Fische | 10.01.09, 18:50

Diskus - König der Süßwasseraquaristik

Höchstanspruchvoll & Hochsensibel... oder doch nicht?

Ein Artikel von L134.

Danke nicolechris!

Fast jeder ernsthafte Aquarianer beschäftigt sich einmal mit dem Thema Diskushaltung. Für den einen geht der Traum in Erfüllung, für den anderen endet das Kapitel im Albtraum und für die meisten ist schon nach den ersten Einlesungen Schluß mit diesem Thema.



"Schwierig zu pflegender Zierfisch" ... "König des Amazonas" ... "nur für Profis" ... "Problemfisch"... Diese Schlagworte lassen schon einen gewaltigen Respekt vor diesen Fischen entstehen, Respekt den sie verdient haben. Doch die Haltung ist und muß längst nicht so schwierig sein wie sie es vermuten läßt!

Dieser Artikel räumt mit Vorurteilen und Gerüchten auf, mahnt zur Vorsicht und Achtsamkeit und gibt grundsätzliche Anregungen zum Thema Diskus im Aquarium!


Der Diskus ist kein Problemfisch - er ist eben einfach nur anders! Dieser Satz hat sich bei mir eingeprägt und beschreibt es wie ich finde so passend wie es nur geht! Der Diskus ist anders... Lernen wir ihn also kennen...

Habitat (natürliches Vorkommensgebiet), kurze Geschichte

Der Diskus ist in Südamerika beheimatet. Hier bewohnt er den wohl längsten Fluß der Erde - den fast 7000 Kilometer langen Amazonas. Im Jahre 1840 wurde der König der Zierfische erstmals im Rio Negro Gebiet entdeckt. Dr. Johann Jacob Heckel beschrieb den Fisch als Symphyosodon discus. Den Namen "Diskus" erhielten die Fische natürlich aufgrund ihrer runden Körperform. 1930 dann kamen die ersten Diskusfische nach Deutschland. Der Grundstein war gelegt...

Mittlerweile kommen immer noch Wildfänge zu uns nach Deutschland. Tefê, Alenquer, Heckel und Curipera Disken sind unter Szenekennern sehr gefragt. Der eigentliche Markt wird jedoch von asiatischen Farbschlägen bestimmt, angeführt von diversen Pigeon Blood Varianten. Diese Farbschläge sind die Ergebnisse verschiedener Zuchtbemühungen. Mittlerweile gibt es den Diskus in unzähligen Farbvarianten vom klassischen "Rot - Türkis" bishin zum "Red Melon". Auch die Zigarettenindustrie hat den Diskus als Werbewirksames Mittel entdeckt und im Handel tauchen Tiere unter der Bezeichnung "Marlboro" auf... Ein nicht ganz ernstgemeinter Scherz am Rande, wobei es den Farbschlag tatsächlich gibt...

Der Diskus - ein Fisch für mich? Rahmenbedingungen

Diese Frage können Sie sich selbstverständlich nur selbst beantworten. Hat Sie der Diskus in seinen Bann gezogen, so stellt sich die Frage nach den erforderlichen Rahmenbedingungen.

Das Aquarium:

Das wichtigste ist mit Sicherheit eine vernünftige Aquariengröße die einer Gruppe Diskus ausreichend Platz ermöglicht. Der Diskus ist ein Schwarm- respektive Gruppenfisch und lebt bevorzugt also in Gesellschaft von Artgenossen. Die Gruppenanzahl sollte vier Tiere nicht unterschreiten, da sich innerhalb einer Gruppe immer eine gewisse Hierachie ausbildet und schwächere Tiere durch permanente Unterdrückung unter Dauerstress leiden. Hierraus entsteht eine erhebliche Erkrankungsgefahr für diese Tiere.

Die allgemein empfohlene Mindestbeckengröße liegt bei 120 x 50 x 50cm (300 Liter). Als grobe Orientierung hinsichtlich der Besatzdichte rechnet man 50 Liter für einen ausgewachsenen Diskus als Mindestmaß. In einem 300 Liter Aquarium ist also ein Besatz mit 5 - 6 Diskusfischen ohne Beibesatz möglich. Bitte verstehen Sie dies nur als allgemeine Empfehlung und Orientierungshilfe.



Das Wasser

Der Diskus findet in seinem natürlichen Lebensraum sehr unterschiedliche Lebensbedingungen vor. Vorab sei gesagt das der Amazonas in drei Gewässertypen unterteilt wird:

1. Schwarzwasser
Dieser Gewässertyp bietet die extremsten Wasserverhältnisse. Das "Kaffeebraune" Wasser weist einen pH Wert von stellenweise 3,7 auf. Ein sehr niedriger Wert, der auf viele Säuren im Wasser schließn läßt

2. Weißwasser
Ein gelblich, lehmig trübes Wasser mit dem höchsten pH - Wert im Vergleich, zwischen 6,0 - 7,2.

3. Klarwasser
Wasser mit hoher Sichttiefe, das transparenteste von allen. pH - Werte zwischen 4,5 und 7,2. Höchste Spannbreite von allen im Vergleich.

Keine Angst, derartige teilweise extreme Wasserwerte müssen und dürfen im Aquarium nicht nachempfunden werden. Grundsätzlich ist zu unterscheiden welche Diskusfische gepflegt werden sollen. Nachzucht Farbschläge benötigen heutzutage keinesfalls mehr sehr weiches Wasser mit einem pH - Wert im sauren Bereich. Bei Wildfängen sieht das aber sicher anders aus. Wir konzentrieren uns aber auf den "Mainstream Diskus" - sprich den nachgezogenen Farbschlag. Im allgemeinen dienen folgende Wasserwertangaben zur Orientierung:

pH: 6,0 - 7,5
Härte: bis 15°
Temperatur: 28 - 30°C

Es kann also vorsichtig behauptet werden, das zumindest in Bezug auf diese Wasserparameter eine Haltung im Leitungswasser großteils möglich ist. Das Aquarienwasser muß selbstverständlich frei von Schadstoffbelastungen sein und darf keine fischgiftigen Substanzen wie Ammoniak oder Nitrit aufweisen. I.d.R. erfüllt unser Leitungswasser diese Kriterien jedoch auch.

Sehr weiches Wasser sollte mit Mineralsalz etwas aufgehärtet werden um einem Mineralienmangel vorzubeugen (Lochkrankheit). Auch bezüglich des Wachstums der Tiere spielt dies eine wichtige Rolle.

Einrichtung & Technik

Der Bodengrund für Diskusaquarien sollte aus Sand bestehen. Dies ist der natürlichste Bodengrund für die Tiere. Diskusfische suchen nämlich vorwiegend mit einer ausgefeilten Technik am Boden nach Nahrung. Hierzu "pusten" sie durch ihre Nasenlöcher in den Sand hinein, in der Hoffnung das sich unter dem aufgewirbelten Sand etwas fressbares auftut. Des Weiteren verhindert der feine Sand das Futterreste in den Bodengrund rutschen und dort vor sich hin gammeln.

Es empfiehlt sich ein Diskusaquarium nur spärlich zu bepflanzen. Im natürlichen Verbreitungsgebiet der Diskus werden die Tiere nahezu überhaupt nicht mit Wasserpflanzen konfrontiert. Die spärliche Bepflanzung mit ein, zwei großen Echinodorusarten bietet den Tieren freien Schwimmraum und läßt uns Pflegern die Möglichkeit das Becken "hygienischer" zu halten. Als Unterstand für die Diskus gehören aber Wurzeln in das Aquarium. Im Amazonas finden die Tiere ins Wasser ragende Magrovenwurzeln vor, die sie als Rückzugs- oder sogar Ablaichplatz nutzen. Ebenso im Aquarium. Wichtig ist drauf zu achten das die Wurzeln "aquarientauglich" sind und keine Fäulnisherde aufweisen. Gesteinsarten können auch zum Einsatz gebracht werden, hier ist nur darauf zu achten das die Steine das Wasser nicht unkontrolliert aufhärten.

Wichtige Vorraussetzung für eine erfolgreiche Diskuspflege ist eine dem Besatz sowie der Beckengröße angepasste Filterung. Bei einem Diskusaquarium greift man am besten auf handelsübliche Außenfilter zurück. Diese bieten ein größeres Filtervolumen (worauf bei dem Kauf geachtet werden sollte) wie Innenfilter und sind vielseitiger mit Filtermaterial zu bestücken. Wenn möglich sollte darauf geachtet werden, das der Filter über einen Vorfilter verfügt. Dieser verhindert die Verschmutzung des Hauptfiltermediums in dem er die gröbsten bestandteile vorher abfängt. Leicht kann man sich aber auch behelfen, in dem man über den Ausaugstützen einen Filterschwamm zieht und diesen regelmäßig säubert. Den Diskus können gammelnde Futterreste im Filter nämlich schon stören...

Der Diskus braucht warmes Wasser. Diese hohen Temperaturen (28 - 30°C) können nur mit einer Heizung gewährleistet werden. In der Regel übernimmt diese Aufgabe ein Heizstab.

Beibesatz

Generell ist es zu empfehlen den Beinesatz möglichst niedrig zu halten. konzentrieren Sie sich auf ihre Diskusfische - sie erwarten diese Aufmerksamkeit.

Dennoch ist es aber möglich einige Bodenfische oder gar einen Schwarmfisch in das Diskusaquarium einzusetzen. Beachtung gilt der hohen Wassertemperatur, nicht jeder Fisch kommt damit klar und fühlt sich unter diesen klimatischen Verhältnissen wohl. Geeignete Beifische für Diskusaquarien sind bspw.:

- Corydoras sterbai (Orangeflossenpanzerwels)
- Corydoras adolfoi (Adolfos Panzerwels)
- L134 - Peckoltia sp. (Tapajos Tiger)
- L46 - Hypancistrus zebra
- Paracheirodon axelrodi (Roter Neon)
- Hemmigrammus bleheri (Rotkopfsalmler)
- Carnegiella strigata (Marmorbeilbauch)
- Mikrogeophagus ramirezi (Schmetterlingsbuntbarsch)

Dies eine Auswahl der gängigsten Arten. Um zu vermeiden das die Beifische Krankheitserreger ins Diskusaquarium einbringen, empfiehlt sich eine mehrwöchige Quarantäne bevor die Fische ins Diskusaquarium einziehen.

Fütterung

Das Thema Diskusfütterung ist eines der meistdiskutierten unter den Aquarianern und Diskushaltern. Vorrangig geht es bei dieser Diskussion um das Thema Rinderherz. Fakt ist aber das wir ohne dieses Futtermittel keine bulligen Jumbo Disken mit einer impulsanten Beflossung hätten. Insbesondere bei den Diskusmännchen unterstützt das Rinderherz das Wachstum der Flossen. Besonders die Dorsale bekommt häufig eine bemerkenswert verlängerte Form. Aber auch die Ventralen (Brustflossen) erscheinen lang und geben dem Diskus einen majestätischen Anblick. Sicher ist das Rinderherz kein naturnahes Futter - es hat sich aber in der Diskushaltung etabliert. Letztendlich muß jeder Pfleger selbst entscheiden ob er dieses Futter für geeignet hält oder nicht.

Wichtigstes Kriterium bei der Diskusfütterung ist die Abwechslung. Der Speiseplan sollte hauptsächlich aus Frostfuttermischungen bestehen. Hierfür eignen sich in erster Linie Artemia und schwarze Mückenlarven. Diese beiden Futtermittel sind ballaststoffreich und somit gut verdaulich. Auch rote Mückenlarven können gelegentlich angeboten werden.

Lebendfutter und ein gutes Diskusgranulat ,oder gar Flocken, runden den Speiseplan ab. An Lebendfutter eignet sich vorwiegend Artemia und Enchyträeen. Gerade letztere sind eine Delikatesse für den Diskus, sollten aufgrund ihres Fettgehaltes jedoch auch nicht zu oft verfüttert werden. Der eine oder andere Futterverweigerer hat es sich beim Anblick dieser Leckerbissen wieder anders überlegt...

Die Häufigkeit der Fütterung richtet sich nach dem Alter der Diskusfische. Jungtiere werden häufiger gefüttert, adulte Tiere ein bis zwei Mal täglich. Adulte Tiere können auch ruhig einmal fasten oder gar eine Woche hungern wenn ihr Pfleger verreist ist.

Diskuskauf

Das wichtigste Kapitel am Ende des Artikels. Der Kauf ihrer Diskusfische kann über Erfolg und Mißerfolg in der Diskuspflege entscheiden. Nicht alle zum Verkauf stehenden Diskus erweisen sich als zu empfehlende Einsteigertiere.

Erwerben Sie als Diskusneuling Diskusfische ab 10 - 12cm. Ab dieser Größe sind die Fische für Sie einfacher zu pflegen, da der Wachstumsprozess schon weit vorangeschritten ist und die Fische nicht mehr so häufige Futtergaben benötigen. Sie haben bei anderen Fischen bestimmt schon einmal selbst gedacht, warum soll ich mir die größeren, teureren kaufen - die kleinen wachsen lapidar gesagt doch von alleine. Das ist beim Diskus eben nicht so - er wächst nicht von alleine. Um einen großen und kräftigen, rund geformten Diskus zu erhalten ist ein sehr hoher Pflegeaufwand erforderlich. Jungtiere müssen nahezu permanent im Futter stehen. Bis zu zehn (!!) Mahlzeiten täglich erhalten die Babys von ihren Pflegern nach dem/oder während sie noch das Hautnährsekret der Elterntiere zu sich nehmen (Die Erstnahrung der Diskus).

Eine solch hohe Fütterungsintensität erfordert natürlich eine dementsprechende Wasserpflege. Eine einzige Krankheitsphase oder Hungerperiode zerstört den Traum von einem sauber gewachsenen kreisrunden Diskus wie Sie ihn auf vielen Fotos bereits gesehen haben. Solche Defizite holen die Fische meist nicht mehr auf.

Achten sie beim Kauf des Weiteren auf den Gesundheitszustand des Tieres. Bitten Sie den Verkäufer die Fische vor ihren Augen zu füttern. Gesunde Diskusfische sollten spätestens beim Öffnen des Aquariums bettelnd an der Oberfläche stehen. Meist tun sie es schon beim Annähren an das Aquarium. Diskusfische erkennen im Übrigen im Laufe der Zeit ihren Pfleger und sehr schnell die Fütterungsumstände.

Schauen sie sich den Diskus von vorne an, die Kopfpartie darf keinesfalls eingefallen und knöchrig sein. Gesunde Diskusfische weisen eine kräftige Kopfpartie auf. Ebenfalls sollte die Kopfpartie frei von größeren Löchern sein, dies deutet auf einen Nährstoff- bzw. Mineralienmangel unter Umständen auch auf tiefergehende Krankheiten (Lochkrankheit) hin.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Auge, dieses sollte in erster Linie klar und sauber erscheinen, ohne einen milchigen Schleier. Anhand des Auges können sie mit etwas Erfahrung aber auch beurteilen wie Groß ein Diskus werden kann bzw. wie gut er bisher gewachsen ist. Setzen sie das Auge in Verhältnis zur Körpergröße, erscheint es zu groß deutet das auf eine nicht optimale Wachstumsphase hin. Dieser Diskus wird kein Riese mehr werden. Ist es recht klein, so hat dieser Diskus ein gutes Wachstumspotenzial. Vergleichen sie die Tiere miteinander - sie werden Unterschiede feststellen.

Schauen sie sich die Kiemen des Tieres an - atmet der Diskus schnell und hastig ist dies kein gutes Zeichen (Ausnahme nach der Fütterung). Auch sind des Öfteren Kiemendeckeldeformationen zu sehen, achten sie auch dadrauf. obwohl dieses Kriterium meist nur optische Hintergründe hat.

Hat das Tier Streifenfehler? Die Längststreifen des Diskus sind sein "Kommunikationsgerät". Sie verlaufen im Normallfall senkrecht gerade von oben nach unten ohne Unterbrechungen und Verschiebungen.

Schauen sie auf den Boden des Aquariums, sehen sie dunkelbraunen Kotreste? Oder können sie gar ein Tier beim Kotabsatz beobachten? Kurze dunkelbraune Kotstücke sind der Nromalfall beim Diskus. Sehen sie weißliche Kotfäden aus dem After ragen, so kaufen sie kein Tier aus dem Becken. hier könnten Flagellatten oder andere Darmparasiten gar Bandwürmer am Werke sein.

Sie merken es gibt viel beim Diskuskauf zu beachten - achten sie darauf und sie werden gesunde Diskusfische erwerben die ihnen auf lange Zeit viel Freude bereiten werden!

Herzlichst

Ihr L134!

Bildquelle: nicolechris, eigenes Bild

Durchschnittliche Bewertung: