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Fische | 04.09.07, 13:55

Die Familie der Regenbogenfische (Melanotaeniidae)

Dieser Artikel möchte sich mit einer besonderen Fischfamilie beschäftigen, die in Australien und Neuguinea beheimatet ist.

Ein Artikel von guppymama.

Die Familie der Regenbogenfische (Melanotaeniidae)
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Wundervolle Fische Ozeaniens

Als der Urkontinent Gondwana zerbrach, wurde Australien gewissermaßen vom Rest der Welt getrennt. Dadurch entwickelte sich hier eine weltweit einzigartige Fauna. Man denke an die Kängurus oder Koalas. So verwundert es kaum, dass der Kontinent auch ganz besondere Fische hervorgebracht hat: Die Regenbogenfische.
Der offentlichtlichste Unterschied zu anderen Süßwasserfischfamilien besteht in der doppelten Rückenflosse, die meist besonders bei Männchen groß ausgezogen und intensiv gefärbt ist. Diese Besonderheit lässt darauf schließen, dass die Ahnen der Melanotaeniidae aus dem Meer die Flüsse hinauf ins Süßwasser eingewandert sind. Demzufolge werden sie in der Ordnung der (meeresbewohnenden) Ährenfischähnlichen (Atheriniformes) untergebracht. Viele Regenbogenfisch-Arten wurden bei ihrer Erstbeschreibung auch der Familie Atherinidae zugeordnet. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es einige Unterschiede im Bau der Bauchflossen, des Schädels und des Schwanzskelettes gibt.

Eine Besonderheit der Regenbogenfische ist die Umformung des Körpers mit fortschreitendem Alter (nur bei Männchen). Dabei wird das Rückenprofil immer höher, wie ein Buckel, und das Bauchprofil immer tiefer, während der Kopf klein und spitz bleibt. Dadurch können alte Männchen unproportioniert wirken. Diese Verwandlung ist bei den verschiedenen Arten unterschiedlich stark ausgeprägt.
Beim Händler werden Regenbogenfische oft übersehen, weil sie ihre prächtige Färbung erst im voll ausgewachsenen Alter zeigen, wenn sie sich wohl fühlen. Ansonsten wirken sie eher silbrig-blass und farblos. Am kräftigsten sind die Farben bei Fischen, die sich lange an ihr Becken gewöhnen konnten, nach einem Teilwasserwechsel bzw. frühmorgens. Die Anwesenheit anderer Männchen und paarungsbereiter Weibchen spornt die Männchen zu "Höchstleistungen" in der Farbintensität und im Imponiergehabe an.

Regenbogenfische finden sich in Australien selbst, auf Neuguinea und mit den Gattungen Bedotia und Rheocles auch auf Madagaskar. Hier leben sie in Flüssen, die zum Teil geographisch scharf voneinander abgegrenzt und isoliert sind. So erklärt sich die Bildung derartig vieler Arten und unzähliger Farb- und Standortvarianten innerhalb der Arten.

In der folgenden List sind alle bisher eindeutig beschriebenen Unterfamilien und Arten aufgeführt. Die kursiv geschriebenen Namen geben den/die Autoren und das Datum der Erstbeschreibung an. Sind die Namen in Klammern gesetzt, erfolgte die Erstbeschreibung durch diesen Autor unter einem anderen Artnamen.

Cairnsichthys
o rhombosomoides (Nichols & Raven, 1928 )

Chilatherina
o alleni Price, 1997
o axelrodi Allen, 1980
o bleheri Allen, 1985
o bulolo (Whitley, 1938 )
o campsi (Whitley, 1956)
o crassispinosa (Weber, 1913)
o fasciata (Weber, 1913)
o lorentzi (Weber, 1908 )
o pricei Allen & Renyaan, 1996
o sentaniensis (Weber, 1908 )

Glossolepis
o dorityi Allen, 2001
o incisus Weber, 1908 [link]
o leggetti Allen & Renyaan, 1998
o maculosus Allen, 1981
o multisquamatus (Weber & de Beaufort, 1922)
o pseudoincisus Allen & Cross, 1980
o ramuensis Allen, 1985
o wanamensis Allen & Kailola, 1979

Iriatherina
o werneri Meinken, 1974 [link]

Melanotaenia
o affinis (Weber, 1908 ) [link]
o ajamaruensis Allen & Cross, 1980
o angfa Allen, 1990
o arfakensis Allen, 1990
o batanta Allen & Renyaan, 1998
o boesemani Allen & Cross, 1980 [link]
o catherinae (de Beaufort, 1910)
o caerulea Allen, 1996
o corona Allen, 1982
o duboulayi (Castelnau, 1878 )
o eachamensis Allen & Cross, 1982
o exquisita Allen, 1978
o fluviatilis (Castelnau, 1878 )
o fredericki (Fowler, 1939)
o goldiei (Macleay, 1883)
o gracilis Allen, 1978
o herbertaxelrodi Allen, 1980
o irianjaya Allen, 1985
o iris Allen, 1987
o japenensis Allen & Cross, 1980
o kamaka Allen & Renyaan, 1996
o lacustris Munro, 1964
o lakamora Allen & Renyaan, 1996
o maccullochi Ogilby, 1915 [link]
o maylandi Allen, 1982
o misoolensis Allen, 1982
o monticola Allen, 1980
o mubiensis Allen, 1996
o nigrans (Richardson, 1843)
o ogilbyi Weber, 1910
o oktediensis Allen & Cross, 1980
o papuae Allen, 1981
o parkinsoni Allen, 1980
o parva Allen, 1990
o pierucciae Allen & Renyaan, 1996
o pimaensis Allen, 1980
o praecox (Weber & de Beaufort, 1922) [link]
o pygmaea Allen, 1978
o rubripinnis Allen & Renyaan, 1998
o sexlineata (Munro, 1964)
o splendida australis (Castelnau, 1875)
o splendida inornata (Castelnau, 1875)
o splendida rubrostriata (Ramsay & Ogilby, 1886)
o splendida splendida (Peters, 1866)
o splendida tatei (Zietz, 1896)
o sylvatica Allen, 1997
o trifasciata (Rendahl, 1922) [link]
o utcheensis McGuigan, 2001
o vanheurni (Weber & de Beaufort, 1922)

Pelangia
o mbutaensis Allen, 1998

Rhadinocentrus
o ornatus Regan, 1914 [link]

Als Bewohner von Fließgewässern tolerieren Regenbogenfische im Allgemeinen ein recht breites Spektrum an Wasserwerten wie Temperatur, pH-Wert und Härte. Allerdings kann man angesichts der ungeheuer vielen Arten keine wirklich allgemeingültigen Richtlinien aufstellen, sondern muss bei jeder Art, die man halten möchte, genau nachforschen, welche Anforderungen sie stellen.

Alle Regenbogenfische sind Schwarmtiere, die sich erst ab Gruppenstärken von 10 Tieren an aufwärts wohl fühlen. Das bedingt die Haltung auch relativ kleiner Arten in großen Aquarien, um der Anzahl der Fische und ihrem Schwimm- und Bewegungsbedürfnis gerecht zu werden. Im Übrigen schließen sich auch Tiere unterschiedlicher Arten bereitwillig zu einem Schwarm zusammen, so dass man sich nicht zwingend auf nur eine Art festlegen muss. edit: Aber es müssen trotzdem mindestens drei Tiere derselben Art zusammen gehalten werde! Mir ist ein Honigblauauge nach kurzer Zeit eingegangen, das versehentlich mit in einer Tüte Gabelschwanzblauaugen geliefert wurde und keinen Artgenossen hatte! Blauaugen sind eng mit den Regenbogenfischen verwandt. edit Ende Hier ist aber unbedingt darauf zu achten, dass die Arten sich nicht untereinander kreuzen! Hybriden oder Bastarde zeigen selten die schöne Färbung der Ausgangsarten, und es besteht die Gefahr, dass die eigentlichen Arten verwässert werden und schließlich aus den Aquarien verschwinden.

Bei der Einrichtung des Aquariums spielt es für die Fische keine Rolle, ob man Sand oder Kies benutzt. Regenbogenfische kommen in Biotopen mit Sand, Kies, Geröll und reinem Felsen vor. Wurzeln und Holzstücke sind nicht nur dekorativ, sondern bieten den Fischen Verstecke und "Spielplätze". Zudem können sie durch die Abgabe von Huminsäuren und die Aufnahme mineralischer Abbaustoffe mit zur Erhaltung eines biologischen Gleichgewichts beitragen.

Eine reichliche, feinfiedrige Bepflanzung bei genügend freiem Schwimmraum kommt der Schwimmfreude der Fische entgegen, bietet ihnen jedoch auch Rückzugs- und Ablaichmöglichkeiten. Die Beleuchtung dient im Regenbogenfischaquarium nicht allein der Ernährung der Pflanzen. Melanotaeniidae werden von australischen Aquaristen auch als "sun-fish" bezeichnet, und das mit Recht: Die Körperfunktionen der Tiere hängt in starkem Maße von der Sonneneinstrahlung ab. Daher sollte eine Beleuchtungsdauer von 12 Stunden, wie sie einem tropischen Tag entspricht, angestrebt werden. Die Fische gewöhnen sich ziemlich schnell an einen festen Beleuchtungsrhythmus, wenn man eine Zeitschaltuhr benutzt. Dieser Rhythmus sollte daher nach Möglichkeit nicht zu häufig verändert werden. Das Licht selbst sollte sowohl das für die Pflanzen notwenidige Spektrum enthalten, als auch die Farben der Fische unterstützen und zur Geltung bringen. Eine Beleuchtung mit mehreren unterschiedlichen Lampen oder Röhren ist deshalb ideal.

Als Flussbewohner sind die Tiere an eine mehr oder weniger starke Strömung gewöhnt. Ein leistungsfähiger Filter ist also nicht nur für die Reinhaltung des Wasser vonnöten. Nimmt durch Verschmutzung des Filtermaterials die Filterleistung und damit die Strömung ab, so zeigen meine Iriatherina werneri deutliches Unbehagen, indem sie sich kaum noch bewegen, sich in den Pflanzen verstecken und generell teilnahmslos wirken.

Zu Füttern sind Regenbogenfische immer mit einer überwiegend Korrektur: nicht fleischlichen, sondern pflanzlichen! Kost. Flockenfutter wird in der Regel problemlos akzeptiert. Auch frisches Gemüse und sogar Babygemüsebreie werden von meinen Fischen gern gefressen. Dazu braucht man aber, vor allem um den Laichansatz zu fördern, auch tierisches Futter, also Lebend- und Frostfutter. Dabei sind sie in der mittleren Region des Wassers zu Hause, was durch das endständige Maul bewiesen wird, und nehmen ihr Futter bevorzugt während des Absinkens auf. Auf dem Boden angekommen wird es von einigen Arten kaum mehr beachtet. Es empfiehlt sich daher, Futter zu wählen, das langsam sinkt und möglichst lange im Wasser schwebt. Lebendfutter, das sich bewegt, wird mit Ausdauer gejagt. Vor allem Larven und Jungfische müssen mit reichlich Lebendfutter versorgt werden, da sie sonst noch langsamer wachsen als ohnehin schon. Je abwechslungsreicher gefüttert wird, desto schöner und leuchtender werden die Farben. Bei den kleineren Arten kann die abwechslungsreiche Ernährung mit Lebendfutter eine Herausforderung darstellen, da sie neben einer kleinen Maulöffnung oft auch noch einen engen Schlund haben, durch den nicht alles passt, was ins Maul geht. Scharfe Zähne befähigen sie jedoch, von nicht zu hartschaligen Futtertieren Stücke abzubeißen.

Um Regenbogenfische zu züchten, sollte man sich besonders schöne, kräftige, gesunde Tiere heraussuchen, damit die Nachzucht in Farbe und Vitalität nicht enttäuschend ausfällt. Besonderes Augenmerk ist bei Arten mit verschiedenen Varianten auf die Verpaarung von Tieren derselben Variante zu legen, da sonst die Varianten allmählich verschwinden würden. Alte Tiere, deren Farben bereits wieder verblassen, sollten nach Möglichkeit nicht zur Zucht verwendet werden.

Melanotaeniidae sind Dauerlaicher, das heißt, dass über einen längeren Zeitraum hinweg relativ wenige Eier abgegeben werden. Die Paarung erfolgt meist in den Morgenstunden, wenn evtl. sogar die Morgensonne ins Aquarium fällt. Ein kühler Wasserwechsel mit weicherem als dem gewohnten Hälterungswasser simuliert Regen und gibt somit den Fischen ein Signal, mit der Balz zu beginnen. Die Eier werden nach der Befruchtung mit der Schwanzflosse ins Substrat geschleudert. Feinfiedrige Pflanzen oder ein Laichmopp aus synthtischen Fasern (natürliche könnten faulen) bieten den Haftfäden der Eier größere Angriffsfläche und kann sie gleichzeitig begrenzt vor den Eltern schützen. Das Substrat mit dem Laich wird dann am Besten in ein separates Aufzuchtaquarium überführt. Je nach Art und Temperatur schlüpfen die winzigen Larven nach 8-14 Tagen. Das Füttern bzw. die Beschaffung des entsprechend feinen Futters ist die eigentliche Schwierigkeit bei der Regenbogenfischzucht.

Übrigens sind die Eier so hart und widerstandsfähig, dass man sie per Post verschicken kann, um sich mit anderen Haltern und Züchtern auszutauschen. Auf diese Weise sind etliche Arten überhaupt erst nach Deutschland importiert worden.

Quellen
"Blauaugen und Regenbogenfische", Hans J. MAYLAND, Dähne-Verlag, 2000
[link]

Bildquelle: [link]
Chilatherina pricei; Fotograf Gerald Allen

Durchschnittliche Bewertung: 10.0 von 10 Punkten - 3 Stimmen

Kommentare

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Echt Hilfreich!

» Gepostet von maxmicha, 26.10.11, 21:20

Ein sehr guter Artikel! :thumb: Nur den Bereich über die Zucht könnte man noch ausbauen. :fisch:


Super

» Gepostet von Conny 13, 05.09.07, 20:04

Das ist echt ein sehr toller Artikel.
Für Jedermann verständlich.
Großes Kompliment.

LG Conny

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