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Sonstige | 16.11.08, 20:36

Fischtuberkulose, der häufigste Fischkiller

Wem ist nicht schon der eine odere andere Fisch ohne erkennbare Krankheit gestorben? Wer hat nicht schon die komplette Vernichtung seines gesamten Besatzes innerhalb kürzester Zeit erlebt? Und wer ist noch nicht über das Schreckenswort "Fischtuberkulose" gestolpert? Über diese Krankheit kursieren viele Geschichten, weil sie eine der sehr wenigen Zoonosen (d.h. auf Menschen übertragbaren Krankheiten) unserer Zierfische ist. Über die Krankheit, ihre Verursacher und den Umgang damit habe ich einen Artikel in der IRG-Zeitschrift "Regenbogenfisch" gefunden, den ich mit ihrer Genehmigung hier veröffentliche.
Die Abbildungen stammen von Frau Walstad, soweit nicht anders angegeben.

Ein Artikel von guppymama.

Fischtuberkulose, der häufigste Fischkiller
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Fischtuberkulose ist eine der häufigsten Krankheiten im Aquarium

Der Umgang mit Mycobakterien
von Diana Walstad

Übersetzt von N. Grunwald, Wuppertal
Auf sachliche Richtigkeit überprüft von Dr. E. Schmidt, Uni Wuppertal

Der ursprüngliche Artikel erschien in der ANGFA-Zeitschrift „Fishes of Sahul“, Ausgabe 2/2008. Die Redaktion des „Regenbogenfisch“ hat bei Frau Walstad nachgefragt, ob wir den Artikel auch für den „Regenbogenfisch“ verwenden dürfen. Frau Walstad teilte uns daraufhin mit, sie hätte nach der Veröffentlichung in „Fishes of Sahul“ noch neue, zusätzliche Erkenntnisse bekommen und sie wolle für uns eine erweiterte Fassung schreiben. Die Übersetzung wurde von dieser angefertigt.

Fischtuberkulose (FT) wird von Wissenschaftlern als die Nummer Eins unter den chronischen Krankheiten bei Aquarienfischen angesehen. Ein Beispiel: Rund die Hälfte (47 %) von 387 toten/sterbenden Aquarienfischen. welche zu einem Veterinärlabor zur Krankheitsdiagnose gebracht wurden, waren infiziert mit Bakterien, die FT verursachen (Zanoni 2008 ). Allerdings haben viele Halter von Aquarienfischen keine Kenntnis von der weiten Verbreitung von FT. Das ist deshalb so, weil FT eine verwirrende Reihe von Symptomen hat oder überhaupt keine sichtbar sind (ein Fisch erscheint am Tag zuvor normal und stirbt am nächsten Tag). Die Bestätigung der Diagnose FT kann nur durch eine Autopsie erfolgen. Außerdem entwickeln sich in Fischen, die durch chronische FT geschwächt sind, häufig Sekundärinfektionen und verschleiern das eigentliche Problem. Kein Fisch ist wirklich sicher vor dieser Geißel. Über Ausbrüche von FT wurde von wissenschaftlichen Laboratorien, Zoologischen Gärten, kommerziellen Fischfarmen, in natürlichen Teichen, Ozeanen usw. berichtet. Weil die Krankheit unheilbar ist, können die Folgen für die Nachzucht von Fischen verheerend sein. Ich bin eine Aquarianerin und meine eigenen Erfahrungen mit FT waren sehr unangenehm. Gott sei Dank bin ich zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen.

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Der FT-Ausbruch bei meinen Regenbogenfischen

Ich halte seit 20 Jahren Regenbogenfische und habe kaum Probleme. Im Jahr 2004 allerdings nach dem Einsetzen neuen Fischen in meine Aquarien, starben die neuen Fische oder sie entwickelten Anomalien. Als dann auch vorher gesunde Fischkollegen im Aquarium begannen, Anomalien zu entwickeln, bekam ich den Verdacht einer Infektionskrankheit. Ein Tierarzt für Fische untersuchte zwei fünfjährigen Goyder River-Regenbogenfische, Melanotaenia trifasciata „Goyder River“, die ich aus Eiern aufgezogen hatte und die vorher keine Probleme hatten.

Der eine Fisch hatte einen leicht verletzten Unterkiefer, während der andere Fisch keine Anzeichen hatte. Allerdings, eine histologische Untersuchung zeigte, dass die inneren Organe beider Fische voll waren von Granulomen (kleine Knötchen), die säurefeste Bakterien enthalten. Die Diagnose war klar – Mycobakterien.

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Weil mir keine andere Lösung bekannt war, wäre die übliche Vorgehensweise gewesen, die Aquarien zu entleeren, die Fische abzutöten, alles zu desinfizieren und danach neu anzufangen. Ich war abgeneigt, das zu tun. Ich entschied mich lieber dafür, einen Sterilisationsfilter mit ultraviolettem Licht an alle drei Aquarien anzubauen.
Meine Argumentation war, dass, selbst wenn ich nicht die Fische retten, ich mich doch selbst vor einer Infektion („Aquarium-Syndrom" ) durch Bakterien schützen könnte, welche FT verursachen. UV (ultraviolettes Licht) ist sehr effektiv darin, Mikroben zu töten, einschließlich Mycobakterien (Le Chevallier 2004). Da die Form dieser Krankheit, die für Menschen gefährlich ist, noch nicht so allgemein bekannt ist, wollte ich nicht das Risiko eingehen, schmerzhafte Wunden an meinen Händen und Armen zu bekommen, wenn ich sie in das Aquarienwasser stecke.

Die Ergebnisse mit dem UV-C-Strahler waren unerwartet. Die Todesfälle bei den Fischen und das Auftreten von neuen Symptomen hörten auf. Ich nahm an, dass die UV-C-Strahler das Wasser entgifteten und die Bakterien abtöteten, welche die FT zum Ausbruch brachten. Nach ein paar Monaten entfernte ich die UV-C-Strahler vollständig. Drei Jahre später sind die Fische, die damals überlebt hatten, immer noch in Ordnung.

Mögliche EM-Krankheitserreger sind überall

EM (umweltbedingte Mycobakterien) sind die Bakterien, welche FT verursachen; sie gehören zur Gattung Mycobacterium. Praktisch alle EM-Arten sind mögliche Krankheitserreger bei Fischen. In der Vergangenheit wurden M. peregrinum und M. gordonae nicht als Krankheitserreger bei Fischen angesehen und in der Tat, sie sind viel weniger gefährlich als M. marinum. Nichtsdestoweniger, Wissenschaftler haben jede von ihnen als möglichen Übeltäter identifiziert, der hinter heftigen FT-Ausbrüchen in Fischbeständen stehen kann. EM leben überall in der Umwelt (in natürlichen Gewässern, im Trinkwasser, in Böden, in Krankenhäusern usw.) und eben auch in Aquarien. Beran (2006) zum Beispiel isolierte zahlreiche EM-Arten aus Schnecken, Filtermaterial, Pflanzen und Fischen von sechs gut eingefahrenen, scheinbar normalen Aquarien. In einigen der 19 Fische, die sie untersuchten, stellten die Forscher EM-Krankheitserreger fest, aber keine Granulome.

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Andere Wissenschaftler (Harriff 2007) fanden EM (aber wieder keine Granulome) in den Därmen von neun von 18 äußerlich gesunden Zebrabärblingen aus dem Labor. Man könnte behaupten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor scheinbar gesunde Fische krank werden, wenn sie EM im Körper haben. Allerdings würde ich entgegnen, dass EM überall sind und darum die Entdeckung von ein paar EM in scheinbar gesunden Fischen nicht überraschend ist. Die EM dringen durch das Maul der Fische ein, überleben den Verdauungsvorgang und kolonisieren dann den Darm der Fische (Harriff 2007). Ich glaube, dass EM wahrscheinlich einen unbedeutenden und vielleicht vergänglichen Anteil der inneren Mikroflora von vielen gesunden Fischen ausmachen. Das Immunsystem der Fische und andere, schneller wachsende Bakterien halten die EM unter Kontrolle und/oder beseitigen die EM. Die Krankheit bricht aus, wenn Stress die Immunität unterdrückt oder große Mengen von EM plötzlich einen gesunden Fisch bombardieren.

Das Fehlschlagen von Desinfektionen

Desinfektion und Sauberkeit im Fischraum kann oder kann auch nicht helfen, FT zu bekämpfen. Das ist so, weil EM den meisten Chemikalien viel besser widersteht (Antibiotika, Reinigungsmittel, chlorhaltige Mittel usw.) als andere Bakterienstämme. Zum Beispiel sind EM 10 bis 100 Mal widerstandsfähiger gegen Chlor und Chloramin als die gewöhnliche Bakterie Escherichia coli (LeChevallier 2004). EM lebt typischerweise in Trinkwassersystemen. Die Behandlung des Wassers im Wasserwerk vernichtet die Bakterien, einschließlich der EM. Die überlebende EM-Form baut jedoch langfristig Biofilm-Schichten von lebenden und abgestorbenen Kleinstlebewesen in den Rohren des Leitungsnetzes auf und gibt von dort regelmäßig EM-Bakterien in das Trinkwasser ab. So reduziert zum Beispiel eine Chlor- bzw. Chloramin-Behandlung des Rohwassers in einem Wasserwerk die EM-Zahlen von 55 pro Milliliter auf 0,04 pro Milliliter. Allerdings hatte sich im nachgeschalteten Leitungsnetz für die Wasserverteilung der EM-Bestand dramatisch erhöht auf 700 pro Milliliter (Falkinham 2001). EM überleben und gedeihen auch in nährstoffarmen (gemeint ist in sauberen) Umgebungen, wo gewöhnliche Bakterien verhungern. Steinert (1998 ) zeigte dies experimentell, als er E. coli und ein EM (M. avium) in getrennte Behälter setzte, in denen er eine futterarme Umgebung gestaltete (keine Nährstoffe). Nach zehn Tagen verminderte sich der E. coli-Bestand um das 20-fache, wogegen der M. avium-Bestand um das 72-fache zunahm.
Unter nährstoffreichen Bedingungen würden sich völlig andere Ergebnisse ergeben. Bei guten Laborbedingungen verdoppelt sich bei E. coli die Population innerhalb von 20 Minuten, während M. avium volle 15 Stunden dafür benötigt. Dies bedeutet, dass sich nach 15 Stunden in einer nährstoffreichen Umgebung ein einzelnes Bakterium von M. avium einmal geteilt und sich dadurch zu zwei Bakterien vermehrt hat. Inzwischen hat sich E. coli alle 20 Minuten geteilt (oder 45 Mal) und sich theoretisch von einer Bakterie zu einem Bestand von beinahe 40 Billionen Bakterien vervielfältigt!

Desinfizierte, saubere Umgebungen sind feindlich für das normale Wachstum von Bakterien. Diese Art von Umgebung stellt eine perfekte, umweltbedingte Nische für EM dar. Sie können sich dort unbehindert zu großen Mengen vermehren. Weil Ansteckungen von den FT Mengen abhängig sind, können Desinfektionen manchmal fehlschlagen.

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Stress und Krankheit

Weil EM überall sind und alle EM mögliche Fischkrankheitserreger sind, muss das einzig wirklich Richtige für den Schutz der Fische ihr Immunitätssystem sein. Stress gefährdet das Immunitätssystem und macht Fische zusätzlich anfällig für Erkrankungen. Walters (1980) injizierte zum Beispiel Welsen eine große Dosis eines allgemeinen bakteriellen Krankheitserregers (Aeromonas hydrophila). Die Welse, welche zuvor für sechs Tage in schlechter Wasserqualität (erhöhte NH3- und CO2-Werte, niedriger O2-Wert) gehalten wurden, ging es nicht gut; 71 % der Fische starben. Im Gegensatz dazu überlebten alle Kontrollwelse (während des Versuchs in gutem Wasser gehalten) die bakterielle Herausforderung. Psychologische Belastung kann genauso zerstörerisch sein für die Immunität wie physikalischer Beanspruchung.

Peters (1985) überbelastete Fische durch das Einsetzen von je zwei jugendlichen Fischen in 14 kleine Aquarien für vier Wochen. Stets wurde ein Fisch bestimmend und der andere ordnete sich unter. Untergeordnete Fische (aber nicht die dominierenden Fische) zeigten deutliche Symptome von Stress (abgedunkelte Körperfarbe und eingeschränkte Bewegungen); sie fraßen, aber entwickelten sich nur zu einem Drittel der Größe des dominierenden Partners.
Die Wissenschaftler stellten auch eine ausgedehnte Zerstörung von im Entstehen begriffene Immunzellen in der Milz und den Nieren bei den untergeordneten Fischen fest. Peters (1988 ) zeigte später, dass untergeordnete (gestresste) Fische wesentlich empfänglicher für Ansteckungen waren als dominierende (nicht gestresste) Fische.

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Elf Stunden, nachdem sie je zwei Fische in zwölf kleinen Aquarien zusammengesetzt hatten, forderten die Wissenschaftler die Fische durch das Hinzufügen von Aeromonas hydrophila in den Aquarien. Wiederum zehn Stunden später wurden die Fische abgetötet und zum Ansetzen von A. hydrophila-Kulturen benutzt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass A. hydrophila in einem erheblich größeren Ausmaß in die lebenswichtigen Organe (Milz, Leber, Nieren) der rangniedrigeren Fische eingedrungen war als bei den dominierenden. Die Beanspruchung hatte zweifellos die Empfänglichkeit. für die Krankheit erhöht

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FT in Fischzuchtbetrieben und Aquarien

Gewerbliche Fischzuchtbetriebe fürchten sich verständlicherweise vor FT. Große Fischbestände in Aquarien mit stehendem Wasser oder dauernd umlaufenden Wassersystemen (Zentralfilter) werden immer gefährdet (in Bezug auf FT) sein. Außerdem, selbst falls die Einrichtung gute Gesamtbedingungen hat, werden immer Gelegenheiten vorkommen, dass dort einige gestresste und immungeschwächte Fische im Bestand vorhanden sind. Mit der Zeit könnten opportunistische EM innerhalb der natürlich vorhandenen Mikroflora in die Fische eindringen und eine ausgereifte FT-Erkrankung bei diesen Einzeltieren herbeiführen. Die chronisch infizierten Fische würden dann laufend große Mengen von EM an die Umwelt abgeben. Außerdem wären diese EM hoch ansteckend und virulent. Ein grundlegender Lehrsatz in der Mikrobiologie über Krankheitserreger ist, dass die bakterielle Vermehrung innerhalb eines Tieres ein Wirtsmaterial auswählt und dadurch die Virulenz des Bakteriums vermehrt.

Die meisten Ansteckungen in privaten Aquarien sind zum überwiegenden Teil das Ergebnis des Einsetzens von chronisch infizierten Fischen. In meinem Fall schienen die neu eingesetzten Fische für etwa zwei bis drei Monate in Ordnung zu sein. Als ich schließlich erkannte, dass es ein Problem gab, waren andere Fische und Aquarien bereits angesteckt.

Es lohnt sich auch, ein abweichendes Szenarium, bei dem gesunde Fische die Krankheit durch das Umsetzen in eine neue Umgebung bekamen, zu berichten. Tappin (1999) dokumentierte das Schicksal von 30 Melanotaenia trifasciata „Goyder River“, die Hälfte davon überführte er in ein gut eingefahrenes 600 Liter-Aquarium, in dem gesunde Regenbogenfische waren. Die 15 Melanotaenia trifasciata „Goyder River“, die im Originalaquarium geblieben waren, hatten keine Probleme. Die überführten Melanotaenia trifasciata „Goyder River“ allerdings entwickelten FT und begannen innerhalb von Wochen zu sterben. Außerdem zeigten, lange nachdem die kranken Melanotaenia trifasciata „Goyder River“ tot waren, sporadisch andere Fische im 600 Liter-Aquarium FT-Symptome. Letztendlich wurde das Aquarium abgebaut und desinfiziert. Ich glaube, dass das 600 Liter-Aquarium anfangs gesund war, aber es enthielt EM, gegenüber denen die Melanotaenia trifasciata „Goyder River“ zu wenig Immunität hatten. Sie wurden angesteckt und dann begann die Bildung einer großen Menge von hoch ansteckenden EM.

Die anderen Regenbogenfische – obwohl sie eine beträchtliche ursprüngliche Immunität zu diesen besonderen EM hatten – wurden chronisch infiziert, sobald sie mit so einem massiven und starken EM-Angriff konfrontiert wurden. Deshalb traten auch weiterhin FT-Ausbrüche in diesem Aquarium auf. Die Überprüfung von neuen Fischen auf FT erfordert eine mehr als zweiwöchige Quarantäne, in einem eigenen Aquarium. Weil die EM langsam wachsen, entwickelt sich die Krankheit langsam. Zudem haben chronisch kranke Fische häufig einen beträchtliche Widerstand gegen EM-Krankheitserreger entwickelt, deshalb können sie für mehrere Wochen oder Monate nach außen hin in Ordnung erscheinen.

Dabei können die Fische in dem Haupt-Aquarium keine Immunität zu der neuen EM haben und sehr verwundbar sein. Um die latent vorhanden Krankheit sichtbar zu machen, würde ich ein paar „Testfische“ aus dem Hauptaquarium in das Quarantäneaquarium einsetzen. Idealerweise sollten die Testfische klein und friedlich sein, damit sie die neuen Fische nicht unter Stress setzen. Ich würde die Testfische zuerst einsetzen, damit sie es sich für ein paar Tage bequem machen können. So sind sie ein Hinweiszeichen für die Neuankömmlinge, dass ihr neues Zuhause kein gefährlicher Platz ist.

Wenn nach zwei bis drei Monaten irgendeiner der Fische Anomalien entwickelt, würde ich Verdacht schöpfen. Schließlich würde ich zeitweilig (für 2-3 Monate) in jedem Aquarium, in dem neue Fische eingesetzt wurden einen UV-C-Strahler, benutzen. Der UV-C-Strahler gibt neuen (und oft gestressten) Fischen einen besseren Start in ihrem neuen Zuhause. Ein UV-C-Strahler vermindert in hohem Maße die Menge von EM im Wasser, dabei verringert er auch die Anzahl vieler potenzieller EM-Krankheitserreger, die der Fisch durch das Maul ins Wasser entlässt. So wird den neuen Fischen kostbare Zeit gegeben, Abwehrstoffe zu entwickeln und eine Immunität aufzubauen. Die Entwicklung von Antikörpern und eine Immunität gegen FT aufzubauen, braucht Zeit, aber es wird das Warten wert sein.
In einer interessanten Fischimpfstudie impfte Pasnik (2005) Fische mit einer DNA, welche die Fisch stimulierte, EM-Abwehrstoffe zu erzeugen. Drei Monate später überprüfte Pasnik die Fische durch Injizieren von lebenden, virulenten EM. Innerhalb von drei Wochen, starben alle Kontrollfische (die nicht geimpften) Fische, während 90 % der geimpften Fische nach fünf Wochen immer noch lebendig waren. Die Wissenschaftler erkannten bei den geimpften Fischen auch eine dramatische Zunahme der Antikörper.

Häufiger Wasserwechsel (analog zur UV-C-Strahlerung) würde helfen, einfach durch die Entfernung von EM aus dem Aquarienwasser. Allerdings ist häufiger Wasserwechsel vielleicht unpraktisch. Die Aquarianer können die Wirksamkeit von Wasserwechseln durch eine Konzentration auf die Bereiche im Aquarium erhöhen, in denen EM sich vorzugsweise versammeln. Ein EM-Gefahrenherd ist das Oberflächenwasser mit einer Biofilmschicht von verkrusteten, lebenden und abgestorbenen Kleinstlebewesen und anderem Material an den Scheiben nahe der Wasseroberfläche (wo die Biofilmschicht von angesiedelten lebenden und abgestorbenen Kleinstlebewesen. sich sammelt und ablagert). Weil EM lipidreich und wasserabstoßend sind, verschlucken sie Luft und wachsen (schnell) zu winzigen Luftblasen, steigen an die Wasseroberfläche und sammeln sich in der Oberflächen-(Biofilm)Schicht (Angenent 2005). Liebhaber, die versuchen, FT-Probleme zu beheben, können von der starken Verbindung zwischen EM und Biofilm profitieren. Zum Beispiel könnte ein Oberflächenabsauger, der fortlaufend den Biofilm entfernt und dadurch die EM für die spätere Entfernung konzentriert, das EM-Niveau innerhalb des Aquarienwassers erheblich herabsetzen

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Es gibt keine Heilung für FT und es ist keine in Sicht

Ich wirkte dem FT-Ausbruch in meinen Aquarien durch schnelle Entfernung der kranken Fische (die größte Basis der Erreger) entgegen und fügte zeitweilig einen UV-C-Strahler im Wasserkreislauf ein. Sobald der FT-Ausbruch unter Kontrolle war, glaube ich, dass der Wettbewerb von normalen, schneller wachsenden Bakterien die Menge der EM-Krankheitserreger in dem Aquarium bis zur Bedeutungslosigkeit verringerte. Deshalb war es mir möglich, die Krankheit zu handhaben, ohne Abtötung aller Fische und das "Säubern" der Aquarien. Ich hoffe diese Informationen werden nützlich sein für diejenigen, welche die wunderbaren Fische Australiens und Neuguinea halten und züchten.

Auf Anfrage hat uns Frau Walstad freundlicherweise einige persönliche Daten übermittelt.
Ich lebe in Chapel Hill, North Carolina, das ist im Südosten der USA. Es ist eine Universitätsstadt mit der sehr angesehenen „University of North Carolina“. Ich arbeite in der Biologischen Fakultät als Forschungstechniker. Vor vielen Jahren wurde ich als Mikrobiologin ausgebildet. Fische und Aquarienpflanzen sind „nur“ mein Hobby, aber das kann zu einem allumfassenden Hobby werden. Ich bin sicher, ihr werdet mich verstehen.
Als ich 1987 meine ersten Regenbogenfische kaufte (in einem guten Aquariengeschäft), waren die Fische gesund und munter. Aber die Regenbogenfische, welche ich im Jahre 2000 in Geschäften kaufte, haben mich enttäuscht, entweder sie starben oder brachten Krankheiten in die Aquarien. In den letzten Jahren (seit 2004) habe ich meine Regenbogenfische direkt von Züchtern gekauft. Sie wurden aus dem ganzen Land zu mir versandt. Seit dem Ausbruch der Mycobakterien in den Jahren 2004 und 2005 habe ich nur die Fische nachgezogen, welche überlebt haben. Ich mag es, diese Fische zu züchten und aufwachsen zu lassen. Wenn Sie möchten, kann ich Fotos von einigen jüngst eingerichteten Aquarien mit Jungfischen senden.
Diana Walstad schrieb auch „Das bepflanzte Aquarium“, 223 Seiten, deutsche Ausgabe 2005, Tetra Verlag "Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage".

Literaturhinweise. (Originaltext aus dem englischen Originaltext übernommen ohne Übersetzung)

Angenent LT et al. 2005. Molecular identification of potential pathogens in water and air of a hospital therapy pool. Proc Natl Acad Sci 102: 48604865.
Beran, V et al. 2006. Distribution of mycobacteria in clinically healthy ornamental fish and their aquarium environment. J Fish Dis 29: 383-393.
Falkinham, JO et al. 2001. Factors influencing numbers of Mycobacterium avium, Mycobacterium intracellulare, and other mycobacteria in drinking water distribution systems. Appl Environ Microbiol 67: 1225-1231.
Harriff MJ et al. 2007. Experimental exposure of zebrafish, Danio rerio (Hamilton), to Mycobacterium marinum and Mycobacterium peregrinum reveals the gastrointestinal tract as the primary route of infection: a potential model for environmental mycobacterial infection. J Fish Dis 30: 587-600.
LeChevallier, MW. 2004. Control, treatment and disinfection of Mycobacterium avium complex in drinking water. In: Pedley S et al (eds). Pathogenic Mycobacteria in Water. IWA Publishing (London, UK) for the World Health Organization, pp. 143-168.
Pasnik DJ and Smith SA. 2005. Immunogenic and protective effects of a DNA vaccine for Mycobacterium marinum in fish. Vet Immunol Immunopathol 103: 195-206.
Peters G and Schwarzer F. 1985. Changes in hemopoietic tissue of rainbow trout under influence of stress. Diseases Aquatic Organisms 1: 1-10.
Peters G et al. 1988. Stress caused by social interaction and its effect on susceptibility to Aeromonas hydrophila infection. Diseases Aquatic Organisms 4: 83-89.
Steinert M et al. 1998. Mycobacterium avium Bacilli grow saprozoically in coculture with Acanthamoeba polyphaga and survive within cyst walls. Appl Environ Microbiol 64: 2256-2261.
Tappin A. 1999 (updated 2008 ). Mycobacteriosis. Internet article [[link]
Walters GR and Plumb JA. 1980. Environmental stress and bacterial infection in channel catfish, Ictalurus punctatus Rafinesque. J Fish Biol 17: 177-185.
Zanoni RG et al. 2008. Occurrence of Mycobacterium spp. in ornamental fish in Italy. J Fish Diseases 31: 433-441.

Kleine Ergänzung von H. Hieronimus

Der Artikel von Diane Walstad erklärt in hervorragender Weise das Zustandekommen von FT und erläutert auch, warum – das haben schon einige IRG-ler beobachtet – in einem Aquarium eine von mehreren Arten betroffen ist und die anderen eben nicht. Ich möchte trotzdem einige Ergänzungen und Anmerkungen machen, die zum einen deutsche Verhältnisse betreffen, dann aber auch die UV-C-Strahlerung und schließlich die FT-Gefahr für den Menschen.
D. Walstad spricht von einer Keimerhöhung in den Trinkwasserleitungen und in diesem Zusammenhang von Chlor und Chloramin. In Deutschland darf Trinkwasser (wenn es beim Kunden angekommen ist) keine Keime in gesundheitsgefährdenden Mengen enthalten, für E. coli und seine Verwandten gilt etwa ein Grenzwert von 0. Zur Entkeimung des Wassers werden in Deutschland Ozon und Chlor eingesetzt, nicht aber Chloramin (was auch gut ist, denn das Zeug schmeckt scheußlich).

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UV-Licht gibt es in drei verschiedenen Wellenlängenbereichen, die in UV-A, UV-B und UV-C unterschieden werden. Die beste keimtötende Wirkung hat Licht von 253 nm, das in den UV-C-Bereich fällt. Für handelsübliche UV-C-Strahler, wie sie im Teichbereich und Zoofachhandel schon länger eingesetzt werden, gibt es drei wesentliche Voraussetzungen. Zum einen darf die Durchflussgeschwindigkeit nicht zu hoch sein. Das heißt dass ein UV-C-Strahler, einfach zwischen Filter und Aquarium eingesetzt, nicht so wirkungsvoll ist wie einer, der im Bypassbetrieb läuft und weniger Wasser erhält, dieses aber eine längere Verweildauer vor dem Strahler hat. Natürlich kann man einen separaten, langsamen Kreislauf statt des Bypasses anlegen. Der zweite Punkt ist die Lebensdauer der Lampe. Man muss sich beim Betrieb genau notieren, wie lange die Lampe lief. Danach leuchtet sie zwar noch, wirkt aber nicht mehr. Schließlich kann das Quarzrohr verdrecken und verkalken, auch das verringert die Wirkung erheblich. Denken Sie daran, dass ein Einsatz von Wasseraufbereitungs- und Düngemitteln bei Verwendung eines UV-C-Strahlers sinnlos ist, da die Verbindungen durch die Lampe geknackt werden.

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Im Teichbereich will man damit vor allem grüne Schwebealgen entfernen. Dazu reicht eine Leistung von etwa 2 W/1000 l. Im Aquarium würde ich eine Leistung von 2 W/100 l vorschlagen. Der von D. Walstad beschriebene Effekt tritt dann ein, die Belastungszahl an EM sinkt und die Fischgesundheit steigt. Im Gegensatz zu einer medikamentösen Therapie werden die wichtigen Bakterien des Stickstoffkreislaufs nicht beeinflusst, denn sie sind sessil, d.h. sitzen fest auf. Ein UV-C-Strahler für die Aquaristik (8-12 W) ist aber etwa 35-50 Euro zu bekommen, die Ersatzlampe für unter 10 Euro.
Diane Walstad ist nicht auf die Gefahr von FT für den Menschen eingegangen. FT ist eine der ganz wenigen Zoonosen, die wir bei Fischen kennen, also eine Krankheit, die vom Fisch auf den Menschen übertragbar ist. Googelt mal im Internet nach „Mycobacteriosis“ (es sind übrigens überwiegend Mycobacterium marinum und M. fortuitum, die hier gefährlich sind, letztere kann man sich auch im Schwimmbad und bei der Fußpflege zuziehen!) und nach den beiden M.-Arten – das ist allerdings nichts für schwache Nerven –, bekommt man reichlich Ergebnisse. Ich habe viele Kontakte mit Zoohändlern und dort – aber auch unter Aquarianern – bereits viele Betroffene gesprochen. FT ist ein Diagnoseproblem, denn die säurefesten FT-Bakterien werden beim Routineabstrich nicht untersucht. Merken Sie sich also, den Hautarzt auf die FT-Möglichkeit hinzuweisen, wenn Sie wegen einer flächigen Hautveränderung wie im Bild zum Hautarzt gehen.

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Das Foto wurde dieses Jahr aufgenommen, ein Zoohändler. In diesem Fall riet der Arzt zu einem Breitbandantibiotikum. Mein Tipp: Wenn Sie diese Antwort bekommen, wechseln Sie schnellstens den Hautarzt. FT ist gut behandelbar, aber unbehandelt potenziell tödlich.

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Solltet ihr weitere Anmerkungen oder Fragen zum Thema haben, so schickt diese bitte an die Redaktion oder an mich, damit wir letzte Fragen noch klären können.

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Anmerkung von mir selbst:
1. Fragen kann ich gern an Harro Hieronimus oder Diane Walstad weiterleiten. Ich denke nicht, dass die beiden begeistert wären, wenn ich ihre e-Mail-Adressen hier veröffentlichen würde :wink:
2. Die korrekte Behandlung der Hautveränderungen, die durch FT hervorgerufen werden, ist laut Herrn Hieronimus eine genaue Feststellung der verantwortlichen Bakterien durch Abstrich und dann der gezielte Einsatz eines darauf abgestimmten Antibiotikums.

Bildquelle: "Regenbogenfisch", Zeitschrift der IRG, mit freundlicher Genehmigung
Foto: N. Grunwald

Durchschnittliche Bewertung: 10.0 von 10 Punkten - 1 Stimmen

Kommentare

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Merci

» Gepostet von Gelöschter User, 29.11.08, 16:22

Absolut einen dicken Dank für diesen Artikel. Klärt viele Rätsel bei einem Händler in der Nähe, bei dem ich schon lange genau wegen solchen Symptomen :madgo: nicht mehr kaufe

:thx:


Kommentar

» Gepostet von guppymama, 21.11.08, 20:28

Regenbogenfische sind sehr anfällig für Geschwüre, die ja häufig von FT ausgelöst werden. Das kommt bei denen wohl mit davon, dass die heutigen Bestände in Aquarien auf wenige Elterntiere zurückgehen bzw. aus Massenzuchtfarmen in Fernost stammen, wo nicht wirklich selektiert wird. Dass es im Artikel um sie geht, ist aber dem Umstand geschuldet, dass die Autorin Diane Walstad selbst Regenbogenfische züchtet.
Dass es resistente Arten gibt, glaub ich nicht. Wie im Artikel beschrieben kommt es vorrangig auf die Haltungsbedingungen an, ob ein infizierter Fisch erkrankt oder nicht. Die Erreger sind ja latent nahezu immer vorhanden.

_________________
Liebe Grüße, Angela

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sagenhaft gründlich

» Gepostet von Veronika, 21.11.08, 20:24

Ich danke Dir, für diesen tollen Artikel, er ist nicht nur sehr informativ,sondern auch sehr gut verständlich.
Da hier von Regenbogenfischen gesprochen wird, gehe ich mal davon aus,dass sie wohl sehr häufig befallen sind.
Es tritt ja aber auch bei anderen Fischen auf, weist du ob es da eine gewisse Häufigkeit bei bestimmten Arten gibt und ob es Arten gibt, die bisher verschont blieben,also evtl ressistent gegen die Erreger sind??

Gruss Veronika

_________________
Ein Aquarianer der züchtet,hat immer ein Becken zu wenig. :fisch:
Tschüüüsss


Ich züchte/vermehre: diverse Grundeln ,Korallenplatys, Papageienplatys, Endlerguppys,Wildguppys und andere Lebendgebärende Arten,Welse Oryzia,Pseudomugilarten, div.Schnecken u red-fire und einige andere Garnelen, auch Ringelhandgarnelen

nehme gerne eure überzähligen Schnecken


Kommentar

» Gepostet von Segelkärpfling, 19.11.08, 21:34

Bin leider noch nicht zum Lesen gekommen, sieht aber vom Ersteindruck schonmal überwältigend aus.


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