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Einzelhaltung? Wirklich sinnvoll?
Immer wieder liest man in diversen Foren die Empfehlung, bei bestimmten problematischen Arten
nur Männchen oder nur Weibchen zu halten. Diese Tipps sind mit Vorsicht zu genießen.
Ein Artikel von joe.
Häufig ist das bei GUPPYS und ihrem bekannten Massen-Nachwuchsproblem der Fall
Diese Art der Haltung ist nicht artgerecht und mehr als fragwürdig. Gesunde männliche Guppys sind wahre „Sexmachines“ und den ganzen Tag mit Balzen und Paarungsversuchen beschäftigt. Ruhephasen wie z.B. bei vielen Cichliden oder Salmlern gibt es nicht, sie sind immer „in Stimmung“. Zum Verhaltensprogramm der Weibchen gehört ein genaues Beobachten der werbenden Männchen ( auch wenn man das äußerlich nicht erkennen kann) und die Auswahl des Partners, mit dem sich eine Paarung lohnt, weil er genetisch einwandfreien Nachwuchs verspricht. Deswegen sind Guppymännchen bunt, sie konkurrieren durch ihre Farben und bieten sich den Weibchen als lohnende Investition in eine Trächtigkeit an. Besonders bei Guppys und ihren Verwandten zeigen kräftige Rot-Elemente in der Natur den Weibchen Vitalität und eine gute Karotin-Versorgung an, und häufig bevorzugen sie diese Männchen. Auch bei anderen Fischgruppen bedeuten solche Farbsignale viel: Wenn männliche Stichlinge unter Infektionskrankheiten leiden, verschwindet sehr schnell der Rot-Anteil in der Balzfärbung, und sie sind für die Weibchen weniger attraktiv.
Zurück zu den Guppys: Wenn man ihnen dieses fein austarierte Verhaltensrepertoire verweigert,
können sie ihr natürliches Verhalten in keinster Weise ausleben, die Haltung ist also nicht artgemäß.
Einen anderen Lebensinhalt als Fressen, Balzen und sich Vermehren haben diese Fische nicht, und zur Abwechlung mal ein Buch zur Hand nehmen oder ein gutes Gespräch zu führen geht ja auch nicht. Man verweht ihnen also ein natürliches, in der Evolution erfolgreiches Verhaltensmuster.
Wer also keine Abnehmer für den Guppynachwuchs findet oder keine andere Lösung sieht ( kleine Hechtlinge, Halbschnabelhechte, manche Labyrinther oder Cichliden) , um den Guppy-Nachwuchs einzudämmen, der sollte schlicht auf diese Tiere verzichten, anstatt sie in ein unnatürliches
Korsett zu zwängen.
Unnötig ist auch die so oft empfohlene Einzelhaltung von BETTAS (Kampffischen). Wenn die Weibchen nicht laichreif sind, werden sie von den Männchen schon mal durchs Becken gejagt. Aber das ist ein natürlicher Ablauf, und im Verhaltensrepertoire genetisch fest eingeplant. Wenn man ein
dichtbepflanztes Becken ab 80 oder 100 l zur Verfügung hat, können beide Geschlechter problemlos zusammen leben. Ich selbst habe jahrelang Bettas auf diese Weise gehalten, sie sind in einem stark verkrauteten Becken wunderbar miteinander klar gekommen, und haben sich problemlos vermehrt.
In einer 40l-Pfütze geht das natürlich nicht.
Letzter Punkt: SAUGSCHMERLEN (Gyrinocheilus aymonieri) oder die beliebten FEUERSCHWÄNZE (Epalzeorhynchos bicolor). Es stimmt, mit zunehmenden Alter werden diese Fische zunehmend unverträglich und können sich zu wahren Tyrannen im Becken entwickeln. Es gibt Berichte darüber, dass Feuerschwänze in riesigen Schauaqarien - Becken erfolgreich in Gruppen gehalten werden.
Ich kann nur sagen, dass 500l für solche Experimente bei weitem nicht ausreichen, und ein Fisch in Einzelhaltung die anderen Beckeninsassen heftig belästigt. Hier sollte man auf diese sehr schöne Art
bedauerlicherweise verzichten.
Fazit: Wir sollten die vielen Empfehlungen zur Einzelhaltung sehr kritisch überprüfen, und uns überlegen, ob man seinen Fischen damit wirklich einen Gefallen tut.
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Hallo
» Gepostet von krabbler, 20.12.11, 23:08
Guter Artikel bei dem ich fast zu 100% zustimme.
Bei den Feuerschwänzen habe ich andere Erfahrungen gemacht. In meinem 375 l Becken schwimmen seit ewigkeiten 2 Feuerschwänze und harmonieren gut miteinander.
Mfg
Marian
_________________ Es gibt keine Probleme nur Lösungen.
Wer Lust hat kann mein AQ bewerten.[link]
Aquarium neugestaltet
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» Gepostet von lei, 09.12.11, 15:33
Hey Joe,
ich finde deinen Artikel sehr gut! Mache mir seit einiger Zeit darüber Gedanken, wohl weil ich auch schon Erfahrung bzgl. der Haltung von Guppys habe und auch schon ihr Verhalten beobachten konnte wenn sie in Männchen Gruppen u. Weibchen Gruppen leben. Ich habe festgestellt dass die Männchen sich sogar versuchen gegenseitig zu begatten...bei den Weibchen fiel mir auf dass sie anfingen aufeinander loszugehen oder aber sogar in einem Schwarm schwammen, was ich auch als sehr unnatürlich betrachte.
Alles in allem sagt schon mein gesunder Menschenverstand dass eine Haltung von nur einem Geschlecht, besonders bei solch Vermehrungsfreudigen Arten wie den Guppys/Mollys/Platys und co. mehr als fragwürdig ist, würde auch nie jemandem diesen Ratschlag geben.
Dazu reicht es schon auf seine innere Stimme zu hören
Gruß,
Isa
_________________ "Gefährlich ists den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken
Das ist der Mensch in seinem Wahn."
-F.Schiller / Auszug "Das Lied von der Glocke"
----------------------------------------
Jetzt dazugekommen: Garnelen-habitiat [link]
Der gefallene Ast in 30L. Wie gefällt er euch?
[link]
160L Becken [link] Update 15.12.11
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» Gepostet von woody2011, 23.05.11, 21:55
Hallo joe · Gut geschrieben. Ich muss ehrlich zugeben, dass Du mich mit dem Artikel in einigen Punkten zum Nachdenken angeregt hast.
LG
_________________

Kommentar
» Gepostet von AquaFisch100, 21.05.11, 10:00
Hallo Joe,
in den meisten Fällen muss ich dir leider Recht geben,es mag zwar einen manchen Leser abschrecken doch das ist nur die Wahrheit. Sehr gut geschrieben und von mir ebenfalls 10 Punkte!
war schon längst fällig.
Kommentar
» Gepostet von eddiefreddie, 10.05.11, 08:06
Hallo joe,
guter Artikel!
Zum Thema Feuerschwanz kann ich noch diesen Bericht empfehlen: [link]
Gruß
Jan
Kommentar
» Gepostet von Veronika, 08.05.11, 10:11
Hallo Joe,
gut gelungen und du sprichst mir aus der Seele, das mit den Bettas finde ich insofern sehr intressant, da sie für mich Neuland wären.
Ich habe gerade von Kunden Guppys übernommen, die sie aufgrund der Überpopulation abschaffen, was bei mir zu viel wird, gibt es an die Grundeln und das Jagdfieber wird unterstützt.
Vielleicht noch ein Zusatz, die Guppys produzieren ja soviele Kinder, das sie als natürliches Futter in der Natur dienen, geboren um gefressen zu werden, eine natürlich Selektion.
Danke Veronika
_________________ Ein Aquarianer der züchtet,hat immer ein Becken zu wenig. 
Tschüüüsss
Ich züchte/vermehre: diverse Grundeln ,Korallenplatys, Papageienplatys, Endlerguppys,Wildguppys und andere Lebendgebärende Arten,Welse Oryzia,Pseudomugilarten, div.Schnecken u red-fire und einige andere Garnelen, auch Ringelhandgarnelen
nehme gerne eure überzähligen Schnecken
Kannst Du dasv übernehmen für mich?
» Gepostet von joe, 07.05.11, 22:14
Schlagwörter und BB-Codes sind nicht wirklich meine Stärke.Danke, Segel und Gruss, Joe
_________________ jk
Kommentar
» Gepostet von Segelkärpfling, 07.05.11, 20:43
Hallo Joe,
sehr guter Artikel, ich hoffe er regt einige zum Nachdenken an. Die äußere Form, bzw. das Layout finde ich allerdings nicht so gelungen, ich glaube das schreckt einige Leser, die sich vielleicht auch nicht so sehr dafür interessieren, vom Lesen ab. Besser gewählte Absätze, herausmarkieren bestimmter Schlagwörter mit den BB-Codes oder Teilüberschriften würden denke ich das Lesen vereinfachen.
Schöne Grüße + 10-Punkte-Bewertung dafür
Adrian
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17.03.25 | 20:02 Uhr
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