Technik und Zubehör | 07.04.10, 19:15

Warum Ablaichkästen ungeeignet sind

Wenn man die Begriffe "Ablaichkasten", "Netzablaichkasten" oder
"Brutkasten" googelt, findet man jede Menge äußerst fragwürdiger
Produkte im Angebot, die einer artgerechten Tierpflege in jeder Hinsicht widersprechen. Trotzdem liest man in diversen Foren immer wieder, dass besonders Anfänger im guten Glauben diese Produkte benutzen, um ihre Fische nachzüchten zu können.

Ein Artikel von joe.

1.) "Ablaichkästen" sind überflüssig.
In einem gut eingefahrenen, angemessen bepflanzten Aquarium
werden immer wieder Jungfische vieler Arten auf natürliche Weise geboren, die dann im Pflanzenwuchs vor allem an der Oberfläche Schutz und Deckung finden und unter fast naturnahen Bedingungen aufwachsen können. Die Tatsache, dass man auf diese Art besonders bei Lebendgebärenden und Ancistruswelsen oft viel mehr Nachkommen im Becken hat als man wieder problemlos abgeben kann, zeigt, warum es völlig unsinnig ist, die Tiere zusätzlich in einen "Brutkasten" einzusperren. Das gilt auch für einige Barbenarten. Hier kann man durch den Einsatz von passenden Beifischen, z.B. kleinen Hechtlingen oder auch kurzflossigen Kampffischen gegensteuern, ohne dass der Feinddruck auf die Elterntiere zu groß wird. Bei Salmlern entstehen ohnehin kaum Probleme, da viele Arten in Durchschnittsbecken ohnehin nicht nachzüchten und einen gesonderten Zuchtansatz in einem speziellen Becken brauchen.

2.) "Ablaichkästen" lassen kein natürliches Verhalten zu und stressen die Fische ungemein.
Die Idee, ein trächtiges Guppyweibchen in ein solches Gerät zu überführen, stammt aus der Steinzeit der Aquaristik, als man noch viel weniger über die Fähigkeiten und Wahrnehmungen dieser Tiere wusste. Gesunde Guppyweibchen sind sehr aufmerksame und lernfähige Fische mit einem sehr differenzierten Verhaltensspektrum, die genau ihr Umfeld beobachten und sowohl die balzenden Männchen als auch die konkurrierenden Weibchen ständig im Blick haben und mit ihnen kommunizieren. Es ist schlicht Tierquälerei, sie aus diesem Umfeld zu isolieren und in solche Kästen zu setzen.

Bei Welsen wie Ancistrus ist das Vorgehen noch unsinniger. Hier betreiben die Väter eine hervorragende Brutpflege in einer Höhle, um die Jungen dann in die "Freiheit" zu entlassen. Menschliche Hilfestellung ist hier völlig unnötig, genauso wie bei Buntbarschen. Bei ihnen besteht das Reizvolle ja grade darin, dass sie eine differenzierte Brutpflege und somit ihr natürliches Verhaltensspektrum zeigen können. Für Labyrinther gilt das gleiche.

3.) "Ablaichkästen" sind unhygienisch und damit schädlich für Eltern und Nachwuchs.
In solchen Behältnissen befindet sich im allgemeinen "stehendes Wasser", daran können auch die Belüftungsschlitze an der Seite nichts ändern. Der natürliche Durchfluss findet nicht statt. Auf dem Boden sammeln sich schnell Reste von Staubfutter oder tote Artemialarven an. Die Wasserqualität kippt schnell und gefährdet so die Insassen. Es gibt Aquarianer, die deshalb diese Behälter täglich reinigen, was den Stress für die darin befindlichen Tiere zusätzlich immens erhöht.

4.) Fazit.
Hände weg! Wer Fische nachziehen will, sollte sie entweder auf fast natürliche Art im Aquarium groß werden lassen oder ein Zuchtbecken mit angemessener Einrichtung und den entsprechenden Wasserwerten bereitstellen. Ich selbst würde einen solchen Kasten heute nur noch unter einer Bedingung einsetzen: Wenn mir ein sehr seltener und gefährdeter Jungfisch einer besonderen Art im Becken auffällt, den ich für ein paar Stunden oder einen Tag von den restlichen Fischen trennen muss, bis ich eine Ausweichmöglichkeit gefunden habe.

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