Südamerikabecken (54 l) [link]


Kommentar

» Gepostet von knutschi83, 24.01.08, 13:58

Hi Pete,

frag mal aeterna. Er/sie hat sich doch mal so engagiert, damit Fischbeschreibungen mit Fotos versehen werden. Vielleicht weiß sie das :wink:

LG Dani

_________________
ZWERGKRALLENFROSCH-Artenbecken: [link]
Mein ZKF-Aufzuchtsbecken: [link]

Mein erstes Aqua: [link]
"Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge." [Wilhelm Busch]


Kommentar

» Gepostet von Pete, 24.01.08, 13:55

Hi Dani,

sicher, ein oder mehrere Bilder wären nicht schlecht gewesen. Hatte auch interessante gefunden aber Angst sie zu verwenden. Weiß jemand, ob bei Wikipedia alle Bilder grundsätzlich genommenn werden dürfen?

_________________
Gruß, Peter

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Bild


:thumb:

» Gepostet von knutschi83, 24.01.08, 13:51

Wow! Echt ein toller und verständlicher Artikel. Ich bin begeistert! Endlich weiß man mal, wie sich die Hauptdarsteller in unseren Aquarien zurecht finden.
Vielleicht wäre ein Bild noch schön, wo die einzelnen Sinnesorgane gekennzeichnet sind. Könnte auch interessant sein ;-)

LG Dani

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