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Fische | 22.12.10, 17:14

Erfahrungen mit Killifischen

Wie?Was? Killerfische?
Nein, wir reden nicht von blutrünstigen Monstern, die in einem trüben Fluss lauern.
Es geht ganz im Gegenteil um kleine, farbige und nette Zierfische, die schnell jedermanns Herz erobern. So auch meines.

Ein Artikel von Mopani.

Erfahrungen mit Killifischen
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Fundulopanchax gardneri männlich

Nachdem ich in der Aquaristik einige Erfahrungen gesammelt hatte, begann sich eine Vorliebe für ein gewisses Gebiet dieses Hobbys herauszukristallisieren. Wie so oft: dies geschieht bei nahezu jedem Aquarianer früher oder später. Dann geht der Schritt zu einer Art, einem Flusssystem oder einer Gattung. Um diese bemüht man sich besonders intensiv, beispielsweise hält man sie natürlich unter optimalen Bedingungen und schreibt Artikel über die Lieblinge.
Bei mir war es Westafrika, das mich interessierte. Und hierbei entdeckte ich schnell auch die dort heimischen Killifische. Manche Westafrikaner aus dieser Familie findet man sogar hier und da im Zoohandel, doch bieten Eierlegende Zahnkarpfen auch viele Raritäten, nach denen man suchen muss.
Was mich an diesen Tieren faszinierte? Schnell lernte ich neben der Aufsehen erregenden Färbung das possierliche Verhalten kennen, das man mit einer Mischung aus den Vorzügen anderer Arten vergleichen kann: farbig wie Salmler, aktiv wie Platies, bizarr wie Hechtcichliden, klein wie Bärblinge, und sozial, aber doch individuell, wie Grundeln.

Durch die geringe Endgröße der meisten Arten ergibt sich nicht selten zudem eine gewisse Nanotauglichkeit, sodass man gerne und leicht Platz für Killis finden wird.
Ein Harem aus einem Männchen mit einigen Weibchen ist ein idealer Besatz für das Artenbecken.
Doch mit vielen, besonders bodengebundenen, Arten ist eine Vergesellschaftung problemlos möglich. Lediglich bei Räubern, die gerne einmal einen kleinen Fisch verspeisen, ist Vorsicht geboten.Die Killis sollten daher beim Einsetzen bereits etwas größer sein, oder man kauft kleine Raubfische und zieht beide Parteien zur Gewöhnung aneinander gemeinsam auf. Im Idealfall vertragen sich beide Spezies sehr gut, doch bei ständigem Feinddruck zieht gerne mal jemand den kürzeren und das kann leicht in Dauerstress ausarten. Durch genaue Beobachtung im Vorfeld lässt sich das vermeiden. Viele Hechtlinge wären ja eigentlich selbst Räuber, sie sind oberflächenbezogen und schnappen Insekten. Doch außer kleinen Jungtieren werden sie wohl keinem Fisch gefährlich werden können. Diese könnte man mit vielen feinfiedrigen Pflanzen und einigen Wurzeln schützen.Rückzugsmöglichkeiten schätzen auch adulte Zahnkarpfen durchaus.
Das Becken wird also mit Wurzelholz und Pflanzen wie Bolbitis und Pistia strukturiert. Dunkler Boden hebt die glitzernden Tiere hervor und vermindert Stress. Schummrige Beleuchtung ist ebenfalls sehr gut. So fühlen sich unsere Pfleglinge stets geborgen und leuchten heraus.
Schließlich leben sie auch in der Natur in den schattigen Regenwäldern der Erde.Hier bewohnen sie kleinere Bäche und Tümpel, in Pflanzenbeständen auf Nahrung lauernd. Weil es sich bei diesen Biotopen um kleine Pfützen handelt, stellen die meisten Arten eben keine besonderen Ansprüche an die Aquariengröße. Kleinere Arten wie Epiplatys annulatus sind schon mit größeren Nanos bedient, Spezies wie Aphyosemion australe sind mit 60-Zentimeter-Becken zufrieden. Eine große Art ist Lamprichthys tanganicanus aus dem Tanganjikasee, die um 20 Zentimeter groß wird.
Im Gegensatz zu ihm leben die meisten Killis in weichem, leicht sauren Wasser.
Erhält der potentielle Halter also für seine Pfleglinge zu hartes Nass aus der Leitung, ist er gefragt, es mit Torf und/oder Umkehrosmose zu bearbeiten und aufzubereiten.
Eine Ausnahme bilden Nothobranchius. Diese werden zwar mit Torf als Laichsubstrat in Verbindung gebracht, mögen es aber nicht zu sauer.
Im Großen und Ganzen konnte ich aber keine große Empfindlichkeit meiner Fische bezüglich der Konstantheit saurer Wasserparameter beobachten.Wen es jedoch freut, nebenbei oder gar mit Hauptaugenmerk zu züchten, muss wohl oder übel für fischgerechte Weichwasserverhältnisse sorgen. Hat man nun noch einige Pflanzenverstecke, wird dies, insbesondere bei Leuchtaugen-Arten, leicht klappen. Unter Umständen ergänzen und vergrößern die Tiere den Schwarm so stets selbstständig.
Natürlich nur, solange es auch hier wieder keine gefräßigen Mitbewohner der „Aquarien-WG“ hat, für die so kleine, neugierige Fischlein eine köstliche Verlockung darstellen. Doch mit welchen Arten kann ich meine Aplocheiliden denn nun vergesellschaften?
Zu den Räubern zählen viele Arten, nahezu alle etwas größeren oder gar die eigenen Eltern.
Doch bietet dies auch Vorteile: das Aquarium wird nicht ständig von Jungfischschwärmen heimgesucht, sondern es überleben nur die stärksten und gesündesten. Das ist natürliche Selektion! Sofern es einem nicht um die zahlenmäßig einträgliche Zucht geht, ist das wesentlich bequemer, weil man nicht mit viel Aufwand Abnehmer suchen und provisorische Aufzuchtbecken installieren muss.
Ansonsten lege ich jedem eine stilechte afrikansiche Besetzung ans Herz: Prachtbuntbarsche der Gattung Pelvicachromis oder die selten erhältlichen Barben-Glanzstückchen sind adäquate Gesellschaft.
Man kann natürlich die Fressfeinde auch mit etwas Futter bestechen. Soll hierbei zugleich für die Killis etwas abfallen, dürfen es natürlich keine zu großen Brocken sein. Die kleinen Zahnkarpfen schnappen dennoch danach und der unbescholtene Halter bangt plötzlich um den würgenden und schluckenden Fisch, dessen Augen größer als das Mäulchen waren. Aber in ihrem grenzenlosen Appetit ist es in meinen Aquarien bisher noch jedem Killi gelungen, die Stücke am Ende doch zu bewältigen. Dementsprechend vollgefressen waren die Tiere nach der üppigen Mahlzeit auch. Ihre Bäuche sind, wenn es des Guten einmal zu viel war, rekordverdächtig aufgetrieben. Die sonst munteren Tiere ruhen sich nun schwer auf einem Blatt oder am Boden aus und verdauen bis zum nächsten Tag. Dann sind sie schon wieder fit...und hungrig!
Nichtsdestotrotz versetzt der Anblick des schwer atmenden, zum Platzen dicken Fisches den liebenden Halter jedes Mal aufs Neue in Angst und Schrecken, weshalb dringend anzuraten ist, die Futterrationen in mehreren kleinen statt einer großen Portion zu reichen. Fastentage sind auch für normalgewichtige Fische gesund. Ansonsten nehmen die kleinen Gierschlunde heißhungrig nahezu alles, was man ihnen reicht. Das können Kleinteile oder -lebewesen im Aquarium sein, Kunstfutter aller Art Frostfutter. Das Highlight aber ist die Gabe von Lebendfutter! Besondere Jägerinstinkte konnte ich bei der Reichung von Fliegen erkennen. Angesichts dieser Futterergänzung von oben war die Freude groß, zumindest bei den stärkeren Exemplaren. Ich verwendete hierbei gewöhnliche Stubenfliegen, wenngleich bei selbstgezüchteten Fruchtfliegen (Drosophila) sicher weniger wahrscheinlich Schadstoffe enthalten wären, da man ja die Ernährung dieser Tiere kontrolliert.Es ist aber logischerweise auch aufwendiger.
Eierlegende Zahnkarpfen sind also Omnivore mit einer carnivoren Vorliebe. Sie nehmen Futter von der Oberfläche, insbesondere schwächere Tiere nutzen auch absinkende Partikel in der Mittelzone.
Man muss richtiggehend darauf achten, dass bodenbewohnende Beifische nicht zu kurz kommen.
Killis schlingen wirklich nach dem Motto „Friss,was Du kannst, morgen könnte es nichts geben!“.
Doch sind Futtertabletten und Co erst einmal unten angekommen, werden sie verschmäht. Das hängt natürlich mit der oberflächenbezogenen Lebensweise zusammen.

Ansonsten ist zum Thema bereits das Wort „munter“ oder „lebhaft“ gefallen. Und in der Tat sind viele Killifische ganz und gar nicht scheu. Sie zeigen sich dem Betrachter – es könnte ja Futter geben – und beknabbern ihn nach etwas Gewöhnung auch mal an der Hand – sie könnte ja essbar sein. Da man aber raubvogelartig von oben ins Becken fasst und weil sie so klein sind, muss man auch Verständnis für anfängliche Zurückhaltung vor dem Aus-der-Hand-Fressen entwickeln.
Auch so sind die Fische farbig und interessant zu beobachten.Für Frauen zählt zudem der Niedlich-Faktor. Und wem gefallen die kontrastreichen Farben nicht? Sie sind durchaus diese Wiederholung wert.
Naja, für die Männchen gilt dies zumindest, die Weibchen sind da intelligenter: sie gehen Imponieren gegenüber Rivalen oder Wunschpaarungspartnern aus dem Weg und tarnen sich lieber mit unscheinbaren Grautönen. Dennoch gefallen sie durchaus und bieten ebenfalls einige schön anzusehende Details in der Zeichnung. So eine unterschiedliche Färbung der Geschlechter nennt man übrigens Sexualdimorphismus.
Aber vor allem habe ich das zutrauliche und verträglich Wesen schnell besonders liebgewonnen. Meine Gardneri-Weibchen lassen sich von den körperlich überlegenen Herren der Schöpfung nichts sagen und glänzen auch bei der Fütterung mit Schnelligkeit und Geschick.

Killis sind aktiv, aber nicht hektisch. Ihnen zuzusehen ist tatsächlich die vielgepriesene Seelenmassage, die man an der Aquarienbeobachtung so schätzt. Besonders imposant ist natürlich das Imponieren der Männchen gegenüber einer schönen Dame: die Schwanzflosse abwechselnd speerschwänzig eingefaltet und paddelartig gespreizt, und den Kiemenboden ebenfalls heruntergedrückt, wirken sie größer und die Farben kommen voll zur Geltung.

Es gibt also viele gute Gründe, es einmal mit Killifischen zu versuchen.
Und Möglichkeiten gibt es ja nun wahrlich viele, schließlich haben sich Eierlegende Zahnkarpfen über fast den gesamten Erdball verteilt. In Südamerika sind Rivulus aquaristisch bekannt, Afrika hat Fundulopanchax, Chromaphyosemion, Epiplatys und Poropanchax zu bieten, aus Asien gibt es Aplocheilus und Panchax zu entdecken. Am bekanntesten sind Aphyosemion australe und Fundulopanchax gardneri.
Doch schon diese gewöhnlichen Arten machen Lust auf mehr. Auf viel mehr!
Ich jedenfalls bin schon sozusagen süchtig...

Bildquelle: Mopani

Durchschnittliche Bewertung: 10.0 von 10 Punkten - 2 Stimmen

Kommentare

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» Gepostet von Veronika, 16.01.11, 14:44

Danke echt super geschrieben und obwohl ich bisher noch keine hatte, macht es ein wenig kribbelig sie auch mal zu haben, bisher halten mich die Wasserwerte aber ab.
LG Veronika

_________________
Ein Aquarianer der züchtet,hat immer ein Becken zu wenig. :fisch:
Tschüüüsss


Ich züchte/vermehre: diverse Grundeln ,Korallenplatys, Papageienplatys, Endlerguppys,Wildguppys und andere Lebendgebärende Arten,Welse Oryzia,Pseudomugilarten, div.Schnecken u red-fire und einige andere Garnelen, auch Ringelhandgarnelen

nehme gerne eure überzähligen Schnecken


Kommentar

» Gepostet von roloffia, 14.01.11, 11:21

Hallo,
meine Meinung nach in dem Artikel wurden die Killifische in Kurzform sehr zutreffend erfasst! :thumb:
Lob für Mopani !!! :thumb:

Weil ich selbst seit ca.30 Jahre mit Killis beschäftigt bin (inkl. Fangreisen nach Afrika, Asien und Südamerika) kann ich bezeigen das mind.95% Killiarten man kann schon im 40er Becken halten. In der Natur kommen sie auch mit sehr wenig Wasser zu Recht. Die Fische leben überwiegend im Wasser mit Temp. 18-25°C aber zu bestimmte Jahreszeiten auch bis 30°C, leider bei höheren Temperaturen werden sie schneller Alt und bauen schnell ab. Aus dem Grund empfehle 20-24°C. Extremkurzlebig sind Nothobranchius, im Schnitt 6-8 Monate, aber bei niedriger Temp. (20-22) man kann sie ca.15 Monate am Leben halten. Auch sparsame Füttern kommt allen Arten zu Gute.

Sonst nur eine Ärgenzung,
Zitat:
> Doch bietet dies auch Vorteile: das Aquarium wird nicht ständig von Jungfischschwärmen heimgesucht, sondern es überleben nur die stärksten und gesündesten. Das ist Evolution! <
Es ist keine Evolution nur „natürliche Selektion“.
Gute Adresse:
www.killi.org

Gruß, roloffia


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 27.12.10, 15:50

Hallo!
Das kommt auf den Platz an: in 180 Litern halte ich zwei Männchen, was gut geht. Im Nano würde ich das nicht unbedingt versuchen, das kann in der Tat Ärger geben. Ich kann nicht verleugnen, dass manche Tiere etwas ruppig sind.
Daher ist es zur Erhaltung guter Flossen der Weibchen sinnvoll, mehr Weibchen als Männchen zu halten, außer vorübergehend im Zucht-AQ.
Die Geschlechter zu unterscheiden ist kinderleicht.


Kommentar

» Gepostet von badisbadis, 26.12.10, 20:24

Hey,

super Artikel!
Hast mir richtig Lust auf Kilis gemacht, nur fehlt mir leider im Moment etwas der Platz und die Zeit dafür, aber vielleicht mal in naher Zukunft..... :wink:

Kann man eigentlich mehrere Männchen zusammenhalten?
Hab mal gehört, dass die untereinander recht ruppig sein können....

lg


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 22.12.10, 17:22

Hallo!
Wer genauere Infos möchte, möge sich Fachliteratur beschaffen: das hier sind teils meine Erfahrungen. Ihr sollte und werdet merken, was mir aufgefallen ist:D
Ich empfehle als weiterführende Quelle: mich und die Leute auf unserer Killihalterliste.
vg


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