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Sonstige | 31.08.10, 20:45

Digitale Aquarienfotografie - Licht und Farben

Dies ist der zweite Teil der Aquarienfotografie Reihe von Siegfried Bäsler, erschienen in der Vereinszeitschrift des VDA

Ein Artikel von WasserFlo.

Digitale Aquarienfotografie - Licht und Farben
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Digitale Aquarienfotografie - Licht und Farben

Digitale Aquarienfotografie, Licht und Farben
von Siegfried Bäsler
Nachdem wir uns im ersten Teil dieser Artikelserie mit dem Kameraequipment beschäftigt haben, möchte ich in diesem Teil auf die besondere Lichtsituation bei der digitalen Aquarienfotografie eingehen.
Bei der Naturfotografie – zu der die Aquarienfotografie gehört – spielt es eine entscheidende Rolle Farben korrekt wiederzugeben. Unsere Aquarienbeleuchtung ist aber darauf ausgelegt für optimales Pflanzenwachstum oder ideale Lebensbedingungen unserer Tiere zu sorgen und nicht um es uns leicht bei der Aquarienfotografie zu machen.
Darüber hinaus wollen wir unsere Fische mal so fotografieren wie wir sie sehen, oder mal so wie ihre Farben besonders gut zur Geltung kommen. Diesen unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden gelingt nur, wenn wir es schaffen die vorhandene Lichtsituation zu nutzen, beziehungsweise eine erforderliche Lichtsituation herzustellen.

Mit oder ohne Blitzlicht?

„Soll ich meinen Blitz benutzen oder nicht?“ Das ist die erste Frage die mir oft gestellt wird. Ich mache mehr als 90% meiner Aquarienfotos mit einem Blitzgerät. Das ergibt sich schlicht daraus, dass das vorhandene Licht nicht für eine sinnvolle Belichtung ausreicht. Entweder ist die erforderliche Blende zu groß, um genügend Schärfentiefe zu erreichen, oder die Belichtungszeit zu lang, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden, oder die ISO-Zahl (die an der Kamera einzustellende Empfindlichkeit des Sensors) zu hoch, um rauscharme Fotos zu bekommen. Folglich bleibt nur der Einsatz einer geeigneten zusätzlichen Lichtquelle übrig und das ist ein Blitzlicht. Dieses zusätzliche Licht unterscheidet sich aber in der Lichtfarbe unter Umständen von der im Aquarium vorhandenen Lichtfarbe. Geblitzte Fischfotos sehen daher oft unnatürlich aus und können besonders bei einem glänzenden Schuppenkleid störend wirken.
Hier entscheidet der Fotograf durch gezielten Einsatz des Blitzlichtes was er zeigen möchte. Der sichere Umgang mit Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit ermöglicht aber schnell zu ansprechenden Ergebnissen zu kommen. Die in allen Digitalkameras eingebaute Blitzbelichtungsmessung gestattet es dem Fotografen verschiedene Blendenwerte zu benutzen und so zum Beispiel mit größerer Blende und damit einem größeren Anteil an natürlichem Aquariumlicht zu fotografieren. Die Kameras messen - bevor das eigentliche Foto gemacht wird - immer das vorhandene Licht und geben nur das für eine korrekte Belichtung nötig Blitzlicht dazu.
Entscheidend hierbei ist aber die Belichtungssteuerung die der Fotograf vorgibt. Ich möchte Sie alle ermutigen vom vielleicht bequemen Weg der vollautomatischen Belichtungssteuerung hin zu halbautomatischen Belichtungen zu wechseln. Keine Angst das ist viel einfacher als Sie glauben. Probieren sie es aus, es kostet ja nichts außer etwas Zeit. Stellen Sie an der Kamera die Blendenvorwahl / Zeitautomatik ein. Sie ist bei den meisten Kameras bei dem Einstellrad unter „A“, oder „Av“ zu finden. Jetzt stellen sie mit dem Einstellrad die kleinste Blendenzahl ein und machen ein geblitztes Foto von zum Beispiel einer Pflanze. Das gleiche Foto machen Sie mit der nächst größeren Blendenzahl und so weiter, bis die Fotos zu dunkel werden. Beim Vergleich der Fotos werden sie sehen, dass mit größerer Blendenzahl immer mehr Blitzlicht nötig ist und der Anteil natürliches Licht immer geringer wird. Dieses kleine Experiment soll Ihnen zeigen, dass es in der Hand des Fotografen liegt wie viel Blitzlicht für ein Foto verwendet wird. Sie werden auch erkennen, dass mit größerer Blendenzahl (kleinerer Blende)
mehr Schärfentiefe erzielt wird. Bei Makroaufnahmen sind jedoch kleine Blenden unumgänglich, um eine ausreichende Schärfentiefe zu erzielen. Hier lassen sich Mischlichtaufnahmen kaum noch realisieren. Ganz anders ist es bei Aquarienaufnahmen des gesamten Beckens. Hier ist auch bei kleinen Blendenwerten noch eine ausreichendeSchärfentiefe möglich. Bei leicht erhöhten ISO-Werten (bis etwa ISO 400) und offener Blende werden Belichtungszeiten erreicht, die kurz genug sind, um auch ohne Blitzlicht oft
noch zu scharfen Fotos zu gelangen. Ein Blitzlicht ist bei hellen Aquarien oft nicht mehr zwingend erforderlich. Natürlich lassen sich bei solchen Situationen zusätzlich Blitze noch einsetzen, ohne dass die natürliche Belichtung überstrahlt wird.

Farben bei der digitalen Aquarienfotografie.

Das richtige Darstellen von Farben ist von verschiedenen Faktoren abhängig, auf die ich hier näher eingehen möchte. Bei der analogen Fotografie kannten wir Tageslicht- und Kunstlichtfilme um der unterschiedlichen vorhandenen Lichtfarbe gerecht zu werden. Bei einer Digitalkamera übernimmt dies der Weißabgleich. Die Farbtemperatur des Lichtes wird in Kelvin (K)angegeben. Licht mit einem hohen Rotanteil hat eine Farbtemperatur kleiner als 5400K, Licht mit einem hohen Blauanteil hat eine Farbtemperatur von größer als 5400K. Bei der Aufnahme wird von der Kamera die vorhandene Farbtemperatur bestimmt und durch eine Korrektur des Weisabgleichs ein möglicher Farbstich entfernt. Wie mit jeder automatischen Einstellung funktioniert das mehr oder weniger gut. Sobald jedoch ein Blitzlicht benutzt wird, geht die Kamerasoftware davon aus, dass Licht mit einer Farbtemperatur von 5400K vorhanden ist, das ist die Farbtemperatur des Blitzes. Nun ist es schwierig schon bei der Aufnahme zu beurteilen, ob die Kamerasoftware einen sinnvollen Weißabgleich erzielt hat.
Viel einfacher ist es diesen Weißabgleich später bei der Bildbearbeitung gegebenenfalls zu
korrigieren. In der Regel steht deshalb bei mir der Weißabgleich auf „automatischer Weißabgleich“ und wird bei der Bildbearbeitung – die übrigens obligatorisch ist – geringfügig korrigiert. Schwieriger wird es, wenn das Aquarienwasser auf Grund von Lichtabsorption gefärbt ist, dann fehlen anteilig eine oder mehrere Spektralfarben des Lichtes. Wir kennen das von über Torf gefilterten Aquarien, oder von Aquarien mit einer dichten Schwimmpflanzendecke.
Hier hilft oft nicht einmal die Bildbearbeitung zufriedenstellend. Farben, die systematisch fehlen, können nicht wieder „hervor geholt“ werden.
Hier kann nur zusätzliches Blitzlicht den Farbstich mehr oder weniger minimieren. Der einfachste Weg zu korrekten Farben bei der Aquarienfotografie ist und bleibt aber letztlich die Verwendung eines oder mehrerer Blitzlichter. Um trotz des Blitzlichteinsatzes noch zu natürlichen Farben zu gelangen empfiehlt es sich die im Aquarium vorhandene Lichtsituation auch mit dem Blitzlicht zu imitieren. Ein Blitz, der von oberhalb der Wasseroberfläche ins Aquarium leuchtet, gibt ein natürlicheres, von der Wasseroberfläche und von den Pflanzen gestreutes, Licht.
Aber selbst ein in der Kamera integrierter Blitz kann mittels einer Streufolie – im einfachsten Fall durch ein vor den Blitz geklebtes Stück Papiertaschentuch – gestreutes Licht erzeugen und damit zu deutlich natürlicheren Farben führen. Gleichzeitig werden damit zu starke Schlagschatten vermieden, die besonders hässlich auf dem Aquariengrund zu sehen sind. Das so gestreute Licht verteilt sich besser im Aquarium und wird von allen Objekten (Pflanzen, Steine, Wasseroberfläche, andere Fische) reflektiert und sorgt damit für eine
homogenere Lichtsituation. Grenzen des Blitzlichts werden dem Ganzen gesetzt, wenn die Aquarien besonders tief sind. Der rote Anteil des Lichtes wird schon bei einem Lichtweg von einem Meter vom Wasser absorbiert. Hierbei zählt nicht nur die Entfernung des Fisches zur Frontscheibe, sondern der gesamte Lichtweg vom Blitz zum Fisch und vom Fisch zur Kamera. Folglich können keine farbrichtigen Fotos von Fischen in einer Entfernung von etwa einem halben Meter zur Frontscheibe gemacht werden! Hinzu kommen noch Unschärfen, deren Ursache ich im nächsten Teil dieser Artikelserie beschreiben möchte.
Ein schwieriges Thema sind die Lichtverhältnisse in größeren Schauaquarien. Hier ist es oft untersagt zusätzliches Blitzlicht zu benutzen, beziehungsweise sind die Becken so groß, dass ein Blitzlicht sinnlos wird. Hier bleibt dem Fotografen nur übrig sich auf die Gegebenheiten einzustellen. Normalobjektive mit einer guten Lichtstärke (Blende 1,4 oder 1,8 ) erlauben auch noch unter lichtarmen Verhältnissen, bei vertretbaren ISO-Werten (200- 1200 je nach Kamera) zu Belichtungszeiten zu gelangen, die scharfe Fotos ermöglichen. Das Foto gibt dann unseren visuellen Eindruck weitestgehend wider. Farbenprächtige Fotos werden wir unter diesen Umständen aber nicht mehr erzielen können. Physikalische Gesetze lassen sich auch mit einer Digitalkamera nicht brechen!
Um trotzdem zu kontrastreichen Fotos zu kommen, ist es äußerst hilfreich sich der Bildbearbeitung zu bedienen. Durch anheben des Kontrastes und mehr Farbsättigung kann dies zum Beispiel erreicht werden. Auch die Bildbearbeitung gehört selbstverständlich zum Handwerkzeug der digitalen Aquarienfotografie. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte keine künstlichen Fotos erzeugen, sondern die im Foto vorhandenen Informationen nutzen um sie besser und deutlicher darzustellen. Damit sind wir bei einem heiklen Thema der digitalen Aquarienfotografie. Wie viel Aufwand soll bei der Erstellung eines Fotos betrieben werden und was kann die Bildbearbeitung besser erledigen, oder überhaupt erst ermöglichen. Die Themen Licht und Farben werden deshalb noch einmal ausführlich im übernächsten und letzten Teil dieser Artikelserie - wenn es um sinnvolle Bildbearbeitung geht - beschrieben.
Nur soviel schon vorab, „Wir können und müssen viel Sorgfalt bei der Erstellung eines Fotos walten lassen, aber wenn wir optimale fotografische Ergebnisse erzielen wollen, kommen wir um eine Bildbearbeitung nicht umhin“.
Das wird besonders deutlich, wenn es um die richtige
Farbwidergabe geht. Doch bevor wir uns dem Thema Bildbearbeitung widmen, lesen sie in der nächsten Ausgabe der VDA-Aktuell „Digitale Aquarienfotografie, die praktische Umsetzung“.


Legende zu den Fotos „Digitale Aquarienfotografie, Licht und Farben“

Bild
Aquarienfotografie in Meerwasseraquarien erfordert bei größeren Fischen
oftmals nur wenig Blitzlicht um zu optimalen Farben zu gelangen.


Bild
Dieser Fadenfisch (Trichogaster trichopterus) wurde bei 1/30s und Blende 3,5
aufgenommen, der Blitzlichtanteil ist selbst bei diesem dunklen Aquarium nur
noch gering, die natürlichen Farben bleiben erhalten.

Bild
Diese Krustenanemonenkolonie wurde bei Blende 8 aufgenommen. Selbst im
Meerwasseraquarium reicht das vorhandene Licht dann nicht aus, ein weich
gestreutes Blitzlicht sorgt trotzdem für eine natürlich erscheinende
Beleuchtung.

Bild
In großen Schauaquarien gehen die Farben mit zunehmender Beckentiefe
verloren, oftmals ist auch das Fotografieren mit Blitzlicht dort verboten.

Bild
Diese Beckenaufnahme wurde mit bei 1/25s und offener Blende gemacht. Am
oberen Bildrand ist gut zu erkennen welchen Anteil das Blitzlicht zur
Beleuchtung beisteuert.

Bild
Auf Ausstellungen lassen sich oft nur Aufnahmen mit Frontalblitz machen,
nicht immer lassen sich dann Schatten der Fische vermeiden, wie beim Fisch
über dem Stein gut zu erkennen ist.

Bild
In einem dunklen Aquarium ist Blitzlicht unumgänglich um kurze
Belichtungszeiten, keine kleine Blende und leuchtende Farben zu erreichen.

Bild
Bei Blitzlichtaufnahmen ist darauf zu achten, dass das Blitzlicht nicht von der
Beckeneinrichtung zu stark abgeschattet wird, hier verliert sich das Blitzlicht
in der Höhle.

Bild
Extreme Makroaufnahmen sind ausschließlich mit Blitzlicht möglich.

Bild
Sehr starkes Abblenden führt zu einem „Nachteffekt“, alles was weiter entfernt
von Blitz ist erscheint schwarz.


Dieser Artikel ist in der Vereinszeitschrift des VDA erschienen, geschrieben von
Siegfried Bäsler
www.naturundfoto.de


Einen herzlichen dank das dieser Artikel hier erscheinen kann ;)

Bildquelle: Siegfried Bäsler

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