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Wasserchemie | 14.09.13, 14:50

Erlenzapfen im Aquarium

Ein paar Kleinigkeiten und Erfahrungen zu Erlenzapfen und deren Wirkung im Aquarium

Ein Artikel von neomot.

Erlenzapfen, Wirkung und Anwendung.

Immer wieder wird über die die Wirkung und Anwendung von Erlenzapfen im Aquarium gesprochen.
In den meisten Fällen dreht es sich dabei darum das sie den Ph Wert senken.
Oft ist auch zu lesen dass sie leicht bakterizid und fungizid wirken sollen.
Nicht zu vergessen die Färbung des Wassers natürlich.

Für mich und viele Andere haben sich Erlenzapfen schon als nützliches, natürliches Hilfsmittel:
-zur Schaffung des gewünschten Mikrobiotops,
-zum Erreichen der angestrebten Wasserwerte,
-zur Unterstützung oder alleiniges Mittel bei der Bekämpfung von Pilz oder Bakteriellen Erkrankungen, erwiesen.

Obwohl ich nicht nach Studien gesucht habe, welche die Wirkung von Erlenzapfen belegen bin ich selbst von der Nützlichkeit/Wirksamkeit dieser kleinen Bio-Bomben überzeugt.

Bei all den Tip’ s zu Erlenzapfen und ihren Eigenschaften die ja in vielen Aquaristik-Foren zu finden sind bleiben doch immer wieder Fragen offen:

1. Was sind Erlenzapfen überhaupt und wo bekomme ich sie her?
2. Wie weit senken Erlenzapfen den ph Wert?
3. Was ist die richtige Dosierung für Erlenzapfen?
4. Wie lange wirken Erlenzapfen?
5. Kann man Erlenzapfen auch überdosieren?
6. Wirken Erlenzapfen wirklich bakterizid und fungizid?


Ich habe also etwas zu dem Thema recherchiert und möchte versuchen, für mich und alle Interessierten, etwas Licht ins Schwarzwasser zu bringen.

(Ich bin allerdings kein Chemiker und werde deshalb so formulieren wie es für mich selbst am verständlichsten ist und auf Fachbegriffe möglichst verzichten.)

Ebenso wenig werde ich im Einzelnen auf jeden Inhalts/Wirkstoff auflisten und auf dessen Wirkungsweise eingehen.
1. Fehlt mir dazu das Fachwissen
2. Will ich Euch ja nicht zu Tode langweilen



1. Was sind Erlenzapfen überhaupt und wo bekomme ich sie her?

Nun diese Frage wird sich der älteren Generation, oder den landlebenden Forenusern nicht unbedingt stellen.
Aber die Erfahrung zeigt das jüngere oder in Ballungsgebieten lebende User tatsächlich leider noch nie eine Schwarzerle zu Gesicht bekommen haben.
Also der Vollständigkeit halber und weil wir ja schließlich wissen wollen was wir unseren Schützlingen so in die Wohnung tun:
Erlenzapfen sind die reifen Fruchtstände der Schwarzerle (Alnus glutinosa).
(Für Interessierte: [link]

Die Schwarzerle ist an Flüssen, Seen, Mooren und Bächen zu finden.
Im Aquaristik-handel sind Erlenzapfen auch als Black-Cones zu bekommen und auch bei eBay wird man fündig.
Seltener wird auch ein Extrakt aus Erlenzapfen im Handel angeboten.

Für mich selbst ist das Sammeln der liebste Weg zur Beschaffung. Erstens spart man und zweitens kommt man mal wieder an die frische Luft.
Aber aus Zeitmangel/Faulheit habe ich auch schon welche in der Bucht bestellt.

Was sollte man beim Sammeln beachten?

1. Nicht gleich neben Acker oder Weinbauflächen sammeln (Pestizide)
2. Die Zapfen am besten direkt vom Baum pflücken und zwar möglichst von Innen.
Die an den aüßeren Ästen werden zuerst vom Regen ausgewaschen und verlieren damit an Inhaltsstoffen und Wirksamkeit.
Grundsätzlich kann man sagen:
Je schwärzer der Zapfen desto weniger ausgewaschen/wirksammer ist er.
3.Wenn Ihr die Zapfen vom Boden nehmen solltet, haltet grade an stark frequentierten Wanderwegen, Uferpromenaden ect. einen gewissen Abstand zum Stam.
Denn wie Woody passend angemerkt hat braucht niemand die Hinterlassenschaften irgendwelcher Vier, oder auch Zweibeiner im Aquarium.



2. Wie weit senken Erlenzapfen den ph Wert?


Hierzu habe ich sehr viele unterschiedliche, aber nur recht wenig wirklich verbindliche Angaben finden können. Was wohl auch daran liegt dass die Erlenzapfen natürlich gewachsen, und deswegen niemals wirklich die gleiche Größe oder dieselbe Menge an Inhaltsstoffen haben.
Einen Versuch fand ich jedoch recht aussagekräftig. und habe ihn auf zweierlei Art nachgestellt.




Der Originalversuch:
Testaquarium 10l ohne Besatz und Pflanzen, Filterung über eingefahrenen Mattenfilter.
1 Zapfen je Liter

Bild
Größeres Bild: [link]

Quelle: [link]

Leider hat der Tester die Temperatur nicht dokumentiert. Ich bin jedoch der Ansicht dass sie eine Rolle bei der Geschwindigkeit der Wirkung spielt.


Mein Testaufbau:
Als Testumgebung diente mir mangels eines leeren Aquariums ein großes Glasgefäß mit 10L Inhalt, einem Regelheizstab, einem Thermometer und einem Luftheber um für etwas Zirkulation zu sorgen.

Die Temperatur beim Test betrug 24°C-25°C. und den Zeitraum habe ich auf 72 Stunden Verlängert und dokumentiert.
Das verwendete Leitungswasser ließ ich 48 Stunden im Gefäß abstehen.
Zugegeben wurde 1 Zapfen je Liter Wasser
Gemessen wurde mit Tröpfchen-Tests von JBL, den Leitwert konnte ich mangels Equipment leider nicht dokumentieren.
Alle eigenen Tests habe ich dreimal wiederholt und werde hier den Durchschnitt der Ergebnisse angeben.

Test 2,
Selbstversuch mit ganzen Erlenzapfen

Bild
Größeres Bild: [link]


Test 3,
Selbsttest mit “Erlenzapfenextrakt/Tee“

Für diesen Test habe ich 10 Erlenzapfen in 0,2l heißes Wasser (ca.70°C) getan und unter gelegentlichem Umrühren bis zum Erkalten ziehen lassen.
Diese schwarze Brühe habe ich dann ohne die Zapfen in das Behältnis gegeben.
Bild
Größeres Bild: [link]


Wie Erwartet trat die Wirkung hier wesentlich schneller ein.

Aber warum dieser dritte Test mit “Extrakt“?
Zum einen ist es nicht jedermanns Sache sich einen Beutel mit Erlenzapfen ins Aquarium zu hängen oder die Zapfen lose drin liegen zu haben.

Zum anderen könnte es sich als nützlich erweisen eine “schnelle“ Methode zum Anpassen der Wasserwerte zur Hand zu haben wenn beispielsweise ein größerer TWW notwendig wird oder ein Becken komplett neu befüllt werden muss.

Aufgrund der Tatsache dass sich bei diesem Versuch nach den ersten sechs Stunden keinerlei Veränderung mehr ergeben hat werde ich ihn, sobald meine Zeit es erlaubt, nochmals wiederholen.
Dann allerdings mit stündlichen Messungen.

Denn sollte die Änderung unmittelbar eintreten, wovon ich überzeugt bin, ist die Zugabe eines Extraktes ja mit Vorsicht zu genießen.


Fazit
Alle Versuche/Tests zeigten doch sehr ähnliche Ergebnisse so dass sich meiner Meinung nach eine deutliche Tendenz ablesen lässt.
Bild
Größeres Bild: [link]

Damit kämen wir dann übergsanslos zu


3. Was ist die richtige Dosierung für Erlenzapfen?
Hier verbindliche Angaben zu machen werde ich mir tunlichst verkneifen.
Dazu gibt es meiner Ansicht nach einfach zu viele Variablen die bei der Wirkung eine Rolle spielen.
Angefangen mit dem “Zustand“ der Erlenzapfen über die Filterung bis hin zu den Ausgangswerten des Wassers.
Im Netz wird oft ein Zapfen auf 10 Liter Wasser als Dosierung angegeben.
In meinem Peru Schwarzwasser Becken mit 112l [link] erreiche ich mit 10-15 Zäpfchen und CO2 (Eigenbau Fermenter) recht konstant einen PH von 6,6 +-0,1 bei 7,5 Ausgangswert.

Nachtrag:
Diese Dosierungen und Werte kann man natürlich nicht verallgemeinern.
Hier muss natürlich jeder selbst durch eigene Messungen überprüfen in wie weit die Werte in seinem Becken durch die Erlenzapfen beeinflusst werden.
(thx @ Peter-Paul für den Hinweis)


4. Wie lange wirken Erlenzapfen?

Auch hierbei spielen sicherlich viele Faktoren eine große Rolle.
Filterung, Einrichtung ect.
(Ich hatte beispielsweise große Probleme durch Lochgestein welches das Wasser wieder auf gehärtet und damit auch den PH Wert wieder erhöht hat.)
Optisch lässt sich feststellen dass die Färbung des Wassers nach zwei bis zweieinhalb Wochen merklich nachlässt, ja sogar ganz verschwindet.
Interessant find hierbei vor allem die Tatsache dass zwar die Färbung des Wassers komplett verschwinden kann, der PH Wert jedoch kaum wieder ansteigt.

Zum “Nachfärben“ verwende ich schlicht Extrakt aus drei oder vier Zäpfchen den ich langsam eintropfen lasse.
Durch das Nachlassen, und das “Nachfärben“ ergibt sich eine Schwankung von 0,2 im PH Wert


5. Kann man Erlenzapfen auch überdosieren?

Kurze Antwort: Ja
Einige der Inhaltsstoffe können bei entsprechender Dosierung fischgiftig wirken.
Allerdings dürften hier schon extremste Dosierungen nötig sein um eine giftige Wirkung zu erzielen.

Doch wie bei jedem Eingriff in die Wasserchemie gilt auch hier:
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste



6. Wirken Erlenzapfen wirklich bakterizid und fungizid?

Ja, einige Bestandteile der Gerbsäuren wirken leicht bakterizid und fungizid.
Bei schweren bakteriellen oder Pilzerkrankungen werden Erlenzapfen alleine es sicher nicht richten. Dennoch wirken sie unterstützend und auch vorbeugend indem sie die Menge der “freien“ Erreger im Wasser wirksam reduzieren.
Bei Beginnenden Befällen/Infektionen werden sie zusammen mit den richtigen Wasserwerten oft ausreichend sein um das Ganze in den Griff zu kriegen.


Ich hoffe dass ich Euch nicht zu sehr gelangweilt habe und werde noch etwas an dem Artikel feilen.
Beispielsweise wird es für Interessierte noch eine Auflistung der wirksamen Bestandteile und sonstiger Inhaltsstoffe geben.
Einige Fotos sollen auch noch folgen.
Für Kritik, Anregungen oder Vorschläge bin ich offen und dankbar.

In diesem Sinne
LG
Thomas

Durchschnittliche Bewertung: 10.0 von 10 Punkten - 4 Stimmen

Kommentare

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Kurze Frage

» Gepostet von Callisto, 22.11.23, 13:46

Hallo, ich bin noch sehr frisch im Hobby der Aquaristik und habe die Fische mehr oder weniger übernommen (Haltung vorher war nicht optimal :( )
Daher will ich es den Kleinen natürlich so angenehm wie möglich machen und hier jetzt meine Frage:
Vertragen Zebrabärblinge das Einbringen von Erlenzapfen ins Wasser? Ich habe Seemandelbaumblätter im Wasser aber wollte sie ab und an mit den Zapfen abwechseln. Ich finde nichts dazu. Nur einen Eintrag, in dem stand, dass die "Zebras" gestorben sind. Ich weiß, dass dieser Post schon älter ist, aber vielleicht kann mir ja trotzdem noch Jemand eine Antwort geben. Wäre sehr dankbar dafür :)

LG Callisto


re Kommentar

» Gepostet von neomot, 23.09.13, 10:08

Hallo Woody,

danke für den Hinweis mit dem toten link. :thx:

Dein Praktikerhinweis hat mich dazu gebracht noch ein paar Zeilen zum tehma Sammeln zu schreiben.

Ein guter Hinweis den ich gerne umgesetzt habe. :thumb:

LG
Thomas

_________________
Leben und Leben lassen
(Peru, Schwarzwasser 0utdated) [link]
Update 10.10.2013
Rio Tahuayo (Vorstellung folgt)


Kommentar

» Gepostet von woody2011, 23.09.13, 09:04

Ach ja - hier noch der Link [link]
LG

_________________
8-)


Kommentar

» Gepostet von woody2011, 23.09.13, 09:03

Hy Thomas · Interessanter Artikel, chapeau dafür.

Zwei Anmerkungen habe ich jedoch:

1. der Wikipedia-Link geht bei mir fehl, hier müsste wohl die "Schwarz-Erle" verlinkt werden, anstatt der "Schwarzerle".

2. Kleiner Praktikerhinweis: Beim Sammeln nicht die nehmen, die direkt am Baum liegen. Die Hinterlassenschaften urinierender Hunde möchte man ja schließlich nicht unbedingt im Becken haben. :wink:

Ansonsten - weiter so.
LG

_________________
8-)


re: sehr nützlich

» Gepostet von neomot, 14.09.13, 22:29

Hallo Peter-Paul,

danke für das Feedback.

Das mit den eigenen Messungen is ein wichtiger Punkt den ich umgeheng nachtragen werde.

Das schien mir so selbstverständlich dass ich schlicht vergessen habe es mit rein zu nehmen.

Aber ein Anfänger würde vielleicht nicht auf die Idee kommen und deshalb gehört es ganz sicher mit rein.

Danke und LG
Thomas

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Leben und Leben lassen
(Peru, Schwarzwasser 0utdated) [link]
Update 10.10.2013
Rio Tahuayo (Vorstellung folgt)


sehr nützlich

» Gepostet von Peter-Paul, 14.09.13, 21:44

Hallo Thomas,
Dein Artikel langweilt nicht. Meist liest man ja nur, was Erlenzapfen bewirken, ohne Werte. Konkrete Messreihen sind sehr selten.
Was Du schreibst, kann man direkt anwenden. Zumindest hat man eine sehr gute Orientierung, wie hoch man etwa dosieren könnte, ohne Schäden anzurichten. Aber niemand kommt um eigene Messungen herum.
Ich verwende schon länger Erlenzäpfchen und kann die Wirkung auf den ph-Wert bestätigen. Aber auf die Idee, mal die Werte zu dokumentieren, bin ich leider nicht gekommen.
MfG


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20.04.24 | 14:42 Uhr

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