Fische | 15.03.08, 22:31
Arowana und andere
Arowana, Arapaima, Knochenzüngler, Gabelbart und Drachenfisch... Namen, bzw. Bezeichnungen, die fast jedem Aquarianer geläufig sind, doch was weiß man über diese Fische? Meistens nicht sehr viel, außer, dass sie zu groß für gewöhnliche Aquarien werden und es sich offenbar um aggressive Raubfische handelt. Manch einem, der sich schon etwas mit diesen Tieren beschäftigt und sich in sie verliebt hat, mag sicherlich so ein kribbeliges Gefühl bekommen, das Amateur-Aquarianer oder gewöhnliche Menschen bei dem Wort Piranha bekommen. Dieser Artikel soll eine sachliche Einführung in die Unterfamilie der Osteoglossinae darstellen, mit gängigen Vorurteilen aufräumen und zudem noch ein paar Verwandte Arten vorstellen.
Ein Artikel von Segelkärpfling.
Vermutlich das Profil eines Scleropages legendrei.
Zur Einführung etwas Taxonomie und Erdgeschichte
Die Ordnung der Osteoglossiformes, der Knochenzünglerartigen unterteilt sich in zwei Unterordnungen, diese sind die Notopteroidei (mit den Familien Gymnarchidae, Mormyridae und Notopteridae) und die Osteoglossoidei (mit den Familien Arapaimidae, Osteoglossidae und Pantodontidae). Dieser Artikel wird jedoch hauptsächlich um die Knochenzüngler der Familie Osteoglossidae handeln.
Der Name Knochenzünglerartige [lat. ossis = Knochen und glossa = Zunge) rührt von der verknöcherten, mit Zähnen besetzten Zunge dieser Fischordnung. Sie kommen auf der gesamten Südhalbkugel der Erde vor (Südamerika, Afrika, Südasien und Australien), die Schwesterordnung der Mondaugen Hiodontiformes bewohnt zudem noch Nordamerika. Die beiden anderen Schwesterordnungen Ichthyodectiformes und Lycopteriformes sind im Laufe des Mesozoikums ausgestorben. Lange Zeit konnte die weltweite Verbeitung der Knochenzüngler nicht hinreichend begründet werden. Erst mit fossilen Funden und der Theorie der Plattentektonik um 1915 wurde klar, dass es sich bei dieser Ordnung um lebende Fossilien handelt, die zu Urzeiten die Superkontinente bewohnten. Die Vorfahren der Überordnung der Knochenzünglerähnlichen (Osteoglossomorpha) müssen sich demnach bereits im Superkontinent Pangäa entwickelt haben (also vom Karbon bis Jura). Als dieser zerbrach gab es die Osteoglossiformes bereits, denn Asien war nun von Südamerika, Afrika und Australien getrennt.
Die Familie gliedert sich nach aktuellem Stand in die Gattungen: Osteoglossum, mit zwei Arten in Südamerika, und Scleropages, mit vier Arten in Südostasien und zwei in Australien.
Neben dem Verbeitungsgebiet sind die Hauptunterschiede in der Morphologie der Körper erkennbar. So sind Arten der Osteoglossum von wesentlich gestreckterem Körperbau und haben eine lang über den Rücken laufende Dorsale (Rückenflosse) und über den Bauch laufende Anale (Afterflosse), die Caudale (Schwanzflosse) ist spitz. Scleropages haben eine wesentlich bulligere Körperform als ihre südamerikanischen Verwandten. Ihre Caudale, Anale und Dorsale sind kurz und rundlich. Die Dorsale beginnt etwa erst bei 2/3 der Anale. Beide besitzen für moderne Fische sehr große Schuppen und große Augen und Knochenplatten am Kopf.
Hier folgt ein Bild zur besseren Visualisierung
Gattung Osteoglossum
Der Arowana, auch Arahuana, Gabelbart und Knochenzüngler genannt, (Osteoglossum bicirrhosum) und der Schwarze Knochenzüngler (Osteoglossum ferreirai) sind die einzigen beiden Vertreter dieser Gattung. Zur Paarungszeit werden die (jungen) Tiere sehr preiswert aus Südamerika als Wildfänge exportiert, während des restlichen Jahres bekommt man die Tiere fast ausschließlich aus Züchtereien in Südostasien.
Osteoglossum bicirrhosum (SPIX & AGASSIZ, 1829) [link]

bewohnt das Amazonasstromgebiet sowie den Rupununi im südlichen Guyana und den Oyapock an der Grenze zwischen Französisch-Guyana und Brasilien. Er wird um die 120 cm groß. Die adulten Männchen sind weniger füllig wie die Weibchen, haben eine länger ausgezogene Anale und ihr Unterkiefer ist länger als ihr Oberkiefer.

Es handelt sich um Oberflächen orientierte Raubfische, die sich hauptsächlich von Fischen, Krebstieren, Amphibien, kleineren Reptilien und Insekten ernähren. Sie können ihre, auf Ästen über dem Wasserspiegel sitzende, Beute mit Sprüngen von bis einem Meter Höhe erbeuten. Vermutlich werden auch kleine Säugetiere und ins Wasser gefallene Vogelkücken gefressen. In ihrem Habitat ziehen die "silbernen" Arowanas stehende Altgewässer vor. Im Aquarium benötigen sie leicht saures, über Torf gefiltertes und weiches Wasser, eine starke Filterung ist unverzichtbar. Zudem ist ein wöchentlicher (!) Teilwasserwechsel von 25 bis 30% notwendig, um das Wasser von Schadstoffen, Mulm, organischen Abfällen und Detritus zu befreien. Die ideale Wassertemperatur beträgt 26° C, wobei die Fische einen Intervall von 24 bis 26° C vertragen. Zusammen mit der Endgröße und dem daraus resultierenden Beckenvolumen ist eine Anschaffung dieser Fische stark zu überdenken (zudem sind die Tiere nicht gerade preiswert und das Futter wächst auch nicht auf Bäumen - zwar im Wasser, aber Entnahme von Fröschen aus Wildgewässern ist verboten).
Die maulbrütenden Fische sind überraschend leicht zu vermehren. Entscheidend ist hierbei natürlich die Beckengröße (in subtropischen und tropischen Gegenden
ist eine Vermehrung in Teichen möglich). Nach einem einfachen, eher primitiven, Balzverhalten laichen die Weibchen ab. Die Eier sind sehr groß, annähernd kirschengroß mit einem Durchmesser von ca. 1,6 cm. Das Männchen nimmt den Laich ins Maul und beschützt die Jungfische 50 bis 60 Tage. Währenddessen schlüpfen die Larven und entwicklen sich zu vollständig entwickleten kleinen Arowanas. Nach dieser Zeit entlässt das Vatertier seine Brut, wovon jedes Tier bereits etwa 9 cm groß ist und keinen Dottersack mehr besitzt. Kommerzielle Züchter entnehmen dem Männchen die Larven um sie lukrativer im Aquarium groß zu ziehen, hierbei überleben wesentlich mehr Jungtiere als bei der natürlichen Variante.
Zwar leben die Arowanas in freier Wildbahn mit vielen bekannten Zierfischen zusammen, doch sind solche Vergesellschaftungen im Aquairum hinfällig, da es ein Räuber-Beute-Verhältnis schaffen würde. In Großaquarien von Zoos sieht man die Tiere des öfteren mit anderen großen Fischen wie Arapaima, Riesengurami und Tigerspatelwels. Die Jungfische sind noch bläulich oder grünlich. Diese Färbung verblasst mit zunehmender Größe und die Tiere werden silber-gräulich.
Osteoglossum ferreirai (KANAZAWA, 1966) [link]
bewohnt den Rio Negro und wird etwa 100 cm lang. Interessant ist, dass die Tiere ga nicht schwarz sind, sondern sich in adulter Färbung kaum vom Arowana unterscheiden. Vermutlich entstand der irreführende Name bei Einfuhr von Jungtieren, die ein sehr attraktiven Farbkleid tragen. Frisch geschlüpfte Larven sind zwar noch farblos und dominiert vom großen, orangen Dottersack, doch in kurzer Zeit stellt sich eine kontrastreiche Schwarz-Weiß-Färbung ein. Das Bild letzteres dominierte auch jahrelang Literatur und Internet. An die Wasseransprüche und Fütterung stellt er die gleichen Anforderungen wie der Arowana. Wie auch seinen Gattungskollegen, darf mana uch den schwarzen Knochenzüngler nicht überfüttern. Manche Halter vertreten die Theorie, dass man die Tiere nicht mit lebenden Tieren füttern soll. Nicht etwa, wie annehmbar aus ethnischen Gründen, sondern weil die Tiere mit dieser Fütterungsart auch gleichzeitig ihr natürliches Räuberverhalten entwickeln und aggressiver werden, als wenn sie ausschließlich mit totem Futter ernährt werden. Meiner Meinung nach, sollte man die Fische trotzdem mit lebenden Tieren füttern, da man ihnen, wenn man sie schon einsperren muss, doch zumindest eine annähernd natürliche Umgebung schaffen sollte. Immerhin holt man sich mit einem Knochenzüngler auch ein Raubfisch in's Wohnzimmer und keine zahme Schmusekatze. Diverse Züchter vertreten eine Fütterung mit Rindfleisch, inwieweit dies, wie bei anderen Fischen, zu Verfettung führt ist nicht bekannt.
Geschlechtsunterschiede sind beim schwarzen Knochenzüngler nicht bekannt, allerdings läuft die Fortpflanzung genauso ab wie beim Arowana.
Fortsetzung folgt...
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