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Pflanzen | 26.06.08, 11:49

Keine Chance für Algen-von Anfang an

Jeder Aquarianer hat sie schon einmal erlebt: Algen
Ein Aquarium ohne Algen gibt es nicht, ihre Sporen sind überall. Im Wasser, auf Einrichtungsgegenständen, im Filter, ja sogar in der Luft.
Damit sie jedoch nicht zur Plage werden, zu sehr die Ästhetik des Betrachters stören oder sogar zur Aufgabe dieses schönen Hobbies führen, möchte ich einige Prüfsteine erläutern, die zum besseren Verständnis der komplexen ökologischen Vorgänge im Aquarium beitragen sollen.

Ein Artikel von Hugolinka.

Algen sind die ältesten Lebewesen auf unserer Erde und gerade die unbeliebte Blaualge ist 3 Milliarden Jahre (!) alt. 2,5 Mill. Jahre waren die Algen die uneingeschränkten Herrscher der Pflanzenwelt, bis die höheren Pflanzen vor 500 Millionen Jahren die Palette erweiterten.

Vorbeugende Maßnahmen bei Neueinrichtung:

1. Bodengrund
Die Verwendung eines Nährbodens ist wichtig, bevor die Kies- oder Sandschicht eingefüllt wird. So finden die Pflanzen sofort in der wichtigen Umstellungs- und Einwurzelungsphase alle nötigen Nährstoffe, die für ein gesundes Wachstum wichtig sind. Je schneller die Pflanzen anwachsen, desto schneller können algenfördernde Nährstoffe reduziert werden.
Ein im Bodengrund verlegter Bodenfluter leistet hier zusätzliche Dienste, damit die Pflanzen warme Füße bekommen, er ist in der Anschaffung jedoch nicht ganz preiswert.
Mit Sand macht jeder seine eigenen Erfahrungen, ich bevorzuge Kies, da Sand schnell fault und durch den geringen Lufteintrag anaerobe Zersetzungsprozesse ablaufen.

2. Filter

Auch die Wahl des Filters spielt hier eine wichtige Rolle, ein überdimensionierter Filter läßt den nützlichen Bakterien keine Zeit zur Ansiedlung und somit können Algennährstoffe nicht ökologisch entfernt werden.
Ein zu klein gewählter Filter muss öfter gereinigt werden, da die Bakterien sonst mit der aufkommenden Abfallverwertung nicht nachkommen.

3. Pflanzen
Auch hier sei noch einmal wie überall auf die schnellwachsenden Pflanzen verwiesen. Oftmals kehrt der Neu-Aquarianer stolz mit einer Tüte voller Pflanzen ans heimische Becken zurück, die in Form und Farbe begeistern. Leider kommt dann nach einiger Zeit der erste Hilferuf: Algen!
Bei jeder Neueinrichtung ist man wirklich mit den Schnellwachsern bestens bedient.
a) sie sind preiswert und leicht zu beschaffen
b) sie verfügen über einen großen Toleranzbereich bezüglich der Temperatur-und Wasserparameter
c) auch Schnellwachser bestechen durch tolle Blattformen und schöne Farben, insbesondere bei intensivem Licht
d) sie wachsen wesentlich besser an als Rosettenpflanzen
Einige seien hier erwähnt: Wasserpest (Egeria densa), Riesenwasserfreund (Hygrophila corymbosa), Indischer Wasserfreund (Hygrophila polysperma), Afrikanischer Wasserfarn (Ceratopteris cornuta), Hornkraut (Ceratophyllum de- und submersum) usw.
Der einzige Nachteil ist, dass sie sehr viel Licht benötigen, aber mit den Lichtverhältnissen des Durchschnittaquariums kommen sie allemal zurecht.

Wichtig ist das AQ mit mindestens 50% schnellwachsenden Pflanzen zu bestücken! Ca. 80% der Grundfläche sollte bepflanzt sein!

Bei jeder Pflanzenkürzung entfernt man nun gebundene Algennährstoffe!
Wenn das Becken gut läuft, können sie nach und nach durch schönere oder wertvollere Arten ausgetauscht werden.
Man kann nicht oft genug sagen, dass auch Pflanzen individuell reagieren. Es gibt immer Arten mit guter Anpassung, mittelmäßige Wachser und völlige Versager.
Oft werden gerade Anfänger die eigentlich leicht zu pflegenden Anubias Arten angeboten, die ich jedoch für eine Neueinrichtung nicht empfehlen würde. Sie sind teuer in der Anschaffung und es ist zu schade, sie nach einem Pinselalgenbefall zu entfernen. Wenn es welche sein sollen, müssen sie wirklich an dunklen, strömungsarmen Orten installiert werden.
Die richtige Pflanzenwahl entspannt somit auch den Geldbeutel.

4. Fische:
Bei den Fischen ist Zurückhaltung angesagt. Wir fangen mit einigen wenigen Fischen an, damit die nützlichen Bakterien mit dem "Mehr" an Abfallbelastung besser fertig werden.
Pflanzenfresser belasten das Wasser weniger als Fleischfresser! Bezüglich des Besatzes kann man sich während der Einfahrphase im Forum bestens beraten lassen.

5. Licht
Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man sich vorher gut informieren, ob sie auch mit den bereitgestellten Lichtverhältnissen zurecht kommen. Der Mergusatlas bietet hier eine sicherere und einfach handzuhabende Informationsquelle.
Im Handel sind verschiedene Produkte, auf die ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte, das Durchschnittsaquarium ist normalerweise mit einer Abdeckung incl. einer oder mehrerer Leuchtstoffröhren bestückt.
Ein gebraucht erworbenes AQ wird am besten neu bestückt, damit Algenwachstum aufgrund von ausgebrannten Röhren ausgeschlossen werden kann. Wichtig ist, eine Markenröhre zu wählen, die sich im rötlichen Lichtspektrum bewegt. Algen, die ja aus dem Meer kommen, wachsen im blauen Spektrum besser. Röhren von Dennerle z.B. sind in der Anschaffung etwas teurer, haben aber auch eine längere Brenndauer.
Grundsätzlich sollen Röhren nach ungefähr einem Jahr ausgetauscht werden.

6. CO2+O2, Dünger und "das Gesetz des Minimums"
a) CO2
Früher als Fischkillergas verteufelt, erhielt das Klimagas CO2 durch die Pflanzenaquarien und Naturaquarien neuen Auftrieb.

6CO2+12H2O=+Sonnenernergie=C6H12O6+6H2O+6O2

Das ist die Formel, der wir das Leben auf der Erde verdanken
Maßgeblich ist CO2 auch daran beteiligt, die Pflanzen können Zucker und Stärke produzieren, die sie für ihr Wachsum benötigen. Sauerstoff ist dabei ein "Abfallprodukt".
Sowie Pflanzen in Maßen Nährstoffe und Spurenelemente benötigen, müssen wir dem AQ als geschlossenem System CO2 zuführen.
Wenn alles freiverfügbare CO2 aufgebraucht ist, haben die Algen ein leichtes Spiel, da sie mit weniger CO2 auskommen.
Das ist eine gefährliche Situation, da die Pflanzen und Algen die Carbonatreserven aus dem Härtepuffer Karbonathärte angreifen und es kann zu einem gefährlichen Säure- oder PH Sturz kommen.
Die Industrie hat reagiert und bietet verschiedene CO2 Anlagen für jeden Geldbeutel an, auch CO2 in flüssiger Form scheint erfolgversprechend.
Selbst wenn die Nachfüllsysteme auf den ersten Blick teuer erscheinen, ist es eine Anschaffung, die sich wirklich lohnt.
Viele Algen, wie die besonders häßliche Bart- und Pinselalge kommen mit niedrigen CO2 Werten gut zurecht, eine kontrollierte CO2 Zugabe löst das Problem oft.
Wichtig ist auch, dass der Auslauf nicht zu sehr plätschert, dabei wird unnötig CO2 ausgetrieben und die Algen bekommen eine weitere Chance.

b) Dünger
Entgegen der Herstellerempfehlung würde ich am Anfang die Pflanzen nicht flüssig düngen, wenn Dünger, nur etwas, was in den Boden eingebracht wird.
Gerade nach Neueinrichtung sind reichlich Nährstoffe verfügbar, die schenken wir sonst den Sofortverwertern, den Algen.

c) das Gesetz des Minimums
Gutes Pflanzenwachstum läßt den Algen wenig Lücken. Um so wichtiger, dass wir ein Augenmerk auf das Wachstum unserer Pflanzen haben. Wachsen sie schlecht, fehlt ein oder mehrere Elemente

7.1 Phosphat und Nitrat
Jeder hat sicher schon mal im Forum bei Algenbefall gelesen: " Poste uns mal Deine Nitrat und Phosphatwerte." Die Werte sind normal und keiner weiss wie der Befall zustande kommt. Aber so einfach ist es natürlich nicht.
Sicherlich ist mal ein erhöhter Nitrat- oder Phosphatwert ausschlaggebend, grundsätzlich ist aber -wie in der Natur- ein Gleichgewicht etwas sehr filigranes und instabiles, das leicht gestört werden kann.
Manche Pflanzen kommen mit hohen Werten zurecht, man hat kein Algenwachstum, andere machen schon niedrige WErte zu schaffen und es entstehen Algen.

7.2 Futter
Ganz eng miteinander verbunden sind diese beiden.
Wer viel Frostfutter füttert, vielleicht noch unaufgetaut, wird erhöhte Phosphatwerte haben. Auch die Ausscheidungen belasten das Wasser einfach mehr.
Eine angemessene, ausgewogene Fütterung auch mit pflanzlicher Kost schafft hier Abhilfe.
Auch Fastentage helfen hier.

8. Pflegemaßnahmen
Ein regelmäßiger Teilwasserwechsel wirkt algenmindernd. Besser 2x pro Woche kleine Mengen als alle 3 Wochen eine große. Zudem werden die Algennährstoffe Nitrat und Phoshat damit entfernt, sowie die von den Pflanzen abgesonderten Schwemmstoffe, die das Wachstum der Pflanzen hemmen.
Auch das Mulmabsaugen ist wichtig, am Anfang nicht zu klinisch rein, sonst kann sich keine Bakterienflora entwickeln.
Mit Algen befallene Blätter werden mechanisch entfernt, soweit möglich.
Abgestorbene Pflanzenblätter werden am besten sofort entfernt, da sie in der Zersetzungsphase die eingelagerten Algennährstoffe wieder an ihre Umwelt abgeben.
Beläge an Scheiben oder Einrichtungsgegenständen können ebenfalls entfernt werden.
Hat man Aufwuchsfressende Fische, bleiben die seitlichen Scheiben ungereinigt.

9. Helferlein
Einige Saugwelse, Schmerlen, viele Lebendgebärende, Garnelen und auch Schnecken beteiligen sich an der Eindämmung des Algenwuchses. Sie sollten jedoch zum restlichen Besatz passen. Gegen eine bestehende Plage können sie jedoch meist wenig ausrichten, da sie die jungen zarten Algen bevorzugen.

10. Chemie
Noch ein Wort zur Chemie, die ich strikt ablehne.
Bei der Verwendung von Algenmitteln ist mit Verlusten auf der Pflanzen- und Fischseite zu rechnen.
Der Erfolg ist oft fraglich und von kurzer Dauer. Die toten Algen bilden die Grundlage für andere, neue Algen und der Supergau ist vorprogrammiert.

Die Natur mit ihrem vielseitigen Reichtum hat für alles bereits Lösungen parat, wir müssen sie nur erkennen. Und das gilt nicht nur für unseren Mikrokosmos Aquarium. Wird Zeit, dass uns endlich die Augen aufgehen.








Durchschnittliche Bewertung: 9.7 von 10 Punkten - 12 Stimmen

Kommentare

Hier können Community-Mitglieder Kommentare verfassen.

Kommentar

» Gepostet von Niloc, 31.08.11, 18:59

Super Artikel, der sehr verständlich geschrieben wurde. Vielen Dank für die Mühe

_________________
Ich bin dann mal Fische döppen!


Kommentar

» Gepostet von m3ly, 09.01.09, 22:33

Also ich hab auch ein riesen problem mit Algen weil ich am Anfagn zu viel gefüttert habe... irgendeinen notfallplan, wenns eigentlich schon zu spät ist?

_________________
Gruß, Melanie
Wenn Politiker Luftschlösser bauen ist das okay, gefährlich wird es nur, wenn sie von anderen darauf Hypotheken bekommen.


Kommentar

» Gepostet von Mopani, 30.12.08, 18:10

Hallo!
Schade,dass ich das nicht früher gelesen habe!
Ich bin immer noch am Kampf mit mehreren Arten,weil ich
am Anfang zu wenig Pflanzen besorgt habe! :madgo:
Habe aber den Eindruck,dass es besser wird...
Mal schauen,und Pflanzen kaufen.


Kommentar

» Gepostet von Fat Molly, 12.09.08, 21:54

Gut geschrieben!
Aniger :thumb:

_________________
[link]

[link]


Danke

» Gepostet von Hugolinka, 10.07.08, 14:07

Danke für die Blumen, die fiesen Biester haben mir halt auch viele Erfahrungen beschert! :grins:

_________________
liebe Grüße, Claudia


Danke

» Gepostet von Hugolinka, 10.07.08, 13:56

Danke für die Blumen, die fiesen Biester haben mir halt auch viele Erfahrungen beschert! :grins:

_________________
liebe Grüße, Claudia


Kommentar

» Gepostet von Panzerwels91, 09.07.08, 18:35

Guter Artikel. Trotzdem hätte ich da noch eine kleine Frage.
Gibts eigentlich einen Weg Algen wieder loszuwerden, wenn sie erst mal in voller Pracht da sind :uh: ?

Ich kenn nur die Filtereinlegematte "algen control" von amtra. Macht einen echt guten Job, wirkt aber nur vorbeugend und muss alle drei Monate gewechselt werden.


Super Artikel !

» Gepostet von Fee, 29.06.08, 14:48

Schön wie du das Gleichgewicht der Natur hervorhebst ! Vielleicht kannst du mir helfen: Ich habe mein Aquarium 14 Tage (gezwungenermaßen) einer Aqariumanerin anvertraut und es danach nicht wieder erkannt: Komplett voller Algen, das man fast nicht mal mehr die Fische sehen konnte, meine Sternchen u Leiterschmerlen tot :(
Die Algen (Grüne u Pinselalgen) hab ich auf natürliche Weise halbwegs, langsam in den Griff bekommen. Langsam deswegen, wiel ich Angst hatte durch zuviel in die Luft/ Wasser zu wirbeln, meine Fische an ein Zuviel daran ersticken könnten. ??
Ich habe beim letzten Absaugen eine verfaulte Wurzel rauf, stank ekelig und bemerke seit 2 Tagen das sich eine weiße Schicht von unten rauf bildet ??? Kann es dadurch sein, das durch das absaugen die Nährstofferde an die Oberfläche kommt ? Oder ist es ein Pilz ?
Ich mach jetzt öfters, so wie du auch beschrieben hast Wasserwechsel, meine Lieblinge halten sich unter Wasser, aber irgendetwas stimmt ganz u gar nicht. Können noch mehr verfaulte Wurzelteile im Boden versteckt sein, was dann? Und was kann ein weißer Belag sein ? Weißt du vielleicht Rat ??? Mfg :kaffee:

_________________
Freue mich auf Anregungen, Erfahrungsaustausch u einfach nur "tratschen" :)


Kommentar

» Gepostet von Veronika, 29.06.08, 02:51

Sehr ausführlich und in allem verständlich, super, hast Dir sehr viel Mühe gegeben. :thumb:
LG Veronika

_________________
Ein Aquarianer der züchtet,hat immer ein Becken zu wenig. :fisch:
Tschüüüsss


Ich züchte/vermehre: diverse Grundeln ,Korallenplatys, Papageienplatys, Endlerguppys,Wildguppys und andere Lebendgebärende Arten,Welse Oryzia,Pseudomugilarten, div.Schnecken u red-fire und einige andere Garnelen, auch Ringelhandgarnelen

nehme gerne eure überzähligen Schnecken


Kommentar

» Gepostet von Segelkärpfling, 27.06.08, 11:12

Gefällt mir gut der Artikel, ist sicherlich eine brauchbare Anweisung, wie man den Algen Herr werden kann. Aber nicht die einzigste Möglichkeit würde ich sagen.


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