Erweiterte Suche
|
Fische: Elefanten-Rüsselfisch
Auf dieser Seite sehen Sie eine Beschreibung der Fischart "Elefanten-Rüsselfisch".
Fischarten können bei aqua4you von Mitgliedern der Community beschrieben werden.
Das Copyright auf Text und Bild liegt - soweit nicht anders genannt - bei den jeweiligen
Autoren. Aqua4you kann leider keinerlei Haftung für die fachliche Richtigkeit übernehmen!
Steckbrief
Erstmals zur Datenbank hinzugefügt von Segelkärpfling am 07.04.08.
Männlicher Elefantenrüsselfisch
Beckenlänge: | 250 cm |
PH-Wert: | 6 - 7 |
Wasserhärte: | weich bis mittelhart |
Temperatur: | 24 – 27° C |
Name: | Elefanten-Rüsselfisch |
Wiss. Name: | Gnathonemus petersii |
Familie: | Sonstige Fischfamilien |
Herkunft: | West- und Zentralafrika: Nigeria, Kamerun und Zairegebiet |
Größe: | bis 25 cm |
Ernährung: | Lebendfutter |
Eine Anmerkung vorweg: Der Elefantenrüsselfisch, Tapirfisch oder auch Spitzbartfisch ist für die Aquarienhaltung nur bedingt geeignet (dazu im Einzelnen im Text). Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine wirklich interessante Spezies, die bei richtiger Haltung ihrem Besitzer eine wahre Freude sein kann. Zuchtversuche wären erstrebenswert.
Der Elefantenrüsselfisch ist ein Vertreter der Familie Mormyridae (Elefantenfische) aus der Ordnung der Osteoglossiformes (Knochenzünglerartige). Die Körperform dieses Fisches weicht stark von der üblichen „Fischform“ ab, am Kinn befindet sich ein Fortsatz, den der Fisch zum Tasten benutzt, Rücken- und Afterflossen sind sehr stark hinterständig und die Schwanzflosse ist stark eingebuchtet. So geformt handelt es sich um keinen schnellen Schwimmer, was bei einer möglichen Vergesellschaftung berücksichtigt werden muss.
Sein Name bedeutet wörtlich übersetzt „Fadenkiefer“ [gr. gnathos = Kiefer; nema = Faden], dies beschreibt in etwa die markante Kopfform, die auch auf die deutschen Trivialnamen Einwirkungen gehabt hat (Tapirfisch, Elefantenrüsselfisch und Spitzbartfisch). Diese Nilhechte waren schon den alten Ägyptern bekannt und sind auch auf Abbildungen in 4500 Jahre alten Gräbern zu finden.
Im Jahre 1950 wurde die Art erstmals eingeführt, jedoch sollte er die nächsten Jahre noch eine Rarität bleiben. In den 80er Jahren schließlich wurde der Nilhecht regelmäßiger und in größeren Zahlen eingeführt, zu einer zweifelhaften Aquarienbeliebtheit konnte er sich (glücklicherweise) noch nicht mausern, es werden nur vergleichsweise wenige dieser Tiere in privaten Becken gehalten, doch diese wenigen oftmals unartgerecht.
Viel erfolgreicher ist er und einige andere elektrische Fische in der Forschung. Bedingt durch seinen Lebensraum (trübe Stehgewässer) und seine Nachtaktivität ist die Sehkraft dieses Fisches stark eingeschränkt. Seine wichtigsten Sinnesorgane sind die Elektrizität und der Geruchssinn (vor allem im Unterkieferfortsatz, der als Tastorgan benutzt wird).
Sein Gehirnvolumen ist im Verhältnis zum Körper sehr groß (3,1 %), somit auch günstiger als beim Menschen, der nur 2,3 % aufweisen kann. Damit hat er das größte Gehirn im Vergleich zum Körper aller bekannten Fischarten. Allerdings ist beim Elefantenrüsselfisch nicht das Vorderhirn sondern das Kleinhirn stark vergrößert. Das Kleinhirn erfüllt wichtige Aufgaben bei der Steuerung der Motorik: es ist zuständig für Koordination, Feinabstimmung, unbewusste Planung und das Erlernen von Bewegungsabläufen. Zudem wird ihm neuerdings auch eine Rolle bei zahlreichen höheren kognitiven Prozessen zugeschrieben. Somit sind auch große Teile des für die Generierung des elektrischen Signals und der Auswertung der damit einhergehenden Sinnesantworten zuständig.
Dieser Fisch handelt stark unterbewusst und erfahrungsgemäß. Es ist möglich, ihm beizubringen, auf bestimmte Gegenstände positiv und auf andere negativ zu reagieren (In dem Versuchsfall, dass sich das Tier in einer Situation zwischen zwei Dingen entscheiden muss – Gnathonemus petersii ist ein beliebtes Versuchstier für Schulversuche). Wird ihm ein Gegenstand mit den Eigenschaften beider Versuchsobjekte vorgesetzt, summiert er die Eigenschaften gegenüber auf. Der Nilhecht zeigt eine angeborene Bevorzugung von kleinen Gegenständen und eine Abneigung gegen Metall.
Bei dieser Art ist der Geschlechtsdimorphismus relativ stark ausgeprägt. Adulte Weibchen sind bei richtiger Haltung ca. vier Zentimeter länger als Männchen im gleichen Alter. Sicherer ist die Unterscheidung allerdings in Hinsicht der Analflosse. Beim Männchen weist sie eine starke Einbuchtung auf, während sie beim Weibchen gerade und eckig ist. Das Männchen hat zudem eine Einbuchtung auf Höhe der hinteren hellen Zeichnung, diese Region ist beim Weibchen gerade. Zur Verdeutlichung eine Grafik:
Elektrischer Fisch?
Man muss bedenken, dass es in der Fischwelt eine verbreitete Fähigkeit ist, elektrische Felder wahrnehmen zu können. Dazu bietet sich auch der Lebensraum im Wasser an, da dies bekanntlich eine gute Leitfähigkeit besitzt. Hier muss jedoch unterschieden werden, ob es sich um aktiv oder passiv elektrische Fische handelt. Die passiv elektrischen Fische sind lediglich in der Lage, Muskelimpulse in Form elektrischer Schwingungen wahrzunehmen (Beispiel: Haie), dies nennt man passive Elektroortung.
Die aktive Elektroortung dagegen ist weniger verbreitet. Diese Fische besitzen das sogenannte elektrische Organ, mit dem sie selbst Elektrizität generieren können. Es gibt schwach und stark elektrische Fische. Der Elefantenrüsselfisch gehört zu den schwach elektrischen und hierbei zu denjenigen, die in Abständen Kontext- oder Situationsabhängig diskrete geräuschhafte Signale mit einem hohen Frequenzumfang herstellen.
Gnathonemus petersii benutzt sein elektrisches Feld großteils zur Orientierung, da er nahezu oder vollkommen blind ist. Gegenstände haben eine andere Leitfähigkeit als das Wasser und verzerren somit das elektrische Feld des Tapirfisches. Diese Veränderungen nimmt er über Rezeptoren wahr, die am gesamten Körper verteilt sind. Unbelebte Objekte werden von belebten dadurch unterschieden, dass letztere neben ohmschen auch kapazitative Eigenschaften besitzen.
Steht die Frage offen: Wie wirkt sich diese Eigenschaft auf die Aquarienhaltung aus?
Lange Zeit wurde der Elefantenrüsselfisch für einen aggressiven Einzelgänger gehalten und viele Tiere sind nicht alt geworden. Diese falsche Annahme beruhte darauf, dass die Fische in zu engen Behältern zusammengehalten wurden und ihre gegenseitigen elektrischen Felder störten, ähnlich verhält es sich mit unpassenden Beckenmitbewohnern, vor allem Schnellschwimmern, die ständig in das Feld hinein schwimmen und den Rüsselfisch bei der Koordination behindern. Die Folge war anhaltender Stress, der die Fische verrückt und aggressiv machte.
Die Stromschläge sind für Menschen weder schmerzhaft noch gefährlich, es handelt sich nur um wenige Volt und somit werden auch keine anderen Fische gefährdet.
Haltung
Es ist sinnvoll erst obigen Theorieteil zu lesen, bevor man sich mit der Haltung dieser Fische beschäftigt. Vor allem ist ein geräumiges Aquarium nötig. 250 cm Kantenlänge mögen in Bezug auf 25 cm Körperlänge als überzogen wirken, aber zur artgerechten Haltung adulter Tiere ist dies das Mindestmaß. Als Bodengrund verwendet man weichen Sand und bepflanzt das Becken dicht. Die Tiere brauchen viele Versteckmöglichkeiten, vor allem unter Wurzeln oder anderem Holz. In der Natur sucht der Nilhecht den sandigen Boden mit seinem Kinnfortsatz und seinem elektrischen Organ nach Futter ab. Sie halten sich in Bodennähe und den unteren Wasserschichten auf, die Oberfläche scheuen sie. In ihrem Biotop bilden sie Rudel von etwa 20 Tieren, die in einer festen Hierarchie zusammenleben, das von einem Alphamännchen angeführt wird. Deswegen sollten im Becken auch mehrere gehalten werden (6 Exemplare aufwärts).
Bedingt durch ihre Intelligenz und ihr ausgeprägtes Sozialverhalten können einzeln gehaltene Tiere kümmern und/oder sich stark an den Menschen gewöhnen. Von einigen solcher Tiere wird berichtet, dass sie einen, für Fische, überraschend starken Spieltrieb ausleben. So balancieren einzeln gehaltene Fische Sandkörner auf ihrem Kinnfortsatz, lassen diese fallen und fangen sie wieder auf, bevor sie den Boden berühren.
Das Licht im Becken sollte nicht zu grell sein und unter Umständen mit einer Schwimmpflanzendecke gedämpft werden. Eine Torffilterung des Wassers empfiehlt sich.
Die Art ist territorial gegenüber artfremden elektrischen Fischen und vor allem gleichartigen Eindringlingen, die (noch) nicht zum Rudel gehören. Rangstreitigkeiten und Revierrangeleien kommen von Zeit zu Zeit vor, dabei zeigen die beteiligten Tiere ähnliches Verhalten, wie viele Chichliden in der gleichen Situation.
Als erste Stufe wird ein Drohen und „Brüllen“ mit den elektrischen Impulsen verwendet. Dabei belässt es sich innerhalb eines Rudels meist, bei richtigen Rangkämpfen und Revierverteidigungen kann sich das Verhalten wie folgt steigern:
- Intensivierung der Körperfärbung, abspreizen der Flossen und seitliches Nebenherschwimmen
- Umkreisen
- Den Kopf des Gegners mit dem Schwanz schlagen
- Gegenseitiges Kopframmen
- Beißangriffe gegen das gegnerische Maul (Unter- oder Oberkiefer)
- Maulzerren
Hier gibt das unterlegene Tier auf, legt die Flossen an, nimmt eine unscheinbare Färbung an und schwimmt weg. Zu Verletzungen kommt es selten, da das unterlegene Tier meist schon früher einlenkt.
Die Art frisst vorwiegend Lebendfutter, nimmt aber auch Gefrorenes und Trockenfutter. Sie ignoriert frei im Wasser treibendes Futtermittel, deswegen sollte man Futterarten verwenden, die sich im Sandboden leicht vergraben lassen. Es eignen sich vor allem Tubifex, Enchyträen, Daphnien, Cyclops und Mückenlarven.
Die Zucht scheint in Gefangenschaft mittlerweile schon einige Male geglückt zu sein. Dabei werden die Tiere im 1:1 (Männchen zu Weibchen) im Becken gehalten und diverse Umwelteinflüsse simuliert, zum Beispiel Regenzeit. Das Weibchen scheint lediglich auf elektrische Impulse des Männchens hin zum Ablaichen gebracht zu werden. Pro Brut in Gefangenschaft zählt man ca. 85 Eier.
Interessant: Diverse Wasserwerke in den USA und Deutschland benutzen Gnathonemus petersii als Wasserparameter. Verändert sich die Wasserqualität verändert sich auf der Intervall der Stromschläge. Normalerweise werden 800 Schläge pro Minute gemessen.
Fischart des Monats
Diese Beschreibung wurde im November 2009 als Fischart des Monats ausgezeichnet. [Zum Archiv]
Bildquelle: Theodoor Cappaert
[PDF-Datenblatt anzeigen]
Versionen und Autoren
Folgende Community-Mitglieder haben bisher an dieser Beschreibung mitgearbeitet:
Kommentare
Hier können Community-Mitglieder Kommentare verfassen.
Meine Erfahrungen mit Ellis
» Gepostet von DelleDa, 05.10.10, 12:27
Natürlich könnt Ihr mich kreuzigen, dass ich versucht habe Ellis (5 Stück) in einem 500 Liter-AQ zu pflegen. Aber trotzdem möchte ich meine Erfahrungen weitergeben.
Die Ellis brauchen massenhaft Futter! Es ging soweit, dass die anderen Fische verfettet sind. Vor allem die Welse und meine Glimmer labeo bekommen sehr viel ab. Natürlich hat dies auch die Auswirkung, dass die Wasserwerte extrem schwierig zu halten sind. Es ist immer ein Balanceakt mit den Nitritwerten.
Die 250 cm Kantenlänge sind wahrscheinlich noch zu wenig für 6 Tiere! Die Revierbildung ist am Tage extrem. Auch gegen andere Fischarten...
Folgender Verlauf in meinem Becken:
Ein Elli war sofort der Chef im Ring und hat ca. 1 Meter Kantenlänge verteidigt (bis auf die oberen Regionen, die die Ellis aber auch nicht so gerne haben). Nach zwei Wochen fing das zweitgrößte Tier an, den Rest des Beckens als sein Revier anzusehen. Dadurch blieb den letzten drei Tieren eigentlich kein Platz mehr. Versteckmöglichkeiten waren genug vorhanden, aber die großen Tiere verteidigen einfach auch die Verstecke - nutzen diese allerdings gar nicht.
Es fiel auf, dass sich die beiden großen Tiere weiterentwickelt haben. Der Rest ist kaum gewachsen.
Der Streß ging dann soweit, dass die kleinen Tiere nicht mehr fressen durften. Ca. 12 Stunden nachdem mir aufgefallen ist, dass ein Tier nicht zur Fütterung gekommen ist, musste ich den Elli wegen Erschöpfung rausfischen. Leider zu spät. Ein zweiter wurde innerhalb von 5 Stunden vom Leittier todgebissen. Dies insgesamt innerhalb von 24 Stunden. Der 3. Kleine wäre wohl auch nicht mit dem Leben davon gekommen, wenn ich den großen nicht in mein Aufzuchtbecken umgesetzt hätte.
Ach so, die sind so verfressen, dass die mir fast in mein Fütterungsglas springen. Also durchaus auch schwebende Teile aufnehmen, wenn auch nicht so gerne.
_________________ --------
Lieber chillen als gar nichts tun!
Kommentar
» Gepostet von Segelkärpfling, 11.04.08, 19:29
Oh, kommt vielleicht falsch im Text rüber, aber sie stören sich nicht mit ihren Stromschlägen. Es stört sie, wenn ständig ein anderer Fisch in ihren Feldlinien rumschwimmt.
Die Tiere im Zooladen sind oft gesundheitlich sehr an der Grenze. Manche sind nach zu langer Zwischenhaltung verhaltensgestört und andere verweigern ihr Futter, eventuell sind sie auch krank.
Kommentar
» Gepostet von knutschi83, 11.04.08, 09:16
Guten Morgen
wow...echt eine sehr interessante Fischbeschreibung! Was es alles so gibt...
Mir haben die Fische auch im Zoogeschäft immer gefallen. Wie ist das eigentlich mit den Fischen im Zoogeschäft? Da werden die ja auch (vorübergehend) in sehr engem Raum gehalten. Könnte man da auch schon geschwächte Tiere bekommen, weil sie sich gegenseitig mit ihren elektrischen Feldern stören.
LG Dani
_________________ ZWERGKRALLENFROSCH-Artenbecken: [link]
Mein ZKF-Aufzuchtsbecken: [link]
Mein erstes Aqua: [link]
"Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge." [Wilhelm Busch]
Kommentar
» Gepostet von Segelkärpfling, 09.04.08, 19:51
Skizzen, werter Blacky, sowas nennt man Skizzen.
Kommentar
» Gepostet von Blacky, 09.04.08, 16:09
deine zeichungen sind schonmal ganz jut
Super Fischbeschreibung!
» Gepostet von M&M, 08.04.08, 17:41
Mal wieder eine perfekte Fischbeschreibung
MfG. Malte
_________________ Besucht doch mal meine Homepage
[link]
Navigation
Fische » Sonstige Fischfamilien » Elefanten-Rüsselfisch (Gnathonemus petersii)
|
08.12.24 | 20:09 Uhr
Community-Status
» nicht eingelogged
» Login
» Anmelden
Wer ist online?
Gäste: 95
|