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Wasserchemie | 16.07.10, 18:26

Wie geht Torffilterung?

Torf ist für viele Aquarianer von enormer Wichtigkeit. Für viele Fische breitet er das Wasser auf und verwandelt steriles, unspektakuläres Leitungswasser in bernsteinfarbenes Nass wie in den Tropen. Huminstoffe und Tanninsäuren sind der Schlüssel zu leicht saurem Wasser. Natürlich kann man auch Erlenzapfen oder spezielle Präparate verwenden. Doch Torf ist stets erhältlich und deshalb verbreiteter. Voller Enthusiasmus will man also seinen Weichwasserbewohnern das Leben versüßen...versäuern wohl eher...und kauft eine Packung Aquarientorf. Doch was tut man dann damit? Wie kommen die Extrakte am einfachsten und effektivsten ins Wasser? Wer nicht zaubern kann, muss erfinderisch sein...

Ein Artikel von Mopani.

Wie geht Torffilterung?
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Pterophyllum altum kommt aus dem Schwarzwasser des Rio Negro

1.Seitensprung: Was ist das eigentlich für ein Zeug?

Torf kommt aus Mooren. Er besteht aus verrottenden Pflanzenteilen, vielleicht auch Moorleichenteilen (würg :D ), und ist im Verlauf von langer Zeit entstanden. Klingt eklig? Ist es auch ein bisschen, zumindest die nasse Masse, die einem beim Hantieren den ganzen Arm hinauf kleben bleibt. Aber welcher Aquarianer lässt sich davon beirren?
Da gibt es auch scherwiegendere Gegenargumente. Etwa, dass der Torfabbau beim Trockenlegen der Moore entsteht und dadurch wertvolle Ökosystem zerstört werden. Hierbei wird zudem eine beträchtliche Menge CO² frei. Aber die im Folgenden erwähnten Methoden sind auch auf Erlenzapfen, Walnussblätter und anderes anwendbar.

Man unterscheidet Weiß- und Schwarztorf. Letzterer wird meines Wissens vorwiegend aquaristisch verwendet. In Granulatform oder als Pellets bieten fast alle Händler dieses Material an. Eine Packung mit etwa 1000 Gramm kostet um fünf Euro. Für Sparfüchse besteht die Möglichkeit, bei Gärtnereien ungedüngten (!) Torf zu erstehen. Dies ist zumeist billiger.

2.Eingetütet

Um die meiner Meinung nach einfachste Möglichkeit zu praktizieren, führt jedoch um die Aquaristik-Abteilung im Zoohandel kaum ein Weg herum. Denn viele nette Hersteller fügen ihren Packungen Netzbeutel bei oder verkaufen sie separat. Man füllt also Torf, egal, ob in Pulverform, als Brocken oder sonst wie geformt (in Fischform geknetet wäre doch schön!), in das Säckchen aus elastischem, durchlässigem Stoff. Dann legt oder hängt man es ins Aquarium. Eine allerdings weniger attraktive Lösung. Und irgendwo verstecken ist auch nicht optimal, denn je besser die Umströmung, desto mehr der begehrten Stoffe werden natürlich mitgeschwemmt. Ohne leistungsstarken Filter geht also nichts.
Dafür ist die Methode praktisch. Wenn man den Beutel nur zu Hälfte bleibt, füllt er sich mit Luft, wird somit aufgebläht und schwimmt. Elegant!
In veralgten Becken darf man sich nicht am Bewuchs am Netz stören, denn dieser geht kaum noch heraus.

3.Vorsicht, heiß!

Wenn man ein nicht zu saures Substrat für Bodenlaicher (etwa Nothobranchius-Killifische) benötigt, oder gerne kocht, kann man die Huminstoffe auch auskochen. Einfach brühen, bis eine dunkel-colafarbene Suppe entsteht. Dann hiermit einen Teil des Frischwassers beim Teilwasserwechsel ersetzen und nicht ins Getränk der ungeliebten Tante schütten! Wenn man die passenden Gerätschaften denn erhält (Köche/innen dürften mit Torf in ihren Töpfen Probleme haben), ist dieses Verfahren leicht und effektiv. Am besten lässt man das erhitzte Wasser aber zunächst abkühlen.
So ist übrigens besonders simpel der Säuregrad zu regulieren: je länger die Kochzeit, desto stärker das Gebräu. Die ausgekochte Torfmasse im eigenen Sud aufbewahren zu wollen, hat bei mir zu Schimmel geführt.

4.Piraten des Aquariums

...sind Benutzer von Plastikschiffswracks und der Torfkanone. Für Letztere sind im Internet unzählige Anleitungen erhältlich. Toll, da brauche ich nicht auch noch etwas zu schreiben!

5.Ideenlos?

Weniger umständliche Menschen werfen den Torf einfach ins Becken. Der geht schnell unter und erschafft ein natürliches Layout...bis wühlende Fische ihn unterwühlen oder er bei einem Flossenschlag in den Ecken verschwindet. Ein wirklich auffälliger Säuerungseffekt ist nicht zu beobachten. Doch das Substrat wird dunkler, was bei Fischen zu Stressverminderung führt. Dies geht mit verstärkten Farben einher.

6.Elegant außen

In größeren Filtern gibt es meist perfekte Voraussetzungen, um dieses chemische Filtermaterial einzusetzen, besonders in Außenfiltern arbeitet man so. Die unter 2. erwähnten Netzbeutel kann man füllen und in eine Filterkammer stecken. Ich empfehle, nicht zu sehr zu stopfen. Der Torf verklemmt und verdichtet sich und geht eine klebrige Liaison mit Mulm ein, bis der Wasserdurchfluss gleich Null ist.

Bei Filtern, die viel Volumen besitzen, wird man vielleicht auf die Idee kommen, neben Torf auch noch Aktivkohle einzusetzen. Das ist aber sinnlos, da die Kohle die wertvolle Säure gleich wieder absorbiert!
Des Weiteren ist zu beachten, dass das Material nach einiger Zeit erschöpft ist und dann ausgetauscht werden sollte.

Beim Einbringen von Huminsäuren/Gelbstoffen/Tanninsäuren/... via Torf/Erlenzapfen/... wird man so leicht gefärbtes Wasser mit hohem Wohlfühlfaktor für Weichwasserbewohner erhalten, das nicht nur angesäuert wird, sondern auch hemmend gegen Algen und Pilze wirkt. Für Züchter und die Halter von Arten aus Westafrika, Südamerika und Asien sehr wichtig!

Saure Grüße von Mopani!


Bildquelle: Mopani

Durchschnittliche Bewertung: 9.5 von 10 Punkten - 2 Stimmen

Kommentare

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Kommentar

» Gepostet von Mopani, 18.07.10, 19:53

Hallo!
Danke!
Natürlich antworte ich gerne-ich schicks Dir auch nochmals per Email.
Wenn man Torf auskocht, denke ich, es geschieht relativ schnell, dass der Großteil seiner Inhaltsstoffe sich in die Brühe verabschiedet. Ich nehme meinen so lange, bis wirklich gar nichts mehr geht.
Wenn Wasser verdunstet, bleiben alle Inhaltsstoffe wie Huminstoffe und auch Härtebildner zurück-sie verdunsten nicht. Das bedeutet: erhöhte Härte, aber auch erhöhte Ansäuerung. Das sollte also im Gleichgewicht sein.
Wenn Du das Wasser nachfüllst...so viel verschwindet da doch nicht?...denke ich, dass man erst ab...vielleicht um 10 Liter zusätzlich "torfen" muss.
vg


Kommentar

» Gepostet von Mama-im-Einsatz, 17.07.10, 22:12

Gut.

Danke.

So weiß ich nun auch wie ich mit Torf hantieren kann :-) Auskochen wird die Methode meiner Wahl sein.
Wenn ich aber den Torf koche, verliert sich dann nach einiger Zeit die PH-senkende Wirkung oder muss man einfach beim Wasserwechsel wieder nachfüllen?
Wenn ich einfach nur Verdunstungswasser nachfülle, muss ich dann auch Torfwasser wieder einbringen?

Ich hoffe Du kannst mir die Fragen beantworten und ich hoffe, dass diese nicht stören.

_________________
Viele Grüße, Katharina
------------------------------------------------

s=k. log w = Entropie;


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 16.07.10, 18:27

Tipp: Ich finde Erlenzapfen effektiver... grins
vg


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