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Fische | 31.10.06, 19:12

Panzerwelse - mehr als nur Bodenreiniger!

Dieser Artikel ist für alle diejenigen, die sich noch nicht sehr mit den interessanten und schönen Panzerwelsen beschäftigt haben und mehr über sie wissen wollen.

Ein Artikel von Betty*.

Panzerwelse - mehr als nur Bodenreiniger!
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Corydoras panda

Allgemeines

Eine der interessantesten Gattungen der Aquarienfische sind die Panzerwelse. Sie gehören zu den ältesten beschriebenen und in Aquarien gezüchteten Fischen - bereits 1876 gelangten die ersten Exemplare nach Europa.
Etliche Zeit wurde den Panzerwelsen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, man hielt sie im Aquarium nur als Nutztiere, die quasi den Müll der anderen Fische verwerteten. Die meisten Arten kamen aus Südostasien, erst vor wenigen Jahren wurden dann auch immer mehr Arten aus Südamerika zu uns importiert. Mit dieser Artenbereicherung verloren die Panzerwelse auch zusehends ihren mehr oder weniger schlechten Ruf und wurden immer angesehener und beliebter in den heimischen Aquarien.
Obwohl es sich um verhältnismäßig kleine Arten von Fischen handelt, können Panzerwelse trotzdem ein recht hohes Alter erreichen. Generell kann man bei den kleineren Arten von einem Alter bis zu 3 Jahren und bei den größeren Corydoras von mindestens 5 Jahren ausgehen. Voraussetzung hierfür ist natürlich eine richtige und artgerechte Haltung!
Sind diese Voraussetzungen geschaffen, kann man bei den Panzerwelsen auch oft ihr typisches Verhalten beobachten: sie können ähnlich einem Chamäleon ihre Augen unabhängig voneinander rollen, in jede Richtung blicken und sogar nach innen schielen.

Wissenschaftliches

Ordnung: Siluriformes - Welse
Familie: Callichthyidae - Panzer-und Schwielenwelse
Unterfamilie: Corydoradinae - Panzerwelse
Gattungen: Aspidoras, Brochis und Corydoras-Panzerwelse

Der erste jemals beschriebene Panzerwels ist der Corydoras punctatus, der 1794 als Cataphractus punctatus beschrieben wurde. Die spezielle Gattung Corydoras wurde erst 1803 benannt. Derzeit umfasst diese Gattung bereits mehr als 150 Arten.
Die Größen variieren von 2,5 cm bis hin zu stattlichen 12 cm. Es gibt zwei unterschiedliche Typen von Panzerwelsen – die kurzschnäuzigen, meist nur bis 6cm großen Arten und die längerschnäuzigen, die oft deutlich größer werden können.
Besonderes Kennzeichen der Corydoras ist zum einen die Panzerung, die aus seitlichen Knochenreihen besteht und zum anderen dass sie (wie alle Welse) keine Schuppen, sondern Knochenplatten haben. Diese dienen als Schutz vor Feinden – ebenso wie die harten Stacheln am Beginn der Rücken- und Brustflossen. An der Rückseite kann man kleine Zähne erkennen, ähnlich einem Widerhaken.
Die Panzerwelse verfügen über so genannte Barteln – ein Paar kurzer Barteln auf den Unterlippen und 1-3 Paare Barteln an der Oberlippe. In diesen sitzen die Sinneszellen und sie dienen dazu, das Futter aufzufinden und sich in der Dunkelheit zurechtzufinden.
Jeder Corydoras-Besitzer wird schon beobachtet haben, dass sie ab und zu an die Oberfläche schießen und dann wieder auf den Bodengrund zurückschwimmen. Hierbei nehmen die Panzerwelse an der Oberfläche Luft auf, diese gelangt an eine gut durchblutete Enddarmstelle, wo dann der Sauerstoffaustausch stattfindet. Diese spezielle Art der Atmung wird als akzessorisch bezeichnet, weil sie bei vielen Arten eigentlich nur bei Sauerstoffmangel vorgenommen wird. Die Corydoras hingegen machen es regelmäßig – wenn es allerdings häufiger als sonst vorkommen sollte, dann könnte der Sauerstoffgehalt im Aquarienwasser zu niedrig sein.

Die Heimat der Panzerwelse ist Südamerika. Sie bevorzugen generell nicht zu tiefe und fast immer fließende Gewässer. Was die Wasserwerte betrifft, sind sie anscheinend sehr anpassungsfähig. Man fand Corydoras sowohl in kühlen Gebirgsbächen mit nur 12°C als auch in Gewässern mit starker Sonneneinstrahlung und mehr als 34°C. Die meisten Arten kommen in Gewässern vor, die einen leicht sauren pH-Wert zwischen 5,5 und 7 aufweisen.

Haltung im Aquarium

Bei der Auswahl der Corydoras sollte man sich immer an die Endgröße der Fische und der zur Verfügung stehenden Aquariumgröße halten.
Eine Vergesellschaftung der Panzerwelse mit allen anderen friedlichen Fischen ist ohne Probleme möglich, selbst größere Fische können ihnen dank ihrer oben beschriebenen Schutzvorrichtungen nicht direkt gefährlich werden. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn die Corydoras andauernd verfolgt und gejagt werden, denn das löst bei ihnen starken Stress aus, sie werden sehr scheu, fressen nichts mehr und sterben schließlich. Ungeeignet sind auch sehr helle Aquarien mit wenig Versteckmöglichkeiten.

Da die Panzerwelse aus so vielen unterschiedlichen Regionen importiert wurden, kann keine generelle Empfehlung für die optimalen Wasserwerte gegeben werden. Die Wasserhärte sollte allerdings 15°dGH nicht überschreiten, der optimale pH-Wert sollte knapp unter dem Neutralwert liegen und die Temperatur liegt mit 23-25° im optimalen Bereich.

Besonders wichtig ist für Corydoras der richtige Bodengrund.
Es sollten auf keinen Fall scharfkantige Steine im Aquarium vorhanden sein, da die Panzerwelse bei der Futtersuche oft mit dem ganzen Kopf im Bodengrund wühlen und sich an den Steinen oder grobkörnigem Kies die feinen Barteln abschneiden können, die nicht mehr nachwachsen. Sie werden dann sehr empfindlich, schreckhaft, anfällig für Krankheiten und auch die Zuchterfolge bleiben dann natürlich aus.
Idealer Bodengrund für die Panzerwelse wäre Aquariensand, der allerdings den Nachteil hat, dass er leicht verklebt und zu faulen beginnen kann. Diese Fäulnisstoffe wiederum behindern das Pflanzenwachstum und tragen auch nicht gerade zu einer guten Wasserqualität bei. Besser geeignet ist ein Kies mit einer Körnung von 2-3 mm.
Ich persönlich habe in meinem Aquarium für die Corydoras eine Art „Sandecke“ eingerichtet, in der sie immer gefüttert werden und der sie nach Herzenslust buddeln und gründeln können. Dafür hab ich einfach eine Schale mit den Maßen 30x20 verwendet, diese mit Sand befüllt und am Rand im Aquarium eingebaut. Das hat den Vorteil, dass ich die Schale zur Reinigung und zum Sandwechsel, den ich ca. alle 6 Wochen vornehme, aus dem Aquarium entfernen kann.
Die meisten Panzerwelse wollen gerne Orte zum Verstecken haben. Dafür sind kleinere Gegenstände, halbe Kokosnussschalen, diverse Höhlen und Moorwurzeln oder Blumentöpfe geeignet. Alles sollte natürlich eine Öffnung haben, die groß genug zum leichten Durchschlüpfen ist und scharfe Kanten und Ecken (speziell bei den Blumentöpfen!) müssen unbedingt vermieden werden, damit sich die Fische daran nicht verletzen können.

Bei der Bepflanzung in Aquarien mit Corydoras als Bewohner, sollte man darauf achten, dass es Pflanzen sind, die keinen enorm hohen Lichtanspruch haben. Corydoras mögen keine hellen Aquarien, lieben eher das dunklere Licht oder durch Schwimmpflanzen gut abgedunkelte Aquarien. Als Grundregel gilt: je dunkler die Blätter einer Pflanze, umso weniger Licht benötigt sie. Besonders geeignet für ein Becken mit Corydoras sind z.B. Cryptocorynen, die hauptsächlich in Südostasien vorkommen. Sehr empfehlenswert sind auch Schwimmpflanzen wie etwas der Kleine Froschbiss oder die Wasserlinse. Sie bieten nicht nur den Panzerwelsen das gewünschte abgedunkelte Licht, sondern tragen auch wesentlich zur Wasserqualität bei, indem sie dem Wasser überschüssige Nährstoffe entziehen.

Ernährung

Panzerwelse ernähren sich in der freien Natur natürlich hauptsächlich von Lebendfutter, weshalb es auch empfehlenswert ist, ihnen im Aquarium regelmäßig Lebendfutter anzubieten. Dieses kann auch in Form von Frostfutter wie rote und schwarze Mückenlarven oder Daphnien verabreicht werden. Auf keinen Fall sollte das gefrorene Futter vor dem Verfüttern aufgetaut werden, weil es sehr schnell verdirbt und somit erstens den Fischen nicht bekommt und zweitens Schadstoffe ans Wasser abgibt und somit die Wasserqualität verschlechtert.
Gut bewährt hat sich auch Trockenfutter in Form von Futtertabletten, die schnell zu Boden sinken.

Fortpflanzung

Bei den Panzerwelsen ist das laichreife Weibchen deutlich größer und runder als das Männchen. Möchte man Nachwuchs haben, ist es von Vorteil, wenn man – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Fischarten – zwei bis vier Männchen auf ein Weibchen hält.
Erst wenn das Weibchen ausreichend Eier gebildet hat, beginnt das Männchen mit den Balzritualen. Ein Wasserwechsel mit deutlich kühlerem Wasser löst meist das Ablaichen aus, das dann so ein bis zwei Tage später, meist in der darauf folgenden Wassererwärmungsphase stattfindet. Dabei jagt das Männchen das Weibchen durch das Aquarium oder stellt sich vor das Weibchen und beginnt wild mit den Flossen zu „wedeln“. Wenn das Weibchen dabei ruhig stehen bleibt und abwartet, signalisiert sie Laichbereitschaft. Daraufhin folgt ein Putzen des Laichuntergrundes, das aber anscheinend nur symbolischen Charakter hat, da das Weibchen später ihre Eier auch an Stellen ablegt, an denen nicht geputzt wurde.
Das Weibchen bildet nun aus den Bauchflossen eine Art Tasche in die sie einige Eier rutschen lässt und drückt in die Seite des Männchens, wodurch es zur Befruchtung der Eier kommt. Danach sucht sich das Weibchen einen geeigneten Platz um die Eier zu deponieren.
Eine andere Ablaichart der Corydoras ist die, dass das Weibchen die Eier an einer für sie geeigneten Stelle ablegt und danach weg schwimmt. Erst dann gleitet das Männchen (ähnlich den Buntbarschen) über die Eier hinweg und es findet jetzt erst die Befruchtung statt.

Die Eier der Corydoras, die sehr stark kleben, sind zwischen einem und zwei Millimeter groß, wobei allerdings eher die kleineren Arten weniger, aber dafür die größeren Eier ablegen.
Sowohl Eier als auch spätestens die Jungfische sind eine Delikatesse für die anderen Aquarienbewohner oder sogar für die eigenen Eltern. Deshalb ist es, wenn man sie züchten möchte, unbedingt notwendig, ein eigenes Zuchtbecken einzurichten.

Bildquelle: Betty*

Durchschnittliche Bewertung: 8.5 von 10 Punkten - 2 Stimmen

Kommentare

Hier können Community-Mitglieder Kommentare verfassen.

Super!

» Gepostet von L134, 10.11.06, 19:55

Hallo Betty*!

Toller Artikel, dickes Kompliment! Allerdings muß ich dich in dem Fütterungsabschnitt etwas korrigieren. ich bin zwar auch der Meinung, dass das Futter durchaus gefroren verfüttert werden kann, allerdings ist es somit für die Panzerwelse schwer bis unmöglich zu erreichen, weil es oben schwimmt und die herunter fallenden abtauenden Stücke von dem restlichen Besatz vertilgt werden. Außerdem ist die Methode der gefrorenen Verfütterung die wo das Wasser mehr belastet wird, in der Flüssigkeit in denen die Futtertiere eingefroren sind, befindet sich sehr viel Phosphat.

Kleiner Tip noch am Rande: Um Frostfutter für Panzerwelse im gefroren Zustand verfügbar zu machen einfach Futterglocken verwenden;-)


Super

» Gepostet von aquatom, 31.10.06, 23:39

Hi Betty,

Super Artikel!!!! :thumb:
Weiter so!

_________________
Ich bin eindeutig gegen Abenteuer in der Rechtschreibung!

[link] Duden
[link] "Das" oder "Dass"?

Oba wenn ma so dou, wie wenn ma wos dan, dann dan ma ja wos, weil ma so DOU, wie wenn ma wos dou dadn


Frage

» Gepostet von Sebastian, 31.10.06, 21:04

Hallo Betty*!

Sehr guter Artikel!

Aber ein Frage muss ich leider stellen: Ist es Zufall, dass dein erster Satz aus dem Buch "Ihr Hobby Corydoras - Panzerwelse" stammt? Oder stammt der ganze Text daraus?

Danke!

_________________
Pure Vernunft darf niemals siegen!


Fein!

» Gepostet von Goldfisch15, 31.10.06, 19:41

Klasse gemacht! Eine Ergänzung: bei der Fütterung solltest du hinzuschreiben, dass man Panzerwelse nicht mit lebenden Artemien füttern sollte. Die Panzerwelse geraten dann nämlich in eine Art Schockzustand, ihre Atmung wird unregelmäßig und sie erstarren. Nach und nach, fangen sie an zu schaukeln oder kippen sogar um. Auf Sauerstoffmangel zurückzuführen! Man vermutet, dass dies durch ausgesandte Schall-/druckwellen der Artemien entsteht.

_________________
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schön

» Gepostet von betzbauer, 31.10.06, 19:41

hi,

deine Artikel gefällt mir sehr gut...
Schön lang und Informationsreich...

Finde ich schön zu lesen..

(obwohl ich nicht so der leser bin)


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26.04.24 | 03:21 Uhr

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